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Edler Stein im Bauschutt

Eine Herkulesaufgabe - Das Museumsteam im Einsatz

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Zum Abschluss des erfolgreichen Jubiläumsjahres 2018 zum 25jährigen Bestehen des Museums trifft sich das Team der ersten Ausstellungsjahre am Freitag vor Heiligabend zum Essen (Guido von Büren, Bernhard Dautzenberg, Andreas Kupka, Marcell Perse).
Zum Abschluss des erfolgreichen Jubiläumsjahres 2018 zum 25jährigen Bestehen des Museums trifft sich das Team der ersten Ausstellungsjahre am Freitag vor Heiligabend zum Essen (Guido von Büren, Bernhard Dautzenberg, Andreas Kupka, Marcell Perse).
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Gleichzeitig wird bei Bauarbeiten im Hof des Alten Rathauses die spätantike Kastellmauer freigelegt: Vergussbeton mit Bruchsteinlagen, 4 m dick. – Was liegt denn da hinter dem Bagger beim Müll?
Gleichzeitig wird bei Bauarbeiten im Hof des Alten Rathauses die spätantike Kastellmauer freigelegt: Vergussbeton mit Bruchsteinlagen, 4 m dick. – Was liegt denn da hinter dem Bagger beim Müll?
Nach dem Essen statten die fünf Museumsleute der Baustelle einen Besuch ab. Wann sieht man schon mal diese alte Mauer im Original? Die neuen Leitungen für das Kreishaus haben das Kastell durchschnitten, es liegt direkt unter unseren Füßen. Hinter dem Tor, auf der Düsseldorfer Straße, sieht man den Verlauf durch einen grauen Pflasterstreifen markiert.
Nach dem Essen statten die fünf Museumsleute der Baustelle einen Besuch ab. Wann sieht man schon mal diese alte Mauer im Original? Die neuen Leitungen für das Kreishaus haben das Kastell durchschnitten, es liegt direkt unter unseren Füßen. Hinter dem Tor, auf der Düsseldorfer Straße, sieht man den Verlauf durch einen grauen Pflasterstreifen markiert.
Auf allen vier Straßen zum Markt ist der Verlauf der Kastellmauer mit grauen Pflasterstreifen markiert (1-4), zu der die Fundstelle im Rathaushof gehört (5). Der massive Schutzring um das Zentrum war 1000 Jahre lang die Stadtmauer und später Grafenburg Jülichs (4.-14. Jh.). Die Kirche entstand aus einem Gebäude, das sich an diese massive Mauer schmiegte. Darum steht sie so schräg und zeigt nach Nordosten statt genau nach Osten wie andere Kirchen.
Auf allen vier Straßen zum Markt ist der Verlauf der Kastellmauer mit grauen Pflasterstreifen markiert (1-4), zu der die Fundstelle im Rathaushof gehört (5). Der massive Schutzring um das Zentrum war 1000 Jahre lang die Stadtmauer und später Grafenburg Jülichs (4.-14. Jh.). Die Kirche entstand aus einem Gebäude, das sich an diese massive Mauer schmiegte. Darum steht sie so schräg und zeigt nach Nordosten statt genau nach Osten wie andere Kirchen.
Beim Verlassen fällt beim Baustellenabfall ein Sandsteinblock auf, der beim Rumdrehen Reliefreste zeigt, das riecht nach Römern.
Beim Verlassen fällt beim Baustellenabfall ein Sandsteinblock auf, der beim Rumdrehen Reliefreste zeigt, das riecht nach Römern.
Der letzte römische Skulpturenfund in Jülich liegt über 30 Jahre zurück! Der Spur muss man nachgehen! Das Fundstück über die Weihnachtspause liegen zu lassen scheint zu riskant. So wird schnell ein Transport organisiert.
Der letzte römische Skulpturenfund in Jülich liegt über 30 Jahre zurück! Der Spur muss man nachgehen! Das Fundstück über die Weihnachtspause liegen zu lassen scheint zu riskant. So wird schnell ein Transport organisiert.
Mit einer schützenden Pappe über der empfindlichen Reliefseite wird der Block auf einer Sackkarre verzurrt.
Mit einer schützenden Pappe über der empfindlichen Reliefseite wird der Block auf einer Sackkarre verzurrt.
Und mit vereinten Kräften wird der Neufund in die Museumswerkstatt in der Zitadelle in Sicherheit gebracht.
Und mit vereinten Kräften wird der Neufund in die Museumswerkstatt in der Zitadelle in Sicherheit gebracht.
Bodenfeuchter Sandstein hat eine sehr verletzliche Oberfläche. Darum muss das Stück erstmal einige Wochen trocknen, bevor er vorsichtig gereinigt werden kann.
Bodenfeuchter Sandstein hat eine sehr verletzliche Oberfläche. Darum muss das Stück erstmal einige Wochen trocknen, bevor er vorsichtig gereinigt werden kann.
Auf der Vorderseite erscheint eine muskulöse Männerfigur. Die Beine waren schon antik beschädigt, an der linken Hand hat die Baggerschaufel eine Macke hinterlassen. Auf dem Bauch zeigen Mörtelspuren an, dass der Stein sekundär als Baumaterial eingemauert worden war.
Auf der Vorderseite erscheint eine muskulöse Männerfigur. Die Beine waren schon antik beschädigt, an der linken Hand hat die Baggerschaufel eine Macke hinterlassen. Auf dem Bauch zeigen Mörtelspuren an, dass der Stein sekundär als Baumaterial eingemauert worden war.
Der Pfeilerblock mit 45 cm Kantenlänge war lange Zeit mit der Rückseite nach außen eingemauert. Auf dieser Fläche findet sich eine typische Wetzspur.
Der Pfeilerblock mit 45 cm Kantenlänge war lange Zeit mit der Rückseite nach außen eingemauert. Auf dieser Fläche findet sich eine typische Wetzspur.
Solche Wetzstellen finden sich auch am Hexenturm. Eine Stadtmauer war Abbild des „Himmlischen Jerusalems“ und Sandabrieb von deren „heiligen Steinen“ spielte eine große Rolle in der Volksmedizin.
Solche Wetzstellen finden sich auch am Hexenturm. Eine Stadtmauer war Abbild des „Himmlischen Jerusalems“ und Sandabrieb von deren „heiligen Steinen“ spielte eine große Rolle in der Volksmedizin.
Mörtelspuren auf dem Relief vom Einbau plus Wetzspuren auf der Rückseite: war der wiederverwendete Stein vielleicht Teil eines Tores im spätantiken Kastell, das ja immerhin auch bis ins Mittelalter stand?
Mörtelspuren auf dem Relief vom Einbau plus Wetzspuren auf der Rückseite: war der wiederverwendete Stein vielleicht Teil eines Tores im spätantiken Kastell, das ja immerhin auch bis ins Mittelalter stand?
Auf passender Höhe wird das Relief zum Sockel an seinem neuen Standort im Südostturm im Museum Zitadelle geschoben.
Auf passender Höhe wird das Relief zum Sockel an seinem neuen Standort im Südostturm im Museum Zitadelle geschoben.
Das Relief zeigt den römischen Helden und Halbgott Herkules mit seiner Keule, über dem linken Arm das Fell des von ihm erlegten nemeischen Löwen.
Das Relief zeigt den römischen Helden und Halbgott Herkules mit seiner Keule, über dem linken Arm das Fell des von ihm erlegten nemeischen Löwen.
Im Kreisverkehr vor der Sophienhöhe in Stetternich steht der Abguss einer römischen Jupitersäule. Auch dort ist auf dem Sockel Herkules dargestellt. So kann man sich auch den Kopf des neuen Jülicher Steins vorstellen. Und in der linken Hand sind die goldenen Äpfel der Hesperiden zu ergänzen.
Im Kreisverkehr vor der Sophienhöhe in Stetternich steht der Abguss einer römischen Jupitersäule. Auch dort ist auf dem Sockel Herkules dargestellt. So kann man sich auch den Kopf des neuen Jülicher Steins vorstellen. Und in der linken Hand sind die goldenen Äpfel der Hesperiden zu ergänzen.
Neben den Geschichten mit Löwe und Äpfeln spielt die Darstellung auf eine weitere Heldentat des Halbgottes an: Er fing die Kerynitische Hirschkuh, die die Felder Arkadiens verwüstet hatte – ob sich die einheimischen Bauern in Jülich so besonderen Schutz für Ihre Ernten erhofften?
Neben den Geschichten mit Löwe und Äpfeln spielt die Darstellung auf eine weitere Heldentat des Halbgottes an: Er fing die Kerynitische Hirschkuh, die die Felder Arkadiens verwüstet hatte – ob sich die einheimischen Bauern in Jülich so besonderen Schutz für Ihre Ernten erhofften?
Der Held wurde in unserer Region besonders von den Batavern verehrt, in dem sie in römischer Form ihrem Hauptgott huldigten. Kaiser Postumus griff für sein Gallisches Sondereich im 3. Jh. die lokale Identität auf und prägte Münzen mit Hercules Deusoniensis, die römische Form des germanischen Donar oder Thor.
Der Held wurde in unserer Region besonders von den Batavern verehrt, in dem sie in römischer Form ihrem Hauptgott huldigten. Kaiser Postumus griff für sein Gallisches Sondereich im 3. Jh. die lokale Identität auf und prägte Münzen mit Hercules Deusoniensis, die römische Form des germanischen Donar oder Thor.
Herkules war als Gott sehr beliebt, denn er war Mensch gewesen und hatte unglaubliche Aufgaben zu erledigen – und wurde trotz seiner Fehler dafür schließlich mit der Unsterblichkeit belohnt. Die Bronzestatue des betrunkenen Helden aus dem Braunkohletagebau Hambach bei Lich-Steinstraß zeigt ihn kraftvoll … und betrunken.
Herkules war als Gott sehr beliebt, denn er war Mensch gewesen und hatte unglaubliche Aufgaben zu erledigen – und wurde trotz seiner Fehler dafür schließlich mit der Unsterblichkeit belohnt. Die Bronzestatue des betrunkenen Helden aus dem Braunkohletagebau Hambach bei Lich-Steinstraß zeigt ihn kraftvoll … und betrunken.
In der Renaissance wurde „Herkules am Scheideweg“ zum Symbol des guten Fürsten, der den Pfad der Tugend wählt. Der Prinzenerzieher Stephanus Winandus Pighius setzte seinem in Rom verstorbenen Schützling, den Erbprinzen Karl Friedrich von Jülich-Kleve- Berg, Sohn des Zitadellenerbauers Herzog Wilhelm V., unter diesem Titel ein literarisches Denkmal.
In der Renaissance wurde „Herkules am Scheideweg“ zum Symbol des guten Fürsten, der den Pfad der Tugend wählt. Der Prinzenerzieher Stephanus Winandus Pighius setzte seinem in Rom verstorbenen Schützling, den Erbprinzen Karl Friedrich von Jülich-Kleve- Berg, Sohn des Zitadellenerbauers Herzog Wilhelm V., unter diesem Titel ein literarisches Denkmal.
Mit Saisonbeginn im April zieht Herkules nun ins VIA Belgica-Foyer im Museum Zitadelle – als Pendant zu der starken Frauengestalt der Göttin Minerva. Geöffnet Mo-Fr 14-17, Sa/So/Feiert. 11-18 Uhr.
Mit Saisonbeginn im April zieht Herkules nun ins VIA Belgica-Foyer im Museum Zitadelle – als Pendant zu der starken Frauengestalt der Göttin Minerva. Geöffnet Mo-Fr 14-17, Sa/So/Feiert. 11-18 Uhr.

 

 

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Fotos von Guido von Büren (5-8), Bernhard Dautzenberg (15, 16, 18, 21, 22), Marcell Perse (1-3, 9-12, 14, 17), Arno Petersen (4) und dem Fotoarchiv des Museums (13, 19, 20)

 


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