Brigitte Habig war eine Frau von Format: Aufrecht und selbstbestimmt stand die zierliche, energiegeladene mitten im Leben. Sie erkannte Potentiale und hatte im besten Sinne die Fähigkeit, Menschen zueinander zu führen.
Obschon in Rödingen zu Hause waren ihre (Ver-)Bindungen zu Jülich groß. Sie gehörte vor 32 Jahren zu den Müttern des Kunsthandwerkerinnen-Marktes. Frauenförderung war ihr ein großes Anliegen und so wurde die Idee geboren, für Frauen eine Plattform zu entwickeln, die Kontakt, Austausch und Kooperation fördert mit dem Ziel, Existenzgründung im Kunst und Kulturbetrieb zu ermöglichen. Die Kooperation mit der Gleichstellungsstelle der Stadt Jülich erwuchs aus ihrem Engagement für den Verein „Frauen helfen Frauen“. Gegründet wiederum in Jülich und mit Brigitte Habig im ersten Vorstand. Dabei war die „große Bühne“ nicht ihre Sache. Brigitte Habig blieb immer lieber im Hintergrund. Von dort aus unterstütze sie die Frauenbewegung, bestärkte mutiges Verhalten von Frauen, die verantwortliche Positionen bekleideten. Geschätzt wurde ihr stets offenes Ohr und ihr Rat, den sie mit viel Empathie zu geben wusste.
Außerdem gehörte Brigitte Habig zum Team von „Jülich Information“, dem Vorgänger-Verein des Stadtmarketing Jülich e.V., der sich als erster zur Aufgabe gemacht hatte, ein touristisches Programm für die Stadt aufzulegen und eine Anlaufstelle für Gäste der Herzogstadt zu bieten.
Zuerst gehörte Brigitte Habigs Liebe dem geschriebenen Wort. Nach dem Abitur in Frankfurt beschritt sie als Bibliothekarin den Weg ins Berufsleben. Die bildende Kunst kannte sie damals aus den bedeutenden Ausstellungen der Großstadt und dem Elternhaus, in dem vor allem gegenständliche Landschaftsbilder die Wände zierten. Als Kaufmann kam ihr Vater zu den Bildern „nicht weil er so kunstliebend, sondern weil er so menschenliebend war“, nämlich immer dann, wenn eine ausstehende Rechnung nicht bezahlt werden konnte. So erzählte sie es und auch, dass sie schon immer eher auf moderne Kunst ihr Augenmerk gerichtet hatte. Widmen konnte sie sich ihr schließlich in ihrer eigenen Galerie. Stets besondere Ausstellungen mit erneutem Brückenschlag nach Jülich waren jene mit der „Kunst von zweiter Wand“. Hierfür nahm Brigitte Habig Kunstspenden von Privatleuten entgegen, die sie gegen eine Mindestspende (höher ging immer) abgab. Der Erlös ging an „ihren“ Verein „Frauen helfen Frauen“.
Bis zuletzt lebte Brigitte Habig in ihrer „Alten Weberei“, dem Ort, den sie über Jahrzehnte zu einem Kunstmekka entwickelte. Ein Refugium im 1300-Seelen-Ort Rödingen, dessen Instandhaltung sie weitgehend vom Anstrich bis zur Sanierungsarbeiten selbst übernahm. „Schließlich bin ich eine ein-Frau-Mannschaft“, sagte sie. Energie mal Kraft mal Selbstbewusstsein, so ließe es sich vielleicht beschreiben. Am Ende raubte die Krankheit ihr die Kraft.