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Musik(Schule) im Blut

„Vom Schüler zum Schulleiter“ wäre doch eine passende Überschrift, erklärt Bernhard Dolfus. Oder „Vom Zero zum Hero“, wie sein Stellvertreter Jörg Tetzlaff vorschlug. 50 Jahre Musikschule Jülich feiern beide in diesem Jahr. Bernhard Dolfus ist so gut wie von Anfang an dabei. Zunächst als Auszubildender, nun jedoch als erster Mann der Schule.

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Bernhard Dolfus. Foto: Arne Schenk
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Obwohl Bernhard Dolfus spürbar nicht gerne in der ersten Reihe steht. Seine Rolle spielt er eher im Hintergrund. Als Strippenzieher. Als Administrator und Organisator. Und als Netzwerker. Die Musik lag ihm ohnehin seit jeher im Blut. Sein Vater war bereits Organist und Chorleiter in seinem Geburtsort Selgersdorf. Allerdings schlugen bei Bernhard immer zwei Seelen in der Brust: Neben der Klangwelt war es der Sport. Insbesondere Fußball hatte ihn seit Kindesbeinen magisch angezogen. Und so pendelte er stets zwischen diesen beiden Universen hin und her. „Mein erstes Instrument war die Persil-Trommel“, erinnert sich der jetzige Musikschulleiter an seine Anfänge. „Eine Schnur drum gehängt.“ Holzstöcke waren in der heimischen Schreinerei kein Problem. So sei er einst als Junior zuhause über den Hof spaziert und habe getrommelt. Wahrscheinlich hatte er auch das Bild des Trommler- und Pfeifferkorps damals vor Augen, das diszipliniert durch den Ort stolzierte.

Parallel dazu spielte er jeden Tag Fußball, auch im Verein. Das Clubheim in Selgersdorf diente gleichzeitig als Probestätte für das Daubenrather Trommler- und Pfeifferkorps. So kam es, dass der etwa 10-jährige Bernhard im der Tür stehen blieb, um den Klängen des Korps zu lauschen. „Na, Jung, willste auch Trommel lernen?“, fragte Tambour-Major Josef Klinkenberg. Ein ehrfürchtiges „Ja“ war die Antwort. Ein Jahrzehnt sollte er dabeibleiben. Beim Unterricht und den Proben blieb es natürlich nicht, und so hetzte er bald vom Fußballplatz zu Konzerten. Zudem stand zuhause ein Klavier, an dem seine Brüder lernten. Bernhard setzte sich an daran und versuchte, verschiedenes nachzuspielen. Vieles nach Gehör. Besonderen Spaß hatte er, wenn er bei Beatles-Songs kleine Melodieparts oder Tonpassagen auf dem Klavier umsetzen konnte.

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Mit 14 Jahren äußerte er den Wunsch, Unterricht zu erhalten. Just zu diesem Zeitpunkt erfuhr er, dass in Jülich eine neue Musikschule eröffnet wurde. Aufgrund seiner Vorkenntnisse brauchte er nicht lange zu warten und wurde vorzeitig aufgenommen, etwa ein halbes Jahr nach Gründung der Musikschule. Er erhielt Klavierunterricht bei Franz Töller. Und weil seine Affinität zur Musik nicht bei Blockflötenunterricht, der Mitgliedschaft bei Cover- und Rockbands wie den Golden Arrows, deren Musiker später Stingray gründeten, oder dem autodidaktischen Erlernen von Gitarre und Bass endete, sollte es ein Studium sein. Prof. Ilana Schapira bereitete ihn darauf vor. Nach dem Studium des klassischen Klaviers mit dem Ziel Allgemeine Musikerziehung (AME) für Drei- bis Neunjährige und den Zweitfächern Schlagzeug und Gesang sowie einer Abschlussarbeit über Big Band Arrangements bei Prof. Wolfgang Breuer übernahm er eine Stelle als Klavierlehrer in einer Musikschule im Kreis Neuss sowie auch bei der Musikschule Jülich, zu der er immer Kontakt hielt und dort auch sein mehrmonatiges Praktikum absolvierte.

Parallel hatte sich eine weitere Musikleidenschaft herausgebildet: die Tontechnik. Unter anderem machte er mit dem Musiker Jürgen Müller in Aachen das Tonstudio Pink Noise auf. Drei Tonstudios hat er seither eingerichtet. Als er sich beim Fußballspielen einen Arm brach, machte er einen Schnitt im Leben und konzentrierte sich neben der Tonstudioarbeit auf seine eigene kleine Familie und die Arbeit in der Jülicher Musikschule, gründete dort die Jazzcombo, schrieb Arrangements für mehrere Musicals von Melani Becker und übernahm dabei die Tontechnik. Auch begann er Anfang der 90er, die Lehrerkonzerte sowie den Messias und die Bachpassion mitzuschneiden und davon Cassetten zu produzieren, um die aufwändigen Projekte zu refinanzieren.

Nach diversen Leitungswechseln und dem Umzug der Musikschule an den jetzigen Standort im Schulzentrum an der Linnicher Straße 2014 übernahm Bernhard Dolfus zunehmend administrative und organisatorische Aufgaben und letztlich auch die Schulleitung. „Die Schüler stehen bei mir an erster Stelle.“ Als Mann der vielen Disziplinen weiß Bernhard Dolfus über die Stärken und Anforderungen der verschiedenen Instrumente bestens Bescheid. Wunderbar dokumentiert dies der Anruf eines Vaters, der seinen Sprössling an der Musikschule unterbringen und die Lage dort ausloten möchte. Dolfus hört sich ruhig die Voraussetzungen an und erklärt kurz die Konditionen, geht geduldig auf Wünsche und Interessen ein und steckt daneben auch die zeitlichen Rahmenbedingungen ab.
Die Möglichkeit, vor Ort einmal vorbeizuschauen und das ein oder andere Instrument auszuprobieren, besteht immer. Letztlich müsse jeder für sich selbst herausfinden, welches überhaupt in Frage kommt. Oder ob die Lehrkraft passt. Beispielsweise beim Tag der offenen Tür am Sonntag, 26. März, von 15 bis 18 Uhr. Schnupperstunden und Probeunterricht werden zudem angeboten. Es gebe sogar eine Probezeit, in der formlos gekündet werden kann.

Die Disziplin habe sich allerdings stark verändert. Früher sei es für Schülerinnen und Schüler eine Pflicht gewesen, zum Unterricht zu kommen und auch Theorie zu erlernen. Heute wäre es wichtiger, dass das Erlernen eines Instruments Spaß bereite. Am besten sei beides: qualifizierter Unterricht, der Spaß macht. „Nichtsdestotrotz muss man eine gewisse Disziplin an den Tag legen. Ohne üben geht eigentlich nix, sich selbst zu disziplinieren.“ Niemand könne sich an ein Klavier setzen und es direkt beherrschen. (

Infos unter www.juelich.de/musikschule


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