Requisiten aussuchen, Regie führen, soufflieren und auch schon mal mit Pinsel, Make-up und falschen Wimpern hantieren – es gibt kaum eine Aufgabe hinter den Kulissen, die Claudia Cormann-Wiersch noch nicht übernommen hat. Am allerliebsten aber schlüpft sie selbst in andere Rollen. „Das Auf-der-Bühne-Stehen, das ist es!“
Ihre Begeisterung fürs Theaterspielen geht tatsächlich so weit, dass sie „das eigentlich beruflich machen wollte“. Noch zu Schulzeiten vom Theaterfieber gepackt hat sich Claudia Cormann-Wiersch schon vor dem Abitur bei diversen Schauspielschulen beworben. Aus Bochum kam dann die Einladung zum Vorsprechen. Spätestens da „ging meinen Eltern ein bisschen die Düse“, lacht sie rückblickend. Trotz aller Skepsis: Die Eltern fuhren mit Claudia ins Ruhrgebiet. Gemeinsam sah sich die Familie die potentielle neue Wirkungsstätte an. „Das war irgendwie komisch da“, erinnert sich Cormann-Wiersch. Hinzu kam, „mitten im Abi“ drei verschiedene Rollen lernen zu müssen. Zusammengenommen waren das dann doch zu viele Hindernisse, und sie entschied sich gegen Bochum. Dem Theater ist Claudia Cormann-Wiersch seither aber immer treu geblieben. Nach einem kurzen Intermezzo bei einer Kirchberger Theatergruppe ist die leidenschaftliche Hobby-Darstellerin seit 1986 Teil des Ensembles der Bühne 80. Bereits ein Jahr später hat sie selbst eine Rolle gespielt.
Im Hauptberuf ging es allerdings in eine ganz andere Richtung: Claudia Cormann-Wiersch ist Physiotherapeutin, Osteopathin und Heilpraktikerin für Physiotherapie. Wie das zusammenpasst? Ganz hervorragend, versichert sie: „Da gibt es viele Überlappungen. Beim Theater macht man auch viel Körperarbeit.“ Der großen Theaterkarriere trauert sie nicht nach, eher im Gegenteil. „Es ist schon gut, dass das ein Hobby geblieben ist“, so die Erkenntnis nach ein paar Einblicken in den professionellen Bühnenalltag eines ehemaligen Ensemble-Mitglieds.
Jeden Freitagabend trifft sich die Bühne 80. Aktuell wird noch nicht geprobt. Dafür laufen die Vorbereitungen für den Auftritt der Truppe beim Pasqualini Zeitsprung Festival Anfang August auf Hochtouren. Noch ist die Entscheidung für das passende Stück nicht endgültig gefallen, verrät Claudia Cormann-Wiersch. Und sie als Vorsitzende des Vereins Bühne 80 e.V. habe da auch nicht mehr zu sagen als die anderen Mitglieder. „Das ist immer eine Gruppenentscheidung“, erläutert die Vereinsvorsitzende, die inzwischen jedes Stück vorher liest, bevor sie dafür stimmt. In der Vergangenheit habe sie das nicht getan und sich auch schon mal falsch entschieden.
Ist die Wahl getroffen, heißt es lernen, lernen, lernen. Schließlich muss der Text sicher sitzen, um die Rolle überzeugend spielen zu können. Gibt es einen Trick dafür? Lachend zuckt Claudia Cormann-Wiersch die Schultern und stellt fest, dass das eine ziemlich individuelle Angelegenheit sei. Sie lerne eher „fotografisch“. Die Erinnerung an das Textbild helfe oft weiter. Und wenn es auf der Bühne doch einmal hakt? Dann dürfe man auf keinen Fall „aus der Rolle fallen“. Das würde ja auch die Kollegen aus dem Konzept bringen. Schlimmstenfalls wird ein bisschen improvisiert, bis man sich wieder gefunden hat, stellt sie mit der Routine der erfahrenen Schauspielerin fest. So hat sie im Laufe der Jahre gelernt, dass es wichtig sei, „nicht am Text zu kleben“. So richtig lernen würde man die Worte ohnehin erst beim Spielen, wenn die Handlung dazukommt. Wenn der Text erst mal verinnerlicht sei, dann könne man auch gut spielen. „Wenn man den Text nicht kann, kann man sich nicht aufs Tun konzentrieren.“ Und das sei „sooo wichtig“.
Vor allem die Mimik sei entscheidend. Einmal in einer Pantomime mitzuwirken, könnte sie sich vorstellen. Und auch ein weiteres Mal eine kleine Filmrolle zu übernehmen, wäre sicher interessant. Als Komparsin in der „Letzten Hexe“ hat Cormann-Wiersch ins Filmbusiness hineingeschnuppert. „Das ist Wahnsinn, worauf man alles achten muss beim Film“, so ihr Fazit. Grundsätzlich ist die Filmerei aber nicht so ganz ihre Sache – zu wenig Kontakt mit dem Publikum. Sie braucht einfach die „direkte Rückmeldung“ aus dem Auditorium.
Eine Traumrolle hat sie nicht, und auch das Genre ist ihr nicht so wichtig. „Ich habe einfach unglaublich Spaß daran, den Leuten eine gute Zeit zu bescheren“, bringt Claudia Cormann-Wiersch ihre Begeisterung fürs Theater auf den Punkt.