Früh hörte Albert Dreyling den Ruf, Verantwortung zu übernehmen: Schon mit 20 Jahren übernahm er die Leitung der Jugendabteilung des SV Selgersdorf 1910. Der Einstieg in eine über 50 Jahre währende ehrenamtliche Tätigkeit. In Bewegung zu sein, war ihm immer ein Anliegen: Erst 2023 hatte er krankheitsbedingt die Leitung der Wandergruppe von Grün-Weiß Welldorf abgegeben – nach mehr als 1000 absolvierten Kilometern. Sein Credo zitierte die Tageszeitung so: „Wandern ist der analoge Gegenpart zur digitalen Welt. “
Das persönliche Verhältnis von Mensch zu Mensch war es, was das Engagement von Albert Dreyling prägte. Gelassen, anteilnehmend, empathisch, immer als Helfer zur Seite. Als Notfallseelsorger war er seit 2006 im Kreis Düren im Einsatz. Er stand Menschen in schweren, belastenden Lebenssituationen zur Seite, etwa nach Verkehrsunfällen, plötzlichem Kindstod, häuslichen Todesfällen, und auch als Überbringer von Todesnachrichten. Dazu entschieden hatte er sich – und damit ging Albert Dreyling immer offen um – nach einer schweren Lebenskrise. Während eines Klinikaufenthaltes kam es zur Begegnung mit einer Seelsorgerin, die ihm mit auf den Weg gab: „Sie dürfen schwach sein. Dieser Satz ist zu meinem Lebensmotto und zu meinem Halt geworden“, bekannte Albert Dreyling 2016 im Pfarrbrief der Pfarrei Heilig Geist.
Dieses Haltung ermöglichte ihm seinen Einsatz für das EKNT – Einsatzkräfte-Nachsorgeteam – als Notfallseelsorger, wie auch sein Engagement im Hospizdienst, das er 2009 aufnahm. Ein weiteres Einsatzgebiet des beherzten Welldorfers waren Trauer- und Demenzbegleitung. Mehrfach ausgezeichnet wurde Albert Dreyling, als „ein ganz Großer in unserer Stadt und für unsere Region“, wie ihn Bürgermeister Axel Fuchs würdigte.
2020 wurde er für als Referent Crash Kurs des Landes NRW zur Verringerung von tödlichen Verkehrsunfällen bei jungen Fahrerinnen und Fahrern von Innenminister Herbert Reul geehrt. 2021 erhielt er als einer von 14 Helfers aus Jülich die Flutmedaille, die ebenfalls vom Innenminister auslobt worden war, für den Einsatz während der verheerenden Flutereignisses im Juli 2021. Zuletzt dann 2024 für sein gesamtheitlichen Einsatz als Ehrenamtlicher.
Über dieses Engagement hinaus war Albert Dreyling aber auch ein sehr Geselliger. Als Nikolaus besuchte er das Tannebaumaufstellen im Dorf, Schulen und Altenheimen und war über 30 Jahre im Karneval aktiv. Und das nicht nur als Feiernder: Für die KG Ulk Selgersdorf führt er in der Session 1993/94 als Prinz Albert I. das närrische Regiment.
Albert Dreyling erzählte, dass ihn die Menschen immer wieder angerufen haben mit der Frage: „Kannste enz kumme?“ Der Ruf wird nun ungehört verhallen. Als bekennender Gläubiger hinterlässt er vielleicht als Trost: „Ich habe keine Angst mehr vor dem Tod, ich habe keine Angst mehr vor dem Sterben, weil ich weiß, dass Gott da ist in diesen Situationen.“