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Ein „Wohlfühlabend“ mit Zündstoff

Wer das Risiko oder die Gefahr scheue, der solle jetzt besser gehen, eröffnete Anka Zink den angekündigten „kabarettistischen Wohlfühlabend“ im KuBa, der dann tatsächlich kein solcher wurde. Denn beim Blick in die Zukunft von Wirtschaft, Politik und Raumfahrt strapazierte die gebürtige Bonnerin nicht nur enorm die Lachmuskeln.

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Anka Zink. Foto: Sonja Neukirchen
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Wer auf pure Aufheiterung gehofft hatte, der wurde stattdessen mit Szenarien eines zum Mars fliegenden Multiunternehmern Jeff Bezos und Elon Musk konfrontiert. Jeff Bezos, also der, welcher der Post erklärt habe, wie man Päckchen verschickt, wolle also mit Tesla-Gründer Elon Musk in eine „unwirtliche, versaute und lebensfeindliche Gegend“ reisen. In eine, die an das rheinische Braunkohlerevier erinnere, so Zink. Dahinter verberge sich eine ganz schlechte Botschaft: Die beiden hätten die Erde bereits aufgegeben. „Ich will nicht ins All“ fasst sie ihre Position zusammen. Anka Zink wendete bei ihrem Gastspiel im Jülicher Kulturbahnhof mit ihrem Programm „Gerade nochmal gut gegangen“ den Blick des Publikums auch ironisch auf die Probleme unserer Zeit.

Die Corona-Pandemie betrachtete Zink eher aus dem Rückspiegel: Sie als Künstlerin habe wie alle Künstler harte Zeiten hinter sich und wohl zu wenig gejammert, um unter den finanziellen Rettungsschirm gelangt zu sein. „Wir Künstler hatten keine Probleme mit Lieferketten, wir produzieren unsere Witze nicht in China“, scherzt sie, halb im Ernst über eine Zeit, in der es plötzlich 83 Millionen Virologen gegeben habe. Kleine Mädchen – so erinnert sie sich – wollten plötzlich alle Virologinnen werden. Dabei seien diese in ihrem Beruf, wo sie kleine fiese Tierchen beobachteten, nichts anderes als Kammerjäger.

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Zink räsonierte, warum es der Kirche gerade so schlecht gehe und kommt zu dem Ergebnis, dass diese auch die besseren Getränke und die besseren Lieder habe und stimmte mit dem Publikum den Song „You’ll never walk alone“ an, um Stadion-Atmosphäre zu kopieren. Danach rappte sie im Vergleich „Maria breit den Mantel aus“, und das Publikum verstand, was sie meinte, auch ohne Worte.

Beim Thema „kulturelle Aneignung“ lief sie zu Hochform auf und fragte sich, warum wir in Europa alle plötzlich so viele unter Laktose Intoleranz leiden, obwohl dieses Problem mit einem Enzym ja eigentlich aus Afrika und Asien komme. Ist es nicht „kulturelle Aneignung“, dass wir unsere Enzyme hier nicht besser trainieren, da das ja sonst immer funktioniert hätte?

Doch auch seichtere Themen gab es: Die Gäste erfuhren, dass ein Tipp heute eigentlich „Life Hack“ heißt. Ein bekanntes Beispiel: „Salzflecken entfernt man am besten mit Rotwein“, weiß Zink, die schon mal den PIN des Kühlschranks vergisst und der ihr dann die zweite Flasche Weißwein verweigert. Der Thermomix des Mannes heiße „Weber-Grill“ und am Ende laufe die Benutzung dieses Gerätes dann wegen eines verbrannten Koteletts auf den Bestelldienst hinaus. Das verbrannte Kotelett war auch das Problem des Rentners Rudi aus Oer-Erkenschwick, der auf dem Balkon gegrillt hatte – worüber man sich dann in ganz anderen Teilen Deutschlands mitgeärgert habe. Die Sozialen Medien eben. Nur Rudi habe von all dem nichts mitbekommen.

Anka Zink selbst trug an dem Abend eine Orthese, denn sie hatte sich dem Risiko ausgesetzt, die Kofferraumabdeckung ihres Autos abzumontieren. Aber obwohl das Teil sie sicher störte, nahm sie es leicht und trug eben „eine farblich passende Bluse“ dazu. Weniger leicht tut sie sich unter der Dusche: Nicht nur, dass sie dabei an Robert Habeck denken muss, weil ja heutzutage jeder zu allem eine Meinung benötige. Nein, sie empfindet es auch als „gendergerechte Altersdiskriminierung“, dass sie die Aufschrift der Schampoo-Flasche nicht lesen könne und eine Brille mitreinnehmen müsse.

Probleme hatte Zink auch beim Camping, das etwas für Leute sei, die sonst keine Probleme hätten, und „bei dem uns sadistische Holländer“ begrinsten und dann Kartoffel nennen dürfen“. Aber wie sie zum Schluss eines geistreichen und sehr pointenreichen Abends zusammenfasst: „Am Ende ist alles nochmal gut gegangen.“


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