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Für immer junger Senior-Punk

„Für immer jung“: Auf seiner neuen EP zockt Uli Sailor mit seinem Punkrock Piano erstmals eigene Lieder – noch dazu in deutscher Sprache. Bis er tatsächlich zum „Senior Punk“ wird, will er noch kräftig die Ärmel hoch krempeln.

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Uli Sailor. Foto: Daniel Koka
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Die Ideen sprudeln nur aus Uli Sailor heraus, so sehr inspiriert ihn sein Projekt „Punkrock Piano“. „Die reichen auf jeden Fall bis…“, lässt er das Enddatum offen. Bislang war er mit den Liedern anderer Leute auf Tour, spielte Stücke von Bad Religion, NoFX, Lagwagon, Herrenmagazin, Schrottgrenze und der Terrorgruppe, deren Songs er mehrere Jahre lang als Multiinstrumentalist veredelte. Nun geht er zusätzlich mit eigenen Werken an den Start.

„Ich wollte von Anfang an tatsächlich eigene Songs schreiben“ erzählt er. „Die Cover Platte war nur dafür da, weil ich sofort Konzerte spielen wollte.“ Er verstehe schon, dass im allgemeinen Bewusstsein die Ansicht besteht, während der Coronazeit coverten alle ihre Lieblingssongs, aber bei Uli sei es eigentlich ein bisschen anders gewesen. Der Zeitpunkt war natürlich ausschlaggebend als Ursache seines Projekt: „Während Corona und der Idee zu dem Klavierprojekt, habe ich schon gecheckt: Ich glaube, ich muss Konzerte spielen, sonst werde ich unglücklich. Ich habe ja immer Musik gemacht und mein Leben schon so gestaltet.“

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Dies erklärt auch, dass seine eigenen Lieder teilweise textlich sehr rückwärts gerichtet sind. Dabei spielt aber weniger die Midlife Crisis eine Rolle, eher die Ungewissheit, wie es mit dem musikalischen Leben in Zukunft weitergehen könne. Immer im Hinterkopf: In den Hochzeiten von Corona durften zunächst keine Konzerte gegeben werden, dann mit maximal drei Menschen auf der Bühne, und zwar mit vorbestimmten Abstand. Dennoch schwinge auf keinen Fall bei seinen Text „Früher war alles besser“ mit. Aber so ein bisschen melancholisch seien sie schon. „Aber das ist, glaube ich, eher weil es die Musik ist, die ich so mag.“

Foto: Daniel Koka

„Senior Punk“ sei bereits 2018 geschrieben worden, „Grunge Revival“ hätte es ebenfalls zu dem Zeitpunkt der ersten Konzerte gegeben, dann sind da noch „Live fast die Punk“, „Rock ist tot“ und „Nein to 5“. „Es gab auf jeden Fall schon eigene Songs, wo ich dachte, ich muss erst die Cover Sachen machen, ich muss erst Konzerte spielen, und dann kommt die eigene Platte.“

Für die Cover-Idee hat er Songs genommen, die ihm etwas bedeuten und ganz eng mit ihm verbunden sind, so dass er schon mal zehn Songs im Programm hat. „Durch die Beschäftigung mit diesen Songs aus der Vergangenheit ist dann erstens auch der Style entstanden, dass ich dadurch auf einmal wusste, ja klar, meine eigenen Songs müssen eigentlich genauso klingen, wie ich jetzt diese Cover arrangiert habe.“ Als er dann über Texte nachgedacht habe, handelten die irgendwie auf einmal alle von Gitarrenmusik.

„Wenn man so ein Soloalbum macht, ist es vielleicht so, dass man auf seine eigene Geschichte zurückschaut.“ Es soll allerdings kein „Ich stecke hier in der Vergangenheit“-Album werden. Ein bisschen zeitgemäßer oder sogar ein bisschen relevanter würde er künftig gerne schreiben, aber schon eher für seine Generation.

Die Ideen sind dabei wahrlich nicht sein Problem. Dadurch, dass er seit 30 Jahren Musik macht und mit Bands unterwegs ist, weiß er genau, was zu tun ist. Dies habe er ja schon so oft mit allen seinen Bands gemacht – seien es D-Sailors, die Terrorgruppe oder die Indie-Rock-Band Tusq. Es müsse halt Schritt für Schritt passieren. „Irgendjemand hat zu mir gesagt: Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht. Deswegen war es dann halt auch so: Jetzt mach erst mal deine eigenen Songs und dann gehst du auf Tour.“

Immerhin sei das Punkrock Piano bislang lediglich als Cover Projekt bekannt. „Dann muss ja erst mal ankommen, dass ich eigene Songs schreibe. Und dann muss man mal gucken, wie es ankommt, weil die ja da draußen noch keiner gehört hat.“ Wer sich informiert, dürfte allerdings immerhin die beiden Singles „Grunge Revival“ und „Seniorpunk“ samt Videos kennen.

Dabei besticht insbesondere ersteres durch Video-Schnipsel aus dem Jülich der 90er – seiner Jugendzeit. „Ingmar (Krause, Gitarrist bei D-Sailors) hat sich immer sehr viel um die Videos gekümmert. Wir haben eigentlich von allen unseren Auftritten damals immer Videos gehabt, also eine VHS-Kamera, die mitlief.“ Aber auch Freunde und andere Szene von damals hat er eingebaut. „Nur die Konzerte wäre ein bisschen zu langweilig gewesen. So sieht man ja wirklich noch ein paar Leute.“

Wenn er am 14. März in das KuBa kommt, hat er bereits einige Konzerte im Vorprogramm von Kapelle Petra hinter sich, die gerade mit ihrer Platte „Hamm“ die Top-Ten der deutschen Charts stürmen. „Wir sind ja auch alte Bekannte“, erinnert sich Uli an die Zeit, als er Teil der Redaktion von Sarah Kuttner bei VIVA war. Damals hat er mit daran gearbeitet, den Bekanntheitsgrad der Kapelle zu erhöhen, indem das Video ihrer Single „Geburtstag“ beim Sender auf Rotation lief.

Uli Foto: Daniel Koka

Insgesamt habe er mit seinen verschiedenen Bands bestimmt über 800 Konzerte gespielt, schätzt Uli Sailor. „Das erste Sailors-Konzert war 1993 am 5. März oder so. Da war ich gerade 16 geworden. Bei Battle of the Bands eins.“ Dann sinniert er darüber, ob er nicht letztes Jahr eigentlich 30 Jahre Bühnenjubiläum gehabt habe. Wenn er im Jülicher Kulturbahnhof absteigt, müssten es jedenfalls allein um die 50 mit dem Punkrock Piano Projekt sein. Bei seinen ganzen Idee und seinem Tatendrang dürften da allerdings noch etliche hinzukommen.

Dadurch dass er abgesehen von dem begleitenden Cellisten Michael Schlücker mehr oder weniger eine One-Man-Show ist, liegt alles bei Uli Sailor, die musikalische Entwicklung genauso wie die gesamte Organisation um Produktion und Auftritte, was alles mit einen immensen zeitlichen und auch finanziellen Aufwand verbunden ist. „Im Moment finde ich es okay, das zu investieren, weil ich das Gefühl habe, es ist ja mein Soloprojekt.“

Gleichzeitig richtet er seinen Blick in Richtung Zukunft. „Ich kann mich ja nicht auflösen. Das ist ja eine Investition. Das kann ich ja in 20 Jahren machen, wenn ich Bock habe.“ Auch wenn er sich jetzt noch nicht so alt fühlt, irgendwann wäre er dann schon als „Senior Punk“ unterwegs. „ Der wird gut altern, der Song.“


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