Die Gesellschaft Frohsinn zeigt in jedem Jahr zu den Lieder- und Theatertagen eine Komödie und musikalische Begleitung. In diesem Herbst steht Shakespeare auf dem Plan – nicht ganz der klassische Shakespeare, den man so kennt. Es wird komisch, aber spannend.
Die Proben zu „Shakespeare geht immer“ finden an einem Abend unter der Woche statt. Für mich ehrlich gesagt immer ein Wochenhighlight. Denn es ist nicht nur das Schauspielen, das mich begeistert: Es sind vor allem die Menschen, die immer wieder unermüdlich die Szenen gemeinsam proben. Bereits über die letzten gemeinsamen Stücke sind wir zu mehr als nur Theaterkollegen und -kolleginnen zusammengewachsen. Gemeinsam auf dem Weihnachtsmarkt und gemütliche Stunden bei Snacks und Bier gehören mittlerweile einfach dazu.
Dabei sind wir ein bunter Haufen, dieses Mal noch viel bunter als letztes Jahr. Manche kommen chronisch zu spät (Asche auf mein Haupt), andere tauschen Proben häufig gegen Festivals. Wieder andere stürzen sich in die Tiefen der mittelalterlichen Gewandung, andere in reale Flammen. Bei Shakespeare verbinden sich die Generationen des Frohsinns und feilen gemeinsam mit jeder Menge Spaß an den Textpassagen und Inszenierungen.
Dieses Jahr ist die Hülle, die ich für die Bühne überstreifen darf, keine schillernde Persönlichkeit, sondern ähnelt mir wohl in gewisser Weise sehr (mehr möchte ich nicht vorwegnehmen). Meine lieben Schauspielkollegen und -kolleginnen besetzen dafür allerdings weitaus einnehmendere Rollen. Besondere Showeinlagen inklusive. Diese bedürfen natürlich besonderer Aufmerksamkeit in den Proben. Allerdings gestaltet sich das manchmal für beide Seiten auf der Bühne und im Publikum der Anwesenden durch anhaltendes Lachen schwierig. Besonders wenn einer der Schauspieler plötzlich unfreiwillig seine Hose vor dem Herunterrutschen retten muss, weil der Kollege das mit der Tuchfühlung zu ernst genommen hat. Zwischen „Darling“, „Schatz“ und „Action“ ist sich niemand zu schade, sich auch mal zum Affen zu machen.
Das Schöne: Angelika Ponten regiert uns mit sanfter Hand. Das bedeutet, dass wir als Gruppe bei den Umsetzungen der einzelnen Szenen miteinbezogen werden und mitentscheiden können. Die Stücke, die wir auf die Bühne bringen, sind immer ein Gruppenprojekt. Von verwendeten Akzenten bis hin zu den Kostümen: Alle haben die Möglichkeit, ihren Figuren einen persönlichen Stempel aufzudrücken.
Zu Beginn einer Produktion sind die Proben ein vorsichtiges Herantasten an den Text und die anderen Figuren. Manchmal dauert es auch, bis man seinen eigenen Ton gefunden hat und sich in seiner Rolle wohlfühlen kann. Dass ich in einer Rolle angekommen bin, merke ich daran, dass ich den Kopf ausschalten kann. Das mag merkwürdig klingen, schließlich muss ich meine Zeilen abrufen. Aber sobald ich aufhören kann, übermäßig über das nachzudenken, was ich als nächstes tun muss, habe ich wirklich den Zugang zu meiner Figur gefunden.
Mittlerweile sind die Proben weit vorangeschritten – in knapp zwei Wochen stehen wir auf der Bühne. Der Kopf ist längst ausgeschaltet, die Zeilen sitzen (meistens). Es geht um Kleinigkeiten: Wie positionieren wir die Requisiten? Müssen wir vielleicht doch einen Aufgang tauschen, damit sich nicht plötzlich zwei Schauspieler im Weg stehen? Und manchmal ist man auf der Bühne auch der Meinung, der Shakespeare hat es mit seiner blumigen Sprache etwas zu gut gemeint. Wie war das mit der Hülfe, little Drama-Boy?
Nach Wochen voller intensiver Proben und lustiger Momente freuen wir uns nun riesig auf die Lieder- und Theatertage. Das Lampenfieber steigt, aber wir sind bereit, die Bühne zu erobern und unser Publikum zu verzaubern. Wie Shakespeare es Julia sagen lässt: „Was Liebe kann, das wagt sie auch!“ Und genau dieses Wagnis gehen wir ein, um gemeinsam mit dem Publikum unvergessliche Abende zu erleben.
Lieder- und Theaterabend
DO 10|10 um 20 Uhr – FR 11|10 um 20 Uhr – SA 12|10 um 19 Uhr – SO 13|10 um 18 Uhr
Gesellschaft Frohsinn Stetternich | Kulturbahnhof, Bahnhofstr. 13 | Eintritt 10 Euro | Restkarten Cityfriseurin Dunja, Große Rurstraße 36, Jülich