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Spielspaß und ausgefeilte Technik im Open Pit

Forger rufen und die Fans kommen, um sie zu sehen. Und dann: Fehlanzeige… Wer Punkt 20 Uhr zur zweiten Auflage der „Pit is open“-Rocknacht in die Kneipe des Kulturbahnhofes gekommen war, hatte die Lokalmatadoren bereits verpasst.

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Forger. Foto: Volker Goebels
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Statt der Nachtschicht auf der KuBa-Bühne musste Bassist Niklas seinem Erstberuf Tribut zollen und anschließend die Arbeit antreten, so dass der „Forger“-Auftritt eine halbe Stunde vorgezogen wurde. So fand der Gig größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Eine rechtzeitige Warnung wäre hier sicher hilfreich gewesen, zumal Roman (Gitarre und Gesang) und Tom (Schlagzeug) noch lange vor Ort weilten. Im Unterschied zur „Pit-is-open“-Veranstaltung ließen die Zuschauer auf sich warten, so dass der Raum sich erst gegen Viertel vor Neun allmählich füllte.

Rechtzeitig dagegen, um die Vorstellung der Dürener „Ape Shack!“ in voller Gänze zu bestaunen. „Wir sind Ape Shack mit Ausrufezeichen“ meinte Sänger / Gitarrist Melle und ab ging die Post. Mit stampfendem Riff-Rock und reichlich Comedy-Elementen verbreiteten sie jede Menge Spaß auf der Bühne, der nach und nach auch in das Publikum schwappte. Als „beste Band im Kreis Düren“ angekündigt überzeugten sie weniger durch technisch-spielerischen Firlefanz, dafür umso mehr mit launigen Sprüchen und Spielfreude à la der „Besten Band der Welt“ aus Berlin (aus Berlin).

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Folgerichtig vollzogen sie immer mal wieder eingefrorene Posen, die allererste als Appetizer vorab zur Ankündigung. Da ließ sich sogar der spontan aus dem Publikum ausgewählte Moderator in Gedenken an das Geschehen in Nordsyrien zur recht fragwürdigen Aufforderung hinreißen, für die Betroffenen zu feiern. Partying against war?

Doch dies konnte dem Bühnengeschehen der Aper nichts anhaben, passte sogar irgendwie dorthin zu den lustigen Sprüngen. Als Shack-Motto schien generell zu gelten: Hauptsache, es passiert etwas. Und so mischten sich der andere Gitarrist / Sänger Chesster und Bassist Ede munter unter die Tänzer vor der Bühne, um mit ihnen zu pogen, während Melle am Mikro und der anderen Gitarre sowie Jan am Schlagzeug weiter die Marschrichtung von oben vorgaben.

Sehr viel für die Augen und auch für die Ohren, denn die Songs gerieten mitnichten durch die optischen Elemente in den Hintergrund. Dafür waren die Melodien zu stark und gingen selbst beim ersten Hören leicht ins Ohr und schwer wieder raus. Auch hier strotzte die Band mit kreativen Ideen bis hin zum Arrangement, nahmen sich selbst und die eigenen Produkte nicht ernst, verfeinerten „You did not“ mit Geschrei und ausgerufenen Wortfragmenten oder den Dreiviertel-Crooner „Someone else“ mit humoristischer Einlage, damit der hymnische Charakter nicht zu sehr im Stadion-Pathos versank. Sogar das Finale perfektionierte AS mit hinreißenden Cover-Versionen von „Teenage Dirtbag“ und „Blitzkrieg Bop“.

Viel Ahnung in Sachen Arrangement bewiesen auch die nachfolgenden „Don‘t call it Dad“. Aus Bielefeld angereist sorgten sie für jede Menge Dampf in der Kneipe. Viel Druck brachten die Gitarristen Yanic Rusch und Lukas Marquardt mit Drummer Louis Kahl auf die Bühne. Und das, obwohl sie kurzfristig ohne Bassisten angereist waren, was sich lediglich dadurch auswirkte, dass „untenrum“ irgendetwas fehlte.

Dennoch verschafften sie mühelos ihrem Sänger Levin Mertelsmann genügend Freiraum, um sich und die Songs wie „Flowers“ oder „Être“ zu präsentieren. Diesen Platz nutzte Levin, um sich in das Publikum zu gesellen und dort quasi Kontakt aufzunehmen. Reichlich ausgeklügelt servierte die Band ihre abwechslungsreichen Songs, manövrierten immer wieder präzise durch die ausgefeilte Übergänge und Ritardandi zwischen getragenen Indie-Parts, Heavy-Rock und Metal, wobei der Gesang zwischen lyrischen Melodien, Rap und Spoken-Style sowie Screamo variierte.

Einziges Manko: Abgesehen vom ununterbrochen wirbelnden Levin wirkte der Rest von DciD auf der Bühne recht unbeteiligt und einfach etwas zu lieb. Ihnen fehlte die sichtliche Leidenschaft oder zumindest das Gefühl, ihre Musik zu leben und in sie einzutauchen. Erst zu Ende des Sets taute die Backing-Band auf und ließ sinnigerweise zu „Fade“ ihren Emotionen freien Lauf und legte eine perfekte Performance hin, um die Fans wahlweise in die Nacht zu verabschieden oder einen gelungenen Übergang zur After-Show zu bieten, in der ULV als DJ mit Perlen der 90er und 2000er in Sachen Rock, Pop-Punk, Metal und Harcore die Unermüdlichen zum Bleiben animierte.

Fotos: Volker Goebels


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1 KOMMENTAR

  1. Toller Artikel! Hat aber auch wirklich Spaß am Freitag gemacht… Hoffentlich gibt es in Zukunft mehr davon! 🙂

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