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Guter Hirte

Inzwischen ist aus dem einstigen Gelände der deutschen Welle auf der Merscher Höhe, die einst dominiert wurde durch die großen Sendetürme, eine große Brache und Baustelle geworden – und ein Weideplatz. Der ehemalige Leiter der Rundfunksendestelle, Günter Hirte, und seine Mitarbeiter waren auf die Idee gekommen, einem Schafhirten mit seiner Herde die Fläche zur Verfügung zu stellen. Manfred Thomé hat den Schäfer vor der Winterpause besucht – jetzt im Frühjahr kehrt Hans Krüger zurück.

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Foto: Manfred Thomé
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Beim Ausschauhalten ist in größerer Entfernung die grasende Herde mit dem Hirten zu entdecken. Er hat drei Hunde bei sich, wovon zwei die hundertköpfige Herde umkreisen und der dritte sich ruhig beim Hirten hält. Dieser beobachtet mit kräftigen Händen auf seinen Stab gestützt und aufmerksamem Blick seine Herde. Er ist ein braungebrannter, schlanker Mensch mit straffen Gesichtszügen. Sein grüner Lodenhut ist liebevoll individuell spitz geformt, schützt den Kopf gegen Wind und Wetter. Seine Weste hat viele Taschen, die grüne Hose ist an den Knien verstärkt und unten gegen Insekten und Strauchwerk zugeschnürt. Die hohen Schuhe wirken geländetauglich.

Im Gespräch ist zu erfahren, dass es sich um Hans Krüger aus Oberembt am Finkelbach handelt. Er ist 75 Jahre alt und seit 40 Jahren mit seiner Herde auf dem Gelände unterwegs. Dies macht er in Absprache mit dem jeweiligen Eigner. Für die Pflege der Schafe haben ihm die Mitarbeiter des Senders eine Hütte bereitgestellt. Auf die möglichen Gefahren des Senderbetriebes wurde er damals hingewiesen, die besonderen Gefahrenstellen waren abgesperrt. Er glaubt nicht, dass er oder seine Tiere Schaden durch den Senderbetrieb genommen haben. Von März bis September ist die Herde auf dem Gelände zu finden, dann wird in Richtung Bergheim gezogen. Die Hunde heißen Uri, Bari und Net. Letzterer ist schon 15 Jahre alt und praktisch in Pension, er muss nicht mehr viel tun und hält sich lieber beim Hirten auf. Hans Krüger erhält eine Rente aus der Landwirtschaftlichen Alterskasse, seine Arbeit macht er aber gerne weiter.

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Früher umfasste seine Herde tausend Köpfe. Den Wert eines Schafes kalkuliert er auf 100 Euro. Er freut sich über die Beliebtheit von Schaffleisch bei den Menschen, die aus südlichen Ländern zu uns gekommen sind. Durch seine vierzigjährige Tätigkeit ist der Hirte Krüger der Dienstälteste auf dem Gelände. Mit seinen neuen „Kollegen“ im Container der Brainergy Park GmbH hat er bislang eher auf Distanz Blickkontakt gehabt. Wie sie ist er aber auf die Kraft der Sonne – für ihn durch Fotosynthese – angewiesen. Was die Kollegen tun, weiß er nicht. Dass der Wasserstoff eine wichtige Rolle in einer zukünftigen Energieversorgung spielen kann, hat er gehört. Dass das Gras im künftigen Brainergy Park eher als Rasen vorkommen wird, ist klar, aber er kennt die Größe der Jülicher Börde. Die wird ihn und seine Herde auf Wiesen und Äckern auch weiterhin ernähren, da ist er sich sicher.


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