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Unser Dorf soll Disko werden

Fortsetzungsroman: Letzter Teil – Als ich mich fast verbrannte

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Fortsetzungsroman - Letzter Teil | Foto: HERZOG
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Ich schwitze und habe das Gefühl, dass das Wasser von der Decke tropft. Es ist warm. Es ist so warm. Ich glaube, ich bin fertig. Bevor der letzte Akkord ausklingt, ziehe ich ein Resümee:

Das ist der zweite Gig der Tour und schon jetzt hat es sich mehr als gelohnt. Gestern war der Wahnsinn – ich darf mich nur nicht mehr so derbe abschießen – und dann haben wir es sogar heute geschafft das Publikum hinter uns zu bekommen und zwar mit Hilfe von einem der größten Rockstars, die ich kenne. So langsam kann ich mich sogar richtig mit diesem Gedanken anfreunden. Oh Mann… Jetzt einen Becher Bier an den Kopf zu bekommen wäre ein Segen. 2,3,4… Takt halten. Letzter Song. Nicht nur mein Kopf leuchtet, als wäre mein Korpus ein Weihnachtsbaum und er der Stern an der Spitze, sogar im Publikum waren einige Feuerzeuge zu erkennen, als Dan seine Schnulzballade auf sechs Saiten ausgepackt hat. Wahnsinn. 2,3,4… Takt halten. Letzte Strophe. Danach noch zweimal Chorus. Ich bilde mir nur ein, dass die erste Reihe mitsingt, aber vielleicht bald. Ich schaue nach rechts und bemerke erst jetzt, dass Helmi mich anstarrt. Der Song wirkt hypnotisch – hat ja auch etwas von einem Walzer. 2,3,4… Takt halten. Auf geht’s ins Finale. Wirbel und Chorus. Dan singt schief. Torben schwitzt mehr als ich. Stimmt: Ich müsste ja der fitteste sein. Ich habe ja auch den halben Tag geschlafen. Wirbel, Wirbel, 2,3,4… letzter Chorus. Dan sabbert sein Mikrofon voll. Ieh… 2,3,4… Becken links, Becken rechts, Becken links, Becken rechts… Ende.

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Langsam aufstehen, Nach vorne gehen. Genießen! Genießen! Genießen! Der Spot blendet mich! Dan zu meiner Linken, Torben zu meiner Rechten. Verbeugen. Bühne verlassen.

Als wir die Treppe herunter kommen, ist das Licht in der Halle schon wieder hell erleuchtet.

Helmi erwartet uns und fällt uns um den Hals:

„Hätte kaum gedacht, dass es noch besser geht als gestern!“. Und eine ganz leise Stimme erkling in meinem Kopf: „Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören!“.  Ich erwidere zu Helmi:

„Wie gut kann das denn noch werden, sag mal?“

Ich bekomme lediglich ein paar nette Blicke und wir alle die Befehle: Abbauen! Duschen! Merchandise machen! Nachdem unser Zeug von der Bühne ist und ich kurz davor bin in ein Koma zu fallen, schnappe ich mir mein Handtuch und versuche meine Augen so weit wie möglich aufzureißen, damit ich den Weg zur Dusche finde, ohne mir den Kopf irgendwo anzuschlagen. Auf dem Weg komme ich so ziemlich an allen Gesichtern vorbei, die ich in den letzten 48 Stunden kennengelernt habe und bekomme nette Blicke aus allen Richtungen. Kurz bevor ich den Waschraum betrete, spüre ich Michaels Hand auf meiner Schulter. Er drückt mir ein Bier in die Hand, stößt mit mir an, dreht sich um und verschwindet in Richtung Halle. Ich betrete den Waschraum, ziehe mich aus, stelle mich unter die Dusche, drehe den Knopf, werde nass und nehme einen großen Schluck Bier.


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