Mehr als sechs Meter hoch ragt er in die Höhe und hält – je nach Wetterlage und Perspektive – die Sonne in seiner stählernen Hand. Der „Sonnenfänger“ vor dem Gebäude des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist wahr gewordene Vision. Am Dienstagmittag wurde die gigantische Skulptur offiziell und begleitet von reichlich Dankesworten eingeweiht. Aufgestellt wurde der Sonnenfänger bereits im Juni, seine Werdens-Geschichte ist eine noch deutlich ältere.
Geboren aus der visionären Idee des einstigen stellvertretenden Jülicher Bürgermeisters Peter Schmitz Forschung und Geschichte quer durch Jülich mit „Wegen der Kunst“ zu verbinden, gab Rudolf Vaasen dem Sonnenfänger Gestalt.
Genau 6,34 Meter in der Höhe misst die Stahlfigur und bringt stolze 3,6 Tonnen auf die Waage. Um erfolgreich seinen Weg beschreiten zu können, braucht ein solcher Riese am besten gleich mehrere Mütter und Väter. Federführend in der Umsetzung ist der Initiativkreis „Neue Kunst im öffentlichen Raum“, der sich 2016 um Peter Schmitz gründete. Dahinter verbergen sich der Förderverein Festung Zitadelle, der Geschichtsverein und der Kunstverein Jülich. Gemeinsam, und mit tat- sowie finanzkräftiger Unterstützung der Hans-Lamers-Stiftung, der Kultur- und Naturstiftung der Sparkasse Düren und vielen Einzelspendern, ist es gelungen, das Projekt zehn Jahre nach der ersten Idee Wirklichkeit werden zu lassen.

Weitere Väter des Sonnenfängers brachte Dr. Rüdiger Urban, Vorsitzender des Fördervereins Festung Zitadelle, ins Spiel: Neben den bereits erwähnten Peter Schmitz und Rudi Vaasen sei unbedingt auch Sönke Rath, dessen Beziehungen schließlich dafür gesorgt hätten, dass man überhaupt eine Firma (nämlich Kerschgens aus Stolberg) gefunden habe, die Stahl in der benötigten Größe habe schneiden können. Auch Architekt Norbert Freudenberg kam in Urbans Dankesworten zu Vaterfreuden. Schließlich sei ihm die ebenso stabile wie sparsame Anordnung auf dem symbolträchtigen Sockel, der den fünfeckigen Jülicher Stadtgrundriss darstelle, zu verdanken. Bürgermeister Axel Fuchs dürfe sich wegen der treuhänderischen Verwaltung der Spendengelder ebenso als Vater betrachten, befand Urban.

„Einen großartigen Tag für unsere Stadt“, nannte der Bürgermeister diesen Tag der Einweihung, der nicht nur für ihn zudem sehr emotional sei. Weder Rudolf Vaasen noch Peter Schmitz konnten die „Geburt“ des Sonnenfängers noch erleben. „Ich habe Rudi versprochen, dass der Sonnenfänger kommen wird“, blickte Fuchs zurück. Und erzählte dann noch schmunzelnd von seiner ersten Begegnung mit einem „kleinen Pasqualini“, den ihm Maria Fernandez vor zehn Jahren in die Hand drückt. Behalten hätte er die „große Kunst“ nicht dürfen, hätte Museumsleiter Marcell Perse schnell und eindeutig klargemacht.
Ebenso wie der Sonnenfänger ist auch der von Maria Fernandez geschaffene Pasqualini auf dem Marktplatz inzwischen Realität. Gemeinsam repräsentieren beide Figuren die „gelungene Kooperation“ zwischen historischer Festungsstadt und moderner Forschungsstadt, so Urban. Mehr Verbindendes ergänzte DLR-Direktor Professor Bernhard Hoffschmidt: „Kunst und Wissenschaft ist das Streben nach Wahrheit und Erkenntnis gemein.“ Das DLR sei deshalb genau der richtige Standort für den Sonnenfänger, denn genau darum ginge es auch in der Forschung. Und davon einmal abgesehen, hat Rudolf Vaasens Sonnenfänger mit dem noch deutlich höheren Solarturm des DLR einen „großen Bruder“ der ebenfalls die Strahlen der Sonne und ihre lebensspendende Energie einfängt.
Der nächste Schritt in der „nicht ganz einfachen Umsetzung von Visionen in Wirklichkeit“, wie es Guido von Büren umschrieb, wird die Aufstellung des Werkes von Ernesto Marques auf dem Schlossplatz sein. Was die Jülicher dort erwartet, wurde nicht verraten, aber Rüdiger Urban war sich sicher: „Man wird begeistert sein.“ Insgesamt sollen es fünf Skulpturen sein, die auf ihrem Weg vom Brückenkopfpark bis zum Solarturm Jülicher Historie mit Forschung und Gegenwart verbinden.