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Verborgenes sichtbar machen

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Foto: DGLM
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Schätze in der Ausstellung „Junge Rebellen – Polke, Richter & Friends. Experimentelle Avantgarde im Spannungsfeld von Glaskunst, Malerei und Fotografie“ haben ihre eigenen, ganz individuellen Geschichten. Nachdem im Archiv des Deutschen Glasmalerei-Museums Linnich (DGML) eine Fenster-Tür-Kombination von Sigmar Polke lange auf ihre Präsentation gewartet hatte, fand sich bei den Recherchen zur Ausstellung ein würdiges Pendant: Die Entwürfe und Original-Probefenster von Gerhard Richter für seine berühmten Fenster im Südquerhaus des Kölner Doms lagerten fast vergessen in einem der Türme des ehrwürdigen Doms. Auf den Spuren des glasmalerischen Werkes von Richter führten Dr. Katrin Wittstadt (Wissenschaftliche Leiterin der Glasrestaurierungswerkstatt der Kölner Dombauhütte), Dr. Ulrike Brinkmann (Leiterin der Glasmalereiwerkstatt der Kölner Dombauhütte) und der Kunsthistoriker Felix Busse die Linnicher Museumsleiterin Luzia Schlösser hoch hinauf in die verwinkelten Ecken des Archivs im Kölner Dom. Beide Werke sind glasmalerische Erstlingswerke. Und wie ein Alpha und Omega beendete Sigmar Polke sein Lebenswerk 2009 mit der Gestaltung von sieben Achat- und fünf Farbglasfenstern im Grossmünster in Zürich. Für seine Fenster im Grossmünster verzichtete Sigmar Polke auf sein Honorar, übrigens ebenso wie Gerhard Richter bei der Gestaltung der Fenster des Kölner Doms.

Es sind Geschenke der Künstler an die Öffentlichkeit. Die Fenster im Großmünster in Zürich und im Kölner Dom zeugen von einer tiefgründigen inneren Auseinandersetzung mit religiösen Themen – jeder auf seine eigene individuelle und immer auch kritische Weise und mit der ganz eigenen künstlerischen Formensprache.
Die Glasfenster, die das DGML zeigt, sind Beispiele für den herausragenden künstlerischen Umgang mit Licht und Material. Aber auch für den innovativen Geist und den Mut der Ausnahmekünstler. Für die Umsetzung beider Fenster wurden spezielle handwerkliche Techniken ganz neu erfunden. Für das Richterfenster verwandte man erstmals statt der Bleirute eine neu entwickelte Silikonverfugung, und Sigmar Polke setzte mit der Achatverglasung völlig neue Materialien ein, die höchste und ganz neue Ansprüche an die technische Umsetzung verlangten.

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WIE ALLES BEGANN
Aber es gibt mehr, was die beiden Künstler der deutschen Kunstavantgarde verbindet. In den frühen 1960er Jahren lernten sich Sigmar Polke und Gerhard Richter im Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie in der Klasse von Karl Otto Götz kennen. 1963 schlossen sie sich mit ihren Studienkol-legen Manfred Kuttner und Konrad Lueg, auch bekannt als Konrad Fischer, zusammen und stellten ihre Werke außerhalb des etablierten Kunstbetriebes aus, da ihnen dessen Türen damals wegen ihrer neuen, experimentellen Formen der Kunst und ersten Performances und Happenings verschlossen blieben.
In diesen frühen Jahren der künstlerischen Entwicklung zeigt sich bereits der rote Faden der Künstlerkarrieren: Mut zum Experiment und ein rebellischer, innovativer Geist. Die Ausstellung im Deutschen Glasmalerei-Museum zeigt mit Fotos und Werken die gemeinsamen Anfänge der vier Ausnahmekünstler und dokumentiert ihre individuellen Entwicklungsprozesse. Dabei werden die pluralen Verbindungen von Glasmalerei, Fotografie und Malerei veranschaulicht und herausgearbeitet. Schirmherrin der Ausstellung ist Sabine Verheyen, Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Bildung im Europäischen Parlament.

VIER MÄNNER – VIER FRAUEN
Sigmar Polke, Gerhard Richter, Manfred Kuttner und Konrad Lueg werden mit ihrer Kritik an der Gesellschaft zu Wegbereitern für die künstlerische Freiheit der Kunst in Deutschland und zu Vorbildern für Künstler und Künstlerinnen der Gegenwart. Ganz im Sinne dieser vier international etablierten Künstler stellt das DGML ihnen in der Sonderausstellung junge innovative Künstlerinnen an die Seite. Vier Frauen, inspiriert von den vier Rebellen von damals: Laura Aberham, Undine Bandelin, Wanda Koller und Katja Mölich mit Werken der Glaskunst, der Malerei sowie Installationen und Collagen. Eine spannende Korrelation, die den roten Faden „Rebellion, Mut und Innovation“ in die Zukunft trägt.

AUSSTELLUNG BIS 07|07
Deutsches Glasmalerei-Museum Linnich | Linnich, Rurstr. 9-11 | dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr


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