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Schaurig schräge Krimi-Kömödie

Eine zunächst normal erscheinende Familienatmosphäre steigert sich in der Kriminalkomödie „Kille Kille“ zu einer immer mysteriöser werdenden, mit Slapsticks gespickten Story, mit offenem Ende.

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Foto: Sonja Neukirchen
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Die Handlung des Stückes, das die Gesellschaft für Frohsinn Stetternich 1880 e.V. im KuBa aufführte, lässt ahnen, dass der Schauplatz irgendwo in England liegen könnte. Faktisch muss sich das Ganze jedoch unweit von Jülich abgespielt haben, denn von dort kommt Geoff, der alles „Kraaassss“ findet, was an dem Abend passiert.

In dem schrägen Familiendrama präsentierte sich das beliebte Ensemble aus Stetternich bei seinem Lieder- und Theaterabend von seiner skurrilsten Seite. Der Saal war wie gewohnt ausverkauft. Allen voran zeigte sich Petra Vallentin hier in ihrer Paraderolle und war mit wirrem Haar und passender Mimik in skurrilen Posen und listigen Blicken nicht zu toppen. Diese Elemente steigerte sie in der Rolle der Schwester des Landhausbesitzers Andrew (Sascha Maßmann) mit zunehmendem Konsum von Gin und sonstigen Spirituosen.

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Dicht auf den Fersen in Darstellungskomik: Holger Bagusat, der in seiner Rolle als zukünftiger Schwiegersohn Geoff gar nicht oft genug die zweifelhaften Geschehnisse in der Familie mit „ach kraaasss!“ kommentieren konnte. Seine Stimme klang mit de wachsenden Zahl an Toten im Landhaus zunehmend hysterisch, sein Ausspruch wurde zu einer Art roter Faden des Stückes.

Alle anderen Charaktere, besonders Andrews Ehefrau Jane (Julia Eckhardt), wirkten trotz der mehr als merkwürdigen Vorgänge im Hause auffallend ruhig und gelassen. Ein Todesfall reihte sich auf dem Familiensitz an den nächsten. Am Ende blieb offen, ob dies nur eine unglückliche Aneinanderreihung von Unfällen in einem verfluchten Haus waren, oder verdeckte Morde einer heimtückischen Familie, wie es ein paar dezente Gerüchte erahnen ließen.

Vor diesem Setting spielte sich gleichzeitig die Liebesgeschichte von Sally (Anna Rohofsky) und Geoff ab, deren Beziehung unter den mysteriösen Unfällen immer mehr unter Spannung geriet. Die zu unpassendem Moment und unerwartet anreisenden Eltern von Geoff (Adriane Kayser und Thilo Küper), sorgten für ordentlich Unruhe und mit ihren angestaubten siebziger Jahre-Klamotten auch für einen Milieu-Kontrast zu dem sonst oberflächlich versnobt wirkenden Haushalt von Jane, Andrew und seiner leicht überspannten Schwester. Vor allem aber sorgten sie für aufgeregtes Leichenverschieben in der Familie, hinter deren stoischer Fassade es scheinbar mörderisch zuging.

Die Leichen galt es jedenfalls permanent zu beseitigen, was immer wieder zu unerwarteter Komik führte: Denn der tote Fernsehtechniker (Daniel Richter) und die Leiche des Vikars (David Kebrich) tauchten überall da auf, wo sie nicht gewollt waren. Entweder überraschten sie, in dem sie aus Türen kippten, oder in Schubkarren durch die Gegend kutschiert wurden. Der Tote aus dem Seerosenteich wurde zügig entfernt, damit er nicht die „Fische vergifte“. Vom Komposthaufen in das imaginäre Gartenhaus wanderte die Leiche weiter. Am Ende stolperten die Besucher sogar noch über deren letztes „Versteck“, ein Auto mit entsprechend rot, schwarz-beige karierten Decke, das direkt vor dem Eingang des Kuba geparkt stand. Wer es da beim rausgehen entdeckte, kann als ganz besonderer Spürhund gelten. Wer sich ernsthaft auf Spurensuche nach einem potenziellen Mörder begeben hatte, dem wird auch aufgefallen sein, dass sich Andrew auffällig häufig zu Grabe-arbeiten in den Garten begeben hatte.

Auch die Dialoge der Schauspieler waren bemerkenswert: Hier war von „unglücklichem Zusammentreffen von unglücklichen Unglücken“ die Rede, wie das Liebespaar gemeinsam über die Ereignisse feststellte. Der Hausherr selbst traute sich schon nicht mehr, seine Freunde einzuladen, „aus Angst sie könnten am Bierschaum ersticken.“ Regie der schwarzen Komödie von Derek Benfield hatten Wolfgang Schulz und Brigitte Pietzsch-Köhne als Co-Regisseurin geführt.

Am Ende standen mehr als drei Fragezeichen über die Lösung im Raum. Aber dennoch war es ein wie gewohnt heiterer Abend – jedoch mit einem Wehrmutstropfen: Inge Duwe, die seit 1999 die Chorleitung des Männerchores inne hatte, war in dieser Funktion das letzte Mal auf der Bühne, wie Sascha Maßmann bekannt gab. Ein vierstimmig gesungenes, mal heiteres und mal melancholisches Potpourri aus bekannten Liedern wie „Über den Wolken“ von Reinhard Mey aber auch „Du bis dat Dörp“, in Anlehnung an einen bekannten Kölschen Karnevals-Song, stimmten ein auf den Abend. Selbst Duwe entlockte das nochmal „Gänsehaut“, wie sie sagte. Zu ihrem Abschied gab es tosendem Applaus.

Morgen haben Karteninhaber die letzte Gelegenheit, das Stück zu sehen.
• Sonntag, 22. Oktober, um 18 Uhr

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Sonja Neukirchen
M.A. Politikwiss./Soziologie (Uni Bonn 1998), Mitglied im Deutschen Fachjournalistenverband DFJV. Geborene Jülicherin, bekennende Rheinländerin. Versucht das Leben deshalb nicht zu ernst zu nehmen. Schreibt gerne von Menschen, Macht und Mäusen.

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