Ihr Herz schlägt für die Notfallmedizin und zwar laut und deutlich. Das wird im Gespräch mit Corinna Dreyer sehr schnell klar. „Im wirklichen Leben“ ist sie ausgebildete Krankenschwester. Darüber hinaus auch noch Rettungssanitäterin, Zug- und Verbandführerin beim Deutschen Roten Kreuz, auch eine Fortbildung zur organisatorischen Leiterin Rettungsdienst, kurz OrgL, hat sie dort absolviert. Außerdem ist sie Mutter und leidenschaftliche Hobbysängerin beim Jülicher Chor Soluna. Aber vor allem, und das ist ihr ein besonderes Anliegen, ist Corinna Dreyer beim DRK als Blutspendebeauftragte für den Kreisverband Jülich zuständig.
Gemeinsam mit zwei Linnicher Kollegen koordiniert sie die Blutspendetermine in ihrem Bezirk. Dieter Reitz und Anna Justen aus Linnich sind für die vier Termine in Linnich, Titz, Inden und im Jülicher Berufskolleg zuständig. Corinna Dreyer managt die Termine für Koslar, Jülich, Aldenhoven und das Krankenhaus Jülich. Eben dort hat sie 25 Jahre lang als Krankenschwester ihren Dienst versehen. Nach einem kurzen Intermezzo von einem Jahr in einer Arztpraxis zieht es sie nun zurück in die Klinik. Ab Juli wird die Notaufnahme einer Mönchengladbacher Klinik ihr neuer Wirkungskreis. „Ich habe es einfach vermisst und freue mich jetzt total auf das große Haus. Notfallmedizin macht einfach Spaß“, stellt Corinna Dreyer lachend für sich fest.
Zurück zur Blutspende: Da heißt es zunächst einmal, das Helferteam zu koordinieren. In ihrem Fall ist das der leichteste Teil der Übung, denn Corinna Dreyer kann sich über „eine Mega-Helfertruppe“ freuen: „Unser Team ist einfach herausragend. Das ist ein Selbstläufer.“ Angefangen beim Jugendrotkreuzler bis hin zur sage und schreibe 97-jährigen Freiwilligen sind sie ein eingeschworenes Trüppchen, das sich auf die jährlichen Termine freut. Für die Blutabnahme selbst sind Fachleute zuständig. Auch Arzt oder Ärztin sind immer anwesend, um zu bestätigen, dass die potentiellen Spender dazu gesundheitlich in der Lage sind.
Neben den Spendeterminen organisiert Corinna Dreyer alle zwei Jahre die Ehrungen für altgediente Spenderinnen und Spender. Auch Feste für die Freiwilligen werden im Hause Dreyer vorbereitet. Da sieht das Wohnzimmer dann schon mal wie „ein großes buntes Geschenkeparadies“aus. Bei den Feiern selbst steht sie lieber im Hintergrund und verteilt die Gaben, muss sie lachend zugeben. Rund 160 Personen kommen zu jedem Blutspendetermin. Mehr wären schöner, weist Corinna Dreyer eindringlich auf die Wichtigkeit der freiwilligen Blutspendetermine hin. Wer wenn nicht eine Krankenschwester aus der Notaufnahme könnte das beurteilen?
Die verschiedenen Perspektiven von der Krankenschwester auf der Station und der in der Notaufnahme, von der Sanitäterin, die beim Unfall vor Ort ist, und die der koordinierenden Organisatorin im Hintergrund unterscheiden sich bisweilen sehr. Sie alle zu kennen, findet Corinna Dreyer sehr hilfreich. „Es fördert einfach das gegenseitige Verständnis“, so die schlichte Feststellung. Eine weitere Sichtweise, nämlich die der Verletzten, ist als Darstellerin in Simulationen für das Jugendrotkreuz hinzugekommen.
Angefangen hat alles mit einem Schulpraktikum in der Kinderkrankenpflege. Danach stand für die Schülerin schnell fest: Das ist es. Einen Ausbildungsplatz zu finden, erwies sich in den 1990er Jahren als einigermaßen schwierig. So wurde es dann die „normale“ Krankenpflege. Für die Spezialisierung auf Kinder fand sie keine Ausbildungsstelle. Noch während der Ausbildung sagte ein Kollege, der im Rettungswagen seinen Dienst tat: „Fahr doch mal mit.“ Damit nahm die Geschichte ihren Lauf. Corinna Dreyer war Feuer und Flamme. Dass sie sozusagen im Rettungswagen auch ihren späteren Ehemann kennenlernte, der übrigens heutzutage als ehrenamtlicher Notfallmediziner unterwegs ist, war dann irgendwie folgerichtig. Auch dass er für sie seine Heimat im hohen Norden verließ, entbehrt nicht einer gewissen Logik. „Ich wollte nach der Ausbildung so gerne in den Norden, am liebsten nach Bremen“, erinnert sich Corinna Dreyer. Statt der Hanse- blieb es die Herzogstadt für die gebürtige Koslarerin, aber dank familiärer Bande gibt es wenigstens regelmäßige Reisen nach Norddeutschland. Gemeinsam sind die beiden allerdings selten im Rettungsdienst anzutreffen. Und wenn doch, gibt es eine strikte Trennung. „Er Blutdruck, ich Öldruck“, grinst Corinna Dreyer.