Stets aufrecht, lächelnd und am liebsten bescheiden im Hintergrund. Heinrich Röttgen-Burtscheidt war ein Herr, Unternehmer, Vereinsmensch und tief mit der Stadt Jülich verwoben. Sein Onkel und Namensvetter Heinrich Röttgen war Kaufmann und Bürgermeister in Jülich, seine Mutter Anne stammte aus der Gold-Schmiedefamilie Woltz. Heinrich Röttgen-Burtscheidt war der letzte, der die „Textildynastie Röttgen“ aufrecht erhielt, die seit 1840 die Damen und Herren in Jülich stilvoll bekleidete. 1998 zog er sich aus dem Geschäft und in den Ruhestand zurück. Dennoch blieb er Teil des öffentlichen Lebens, war gern gesehener Gast bei den offiziellen Veranstaltungen der Stadt. Zuletzt lebte Heinrich Röttgen-Burtscheidt im Schirmer-Quartier, wo er jetzt mit 95 Jahren starb.
Eigentlich wollte er Religionslehrer werden. Nach den Kriegswirren und dem Abitur brach er nach Bonn und Freiburg auf. Diesen Plan konnte er aus finanziellen Nöten nicht verwirklichen. Er kam nach Jülich zurück, folgte den Fußstapfen seines Onkels Heinrich, ließ sich zum Kaufmann ausbilden und stieg ins „Modehaus Röttgen“ ein.
Noch in anderer Hinsicht war der Eintritt in das Familienunternehmen lebensverändernd: Hier lernte er die Auszubildende Maria Lorentz kennen. Mit der Liebe seines Lebens verlobte er sich 1956 und konnte 1959 in der Propsteikirche heiraten – allerdings erst nach dem letzten Tag des Winterschluss-Verkaufs im düsteren Februar. Das Geschäft, das er 1965 nach dem Tod des Onkels weiterführte und ausbaute bestimmte über alle Berufsjahre das Arbeits- und Privatleben der Familie. Das galt auch für die vier Kinder, für die das Geschäft an der Kölnstr. 7 entsprechend Lebensmittelpunkt war. In Spitzenzeiten zählte das Unternehmen über 30 Angestellte. Noch heute sprächen die ehemaligen Angestellten mit großem Respekt von „ihrem Chef“.
Über seinen eigenen Betrieb hinaus engagierte sich Heinrich Röttgen-Burtscheidt. Das Gründungsmitglied der Werbegemeinschaft wurde 1992 mit dem „Goldenen Apfel“ von der Kaufmannschaft ausgezeichnet. Bereits 1989 würdigte die Historische Gesellschaft Lazarus Strohmanus die „Muttkrat“ mit dem Hexenturm-Orden.
Als langjähriger Kirchenvorstand der Propsteikirche war ihm die Errichtung der Mariensäule auf dem Kirchplatz ein wichtiges Anliegen. Darüber hinaus war er Mitglied der St. Antonii- und St. Sebastiani-Armbrust-Schützenbruderschaft, der Joseph-Kuhl-Gesellschaft sowie dem Lionsclub.
Die Exequien werden am Mittwoch, 17. September, um 11.30 Uhr in der Propsteikirche gefeiert. Anschließend ist die Beerdigung auf dem Friedhof Merscher Höhe.