Start Hintergrund Neujahrsansprache zum Stadtmarketing-Preis 2024

Neujahrsansprache zum Stadtmarketing-Preis 2024

Ansprache von Wolfgang Hommel, Vorsitzender des Stadtmarketing e.V., zum Neujahrsempfang von Stadtmarketing e.V. und Stadt Jülich

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Wolfgang Hommel. Foto: Dorothée Schenk
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Schön, dass Sie so zahlreich gekommen zu unserem Neujahrsempfang sind, damit wir gemeinsam diesen Rathaussaal heizen! Im Namen des Vorstand von Stadtmarketing Jülich Verein wünsche ich Ihnen ein gutes neues Jahr – ohne zu viele böse Überraschungen.

Zum Jahreswechsel resümiert man das vergangen Jahr und beschäftigt sich mit dem neuen. So halten wir das auch heute.
An dieser Stelle möchte ich also zurückblicken auf das vergangene Jahr 2023. Um es auf einen Nenner zu bringen: Unsere Stadt ist in Bewegung.

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Das wird allen deutlich an der Zahl der Baustellen. Den direkt Betroffenen dauern sie alle viel zu lang, bringen Umwege, mehr Verkehr hier, keine Parkplätze dort, mehr Lärm hier und zu viel Ruhe in mancher Einkaufsstraße. Chronisten werden später schreiben: In diesen Jahren veränderte sich Jülich rasant. Heute haben einige Schwierigkeiten, angesichts der Dimensionen und der Zahl der Baustellen, den Überblick zu behalten. Im Herbst forderte eine Ratsfraktion von der Verwaltung eine Aufstellung über die vielen laufenden Maßnahmen in allen Bereichen mit dem Ziel einer Gesamtstrategie.

Das können wir vom Stadtmarketing nur unterstützen. Ansonsten überkommt mich manchmal die Angst, das der Überbau verloren geht – um im Bild zu bleiben.
Denn
– der Spagat zwischen Bewährtem und Modernem muss ausgehalten und bestanden werden,
– der Zusammenhalt im Menschlichen gerät bei der Auseinandersetzung über besondere Einzelprojekte in Gefahr,
– das Gleichgewicht zwischen Stadt und Dörfern gewahrt bleiben
– und die Markenkerne unseres Slogans „Historische Festungsstadt – Moderne Forschungsstadt“ beachtet und möglichst weiter entwickelt werden. Dazu später mehr.

Kurz zum Stadtbild: Zwischen den Überlegungen, dem Wiederaufbau Jülichs mehr Geltung als Denkmal zu verschaffen und der Investition in achtgeschossige Bauten in der Innenstadt – da liegen Welten. Bei allem Verständnis für die Diskussion über Details fehlt mir häufig die Einordnung in das große Ganze, also in das Gesamterscheinungsbild unserer Stadt.
Und es ist so viel in Bewegung:

Deshalb lade ich Sie zu einer kleinen gedanklichen Runde über unsere Baustellen ein:
Beginnen möchte ich in der Kurfürstenstraße, obwohl man dort äußerlich keine Baumaßnahmen sieht:
Unser Krankenhaus: Nach der Insolvenz stand die Suche nach einem neuen Träger an. Unser Verein positionierte sich mit einem 10-Punkte-Papier für den Standort Jülich. Einspringen musste die Stadt Jülich als Träger – auch eine große Stadtmarketing-Maßnahme. Bürgermeister und Rat der Stadt sei an dieser Stelle ausdrücklich für ihren Mut gedankt!
Im Stadtgespräch unseres Vereins mit der Lokalredaktion der Jülicher Zeitung im Oktober fand das Thema großes Interesse. Dabei wurde aber auch klar, dass wir den Verantwortlichen eine glückliche Hand wünschen müssen, um die Existenz zu sichern, ohne die Finanzen der Stadt auf Dauer zu beanspruchen. Und dazu bedarf es auch der emotionalen Unterstützung von uns allen.

Zum Markenkern Forschungsstadt: Ich glaube: 2023 gab es hier nur gute Nachrichten: Mehr Forschungsmittel, Zuwendungsbescheide, Institute, Gebäude, Mitarbeiter: FZJ und Wasserstoff-Cluster, FH, DLR, BrainergyPark, TZJ – über all Baumaßnahmen – ich will und kann die Meldungen nicht alle aufzählen – alle hatten Positives, auch im Rahmen des Strukturwandels, zu vermelden.
Ein Manko aus Sicht des Stadtmarketings bleibt die Sichtbarkeit für Besucher und Bewohner: Von manchen Ortseingang bis ins Zentrum findet man keinen Hinweis auf dieses absolute Alleinstellungsmerkmal unserer Stadt. Es wäre an der Zeit für Willkommensschilder in der Forschungsstadt – bis zu einem „Wappen“-Baum der Forschungseinrichtungen auf dem Schlossplatz.
Hier begegnet man dem zweiten Markenkern Festungsstadt. Hier sind die Baustellen eher im Bereich der Erkenntnis angesiedelt.

Nicht nur: Auf dem Kirchplatz wurde die römische Kastellmauer gefunden – ein fundamentaler Baustein unserer Geschichte!

Unsere Historie wurde im letzten Jahr vom Jülicher Geschichtsverein mit dem internationalen Projekt StadtRäume herausragend in Szene gesetzt. Für das EU-finanzierte Projekt war die Wertschätzung in Brüssel und beim Fachpublikum spürbar. Hier vor Ort gab es ein Bündel von Veranstaltungen zum Thema „Zwischenkriegszeit“ 1919-1939, – manchmal hätte man sicher mehr Publikum gewünscht. In der Ausstellung in der Zitadelle werden weiterhin die vielen – auch für heute interessanten Aspekte präsentiert und Publikationen sind in Vorbereitung.

Thema: Denkmalbereichssatzung, Gestaltungssatzung: Hier wurde voriges Jahr der Startschuss zur Neuerarbeitung gegeben und angekündigt, dass in diesem Jahr die Satzungen verabschiedet werden müssten. Die Diskussion über diese wegweisenden Entscheidungen sind in der Öffentlichkeit noch nicht angekommen, dabei ist eine gründliche Erarbeitung für unsere Stadtentwicklung und damit für das Stadtmarketing eminent wichtig. Wir müssen uns einig werden darüber, welches Stadtbild unsere Stadt in Zukunft prägen soll – und das auf breiter Basis.

Festungsstadt: Zur Präsentation ist im Rahmen des InHK ein Festungspfad vorgesehen. Dazu wäre der Ausbau Jakobsbastion (unterm Kindergarten) zum Anlaufpunkt bei Führungen durch die Festungsstadt sinnvoll. Gespräche zwischen Stadt und Pfarre Heilig Geist könnten dieses Jahr zu einem positiven Abschluss gebracht werden. Das wäre ei wichtiger Schritt zur Sichtbarkeit dieser Vergangenheit.

Damit komme ich zum letzten Teil meines kurzen Rückblicks: der Innenstadt:
Sie leidet unter den vielen Baustellen, die Erreichbarkeit ist eingeschränkt, die Zahl der Parkplätze war lange stark reduziert.
Danach wird die Innenstadt hoffentlich wieder erblühen, wie die Tiefgarage an der Zitadelle im Herbst 23. Aber nicht alle werden die Verringerung der Besucherfrequenzen überstanden haben.
Der Branchenmix des Handelsangebotes ändert sich.

100-jährige Betriebe sind verschwunden wie z.B. Bücher-Buntenbruch, Klawki und zuletzt die Metzgerei Schagen. Weitere Geschäftsaufgaben wie Schlüsseldienst Weidenhaupt, Asia-Food-Shop, Kunstladen hinterlassen Lücken, die das City-Management gar nicht so schnell schließen kann.
Aber es gibt Kaufleute, die aktiv bleiben, deren Firmen Bestand haben – und damit bin ich beim ersten der heutigen Preisträger: Ulrich Backhausen, der die gleichnamige Firma nach außen vertritt – und sich weit darüber hinaus engagiert.
Für die Laudatio haben wir den City-Manager Frank Manfrahs gewonnen. Er ist seit 2 Jahrzenten als Berater in diesem Bereich tätig, hat 2020 ein Fachbuch dazu bei Springer veröffentlicht und ist seit 2 Jahren im Rahmen des Baustellenmanagement des InHK in Jülich aktiv. Und daher hat er sowohl den Blick von außen, als auch von innen, er kennt Jülich inzwischen und natürlich auch Ulrich Backhausen.

Die Jury aus Bürgermeister Axel Fuchs, dem Vorsitzenden unseres Kuratoriums Uwe Willner, mir als Vereinsvorsitzenden und Arnim Großek als Vertreter des Vorjahrespreisträgers haben den SM-Preis 2024 zweimal vergeben.
Vor bald 40 Jahren wurde der Förderverein Festung Zitadelle Jülich gegründet – und ist seitdem im Bereich Denkmalschutz und -Präsentation aktiv.

Zur Laudatio haben wir Dr. Elke Janssen-Schnabel gewonnen. Sie war bis vor Kurzem noch beim LVR in Brauweiler als Referentin im Bereich Denkmalschutz tätig – hier und heute redet sie aber als Jülicherin, die seit 3 Jahrzehnten die Entwicklung ihrer neuen Heimatstadt beobachtet.


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