Start Magazin Literatur Unerwartetes um das Sommermärchen 2006

Unerwartetes um das Sommermärchen 2006

Der Sommer ist da. Die deutschen Frauen haben leider in der EM gerade das Sommermärchen 2025 verpasst. Aber es bleibt immer noch das Sommermärchen 2006. Mit dabei war damals als 16-jähriger Fußball-Ikone Christoph Kramer. Er hat ein Buch geschrieben.

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Foto: Verlag
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Wie viel Christoph Kramer steckt in „Chris“? Das ist natürlich eine der Fragen, die Fans des wortgewandten Ballkünstlers beschäftigen, der zuletzt 180 Spiele für die favorisierte Fohlen-Elf vom Niederrhein absolvierte und heute Fußballnachbetrachtungen als TV-Fußball-Experte sehenswert macht. So treibt Neugier zur Lektüre des ersten Romans von Chris Kramer, der in die Kategorie „Coming-of-Age“ gehört: eine Geschichte der ersten Liebe, der Freundschaft und des Erwachsenwerdens. Die Erwartungen waren bei allem Fantum nicht hoch. Ein Roman hat keine Halbzeit, dauert mehr als 90 Minuten, und auf der Ersatzbank sitzt niemand, wenn die Kondition den Autor verlässt.

Erst kommt die Überraschung: Mit viel Gespür für Situationen und Gefühle geht Kramer zu Werke. Angesichts gut gewählter Wortbilder und doch nahbar in der Sprache ist es nicht unbedingt das, was von einem Mann, dessen Leben sich vor allem um Fußball dreht, zu erwarten gewesen wäre. Wer seine Jugend nicht völlig vergessen oder verdrängt hat, der fühlt sich unvermittelt auf eine Zeitreise mitgenommen. Eine Clique, Stress auf dem Zehnmeterturm, Zukunftspläne und Schulalltag, Kampf mit altersbedingten Hautunreinheiten, die Unsicherheit, wenn man nicht zu den „Coolen“ gehört, und die Frage lautet: Hält die erste große Liebe das, was sie am lauen Sommerabend verspricht? Und natürlich das, was man aus der Distanz „jugendlichen Leichtsinn“ nennt. Dies führt letztlich zu einer spektakulären Nacht, die folgenreich sein sollte – um nicht zu viel zu verraten.

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„Mit 16, im Sommer 2006, kam ich gerade aus dem Latein-Unterricht und hab dann Deutschland gegen Costa Rica nachgespielt und lief im Poldi-Trikot rum, weil Ferien waren und ich lange aufbleiben konnte.“ So erzählte er es schon im Sommer 2024. Das ist die Rahmenhandlung, in die Kramer die Geschichte einbettet. So ganz ohne Fußball geht es also nicht – aber er spielt nicht die Hauptrolle.
Charmant, kurzweilig, aber mit kleinen Längen auf den letzten Metern. Das ist vielleicht das Fazit, das am Ende steht. So viel sei verraten: Das Finale ist überraschend, so dass ein Hauch von Sommermärchen 2006 durchaus bleibt.

BUCHINFORMATiON
Christoph Kramer: Das Leben fing im Sommer an | 256 Seiten | Kiepenheuer & Witsch| ISBN 978-3-462-00798-5 | 23 Euro


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