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Geld, Dreistigkeit und Augenzwinkern

Peers Kino Kolumne über den neuen Film „2:1“. ---- Gewaltlose intelligente Verbrechen haben ihren Reiz. Im Geld baden wie Dagobert Duck vielleicht auch?

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Peer Kling. Foto: Gisa Stein
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„Redaktionsschluss? Huch! Bis wann, muss ich habe´ fertig?“ „Am liebsten bis gestern.“ Oh, ehm, ja, (stotter) es gibt ja viele Filme über Zeit-Maschinen. Vielleicht wäre das JETZT die Gelegenheit? Ok, ich mach ´was über eine Maschine, es ist aber keine Zeit-, sondern eine Geld-Maschine, im übertragenen Sinne jedenfalls.

In zwölf Monaten jährt sich die Wiedervereinigung zum 35. Mal. Knapp ein halbes Menschenleben lang Zeit, die DDR aufzuarbeiten. Nach dem point of no return, also aus den nach dem „Aus-zwei-mach-eins-Datum“ gedrehten Filmen über die DDR wurde ein eigenes Genre. Bekannte Beispiele sind: „Good Bye, Lenin!“ (2003, R: Wolfgang Becker); „Das Leben der Anderen“ (2006, R: Florian Henckel von Donnersmarck); „Sonnenallee“ (1999, R: Leander Haußmann); und „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ (2017, R: Matti Geschonneck).

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Gute Kommentare, Hinweise und weitere Filmtitel hat die Stadtzeitung tip aus Berlin zusammengestellt.

So, und in genau diese Reihe passt der „am liebsten gestern“ vorgestellte Film „2:1“ von der Film-, Soko- und Tatort-Regisseurin Natja Brunckhorst, die im zarten Alter von 14 Jahren, 1980 die Hauptdarstellerin von „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ gegeben hat. Und wo wir gerade von Verhältnissen von Zahl zu Zahl reden, die Wahrscheinlichkeit, dass es einer der 650 jährlichen Film-Neustarts in Deutschland zu einer Ankündigng in der Tagesschau schafft, ist gefühlt 1 : 216. Der Film „2:1“ hat es geschafft. Das mag an der Bedeutung des Themas für die neuere deutsche Geschichte liegen. Potz Blitz, Bravo! Ich will jetzt keine Details verraten.

Es geht um Geld, um viel Geld und wie man mit einer skurrilen Idee an die mit Bakterien behafteten ekeligen Scheinchen kommt. 2:1 war in den letzten Tagen der DDR der Umtauschkurs für Erspartes, Ost-West-Aus-, nee Umtausch. Theo Waigel verriet im Juni 2020 dem Tagesspiegel rückblickend Fakten zu dem mit der Währungsunion verbundenen Kraftakt: „Die Bundesbank musste 440 Millionen Banknoten im Gegenwert von rund 13,5 Milliarden DM mit einem Gewicht von 460 Tonnen mit Lastwagen über die innerdeutsche Grenze schaffen….“ Da muss ich dann schon an den Film: „Die Gentlemen bitten zur Kasse“ denken, 1966, da brauchte ich noch eine Ausnahmegenehmigung zum Fernsehgucken.

Aber keine Sorge, „2:1“ ist so gut wie gewaltfrei und kein Film über Bankräuber. Der Witz ist, diese Filmgeschichte ist tatsächlich passiert. Da sie den Behörden aber derart peinlich war, wurde sie, ich sag´mal, gedeckelt und die Täter wurden, wenn man so will, ge- oder verdeckt. Jedenfalls kamen sie glimpflich davon. An Dreistigkeit gehört diese Geschichte für mich gleich neben die Landung vom 18jährigen Rust mit ‘ner Cessna auf dem Roten Platz, 1987. Gewaltlose intelligente Verbrechen haben ihren Reiz. 2:1 ist zugleich eine Anspielung auf das Dreiecksverhältnis zwischen Robert (Max Riemelt), Volker (Ronald Zehrfeld) und Maren (Sandra Hüller), denen ich stundenlang zusehen könnte, na, ja, 1h 56 min.

Eine Schlüsselposition haben die DDR-200er und 500er inne, die es offiziell gar nicht gab, aber irgendwie dann doch. Mehr verrate ich nicht. Die Mischung aus Dreistigkeit und hanebüchenem Dilettantismus auf allen Ebenen im Spannungsfeld der Zuständigkeits-Bürokratie bis hin zum Graffity-Sünder hat mir als ironisch zwinkerndes Auf die Schippe nehmen der Sozialismus Kapitalismus Debatte gut gefallen. Das Dostojewski-Zitat: „Geld ist geprägte bzw. gedruckte Freiheit.“ ist mir im Portemonnaie haften geblieben. „2:3“ läuft am Montag 2., und Dienstag, 3. Septeber. im Kuba-Kino.

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Peer Kling
Peer Kling, typisches "KFA-Kind", nicht aus der Retorte, aber in der zweiten Volksschulklasse nach Jülich zugezogen, weil der Vater die Stelle als der erste Öffentlichkeitsarbeiter "auf dem Atom" bekam. Peer interessiert sich für fast alles, insbesondere für Kunst, Kino, Katzen, Küche, Komik, Chemie, Chor und Theater. Jährlich eine kleine Urlaubsreise mit M & M, mit Motorrad und Martin.

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