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Der Internationale Club Jülich

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Foto: Die Vorsitzende Sandrine Cowling, die selbst in Stetternich heimisch ist, schenkt anderen Menschen ein Heimatgefühl. Sie lebt im Lande des Adler-Wappentieres und verehrt an ihrer Wohnzimmerwand den heimatlichen Hahn, das Wappentier der Franzosen.
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Treffen sich drei Deutsche. Was machen sie? Sie gründen einen Verein. Oft geben gemeinsame Interessen den Ausschlag. Sportverein, Kunstverein, Oldtimerclub mit Vereinsstruktur. Alleine spielt es sich nicht so gut Hand- oder Fußball. Vereine haben Hand und Fuß. Die Vorsitzenden handeln (sprich händeln) die Geschicke. Die Schriftführer schreiben für und für. Die Beisitzer sitzen bei. Die Satzung regelt streng, wie. In der Gegend, in der ich als Volksschulkind lebte, war „de Ferroi“ (der Verein) die oberste Instanz „überhaupt“. Kein Termin war wichtiger.  Dennoch würde ich mich selbst bedingt als Vereinsmeier bezeichnen. Warum? Weil es Aufgaben gibt, die alleine nicht zu lösen sind, weil Synergieeffekte aus drei mal wenig ganz viel machen, weil Vereine leben retten und Menschen am Verhungern hindern, Geschichte lebendig werden lassen…
Was vereint denn eigentlich die Mitglieder des Internationalen Clubs in Jülich? Auf der öffentlich zugänglichen Homepage erscheinen gleich nach dem Eintrag „Home“ auch die selbst auferlegten „Aufgaben“, die da wären:
den Kontakt der in- und ausländischen Mitglieder untereinander, zur Jülicher Bevölkerung sowie zu in- und ausländischen Organisationen gleicher Art zu pflegen,das Einleben der Ausländer, die in Jülich tätig sind, zu fördern.
Zu diesem Zweck führt der Club insbesondere Veranstaltungen informativer, kultureller und gesellschaftlicher Art durch. Seine Tätigkeit soll dem Gedanken der Toleranz und Völkerverständigung dienen. Betrachten wir einfach mal die historische Entwicklung. Kern und Angelpunkt für die Gründung des Clubs war wie so oft in Jülich „das Atom“, das ja gerade 60ten Geburtstag feierte. Deutschland hat keine Rohstoffe, aber Know-How. Das will exportiert werden. Also muss man wohl mit Menschen in Kontakt treten, die alles sind, außer deutsch. Der Kern der Kernforschungsanlage war nie einer der Reaktoren, sondern immer der Hörsaal mit seinem Foyer, dessen 60er-Jahre-Kuppel allerdings stark an eine Starfighter-Absturz sichere Reaktorkuppel erinnert. Watt ene Zufall! Im Foyer hing lange eine Weltkarte, übersät mit roten Punkten. Nein, nicht jeder Punkt ne Maus, sondern jeder Punkt eine Kooperation, weltweit. Die Wissenschaftler aus den Orten mit den roten Punkten wurden immer gezielt nach Jülich eingeladen, um hier zu arbeiten. Ja, es waren meist Wissenschaftler und nicht Wissenschaftlerinnen, aber die Männer brachten ihre Familien mit, die dann erst mal „40 Quadratmeter Deutschland“ hätten spielen müssen, wäre da nicht der Internationale Club gewesen. Genau darin lag die Kernidee, sich um die Familien der Gastwissenschaftler zu kümmern.  Der Internationale Club hilft bei den kleinen Dingen des täglichen Lebens aber bietet auch ein komplettes Wohlfühlprogramm des Angenommenwerdens in einer zweiten Heimat. Die jetzige Vorsitzende spricht aus Erfahrung: „Ich kam ganz neu nach Deutschland und „abe“ niemanden gekannt.“ Sie haben es längst gemerkt. Nicht die Autokorrektur spinnt. Ich bin es selbst, um dem Thema dieser Herzogausgabe gerecht zu werden: „FRONK-RAICH“. Sandrine, ein Name wie eine Melodie, war auf Moll gestimmt. Vor rund zwölf Jahren angekommen in dem Dorf „Weltuntergang“ bei Jülich (Name geändert), stand sie wie vor einer hohen Wand. Das sind so die Momente, in denen ein Lächeln zum Eisbrecher wird. Der Eisbrecher kam. Auf dem Bug die Lettern ICJ, zwischen dem C und dem J, die „Weltoffenheits-Kugel“.
Ich erinnere mich an meine eigene Ankunft in Jülich. Zweite Volksschulklasse, ich kam aus der Pfalz, also auch aus dem Ausland und sprach den dortigen Dialekt. Ich war die Lachnummer. Schon am dritten Tag konnte ich „JüüüülieeSCH“ korrekt aussprechen. Es waren „Ausländer“ aus Amerika, die uns als „Zugreiste“ mit einem Tablett der Freundlichkeit und heißem Kaffee herzlich begrüßten und in die Nachbarschaft aufnahmen. Bis wir mit den Muttkrate warm wurden und umgekehrt, hat es länger gedauert. Damals gab es den Internationalen Club noch gar nicht. Die konstituierende Versammlung fand erst sieben Jahre später am 8. März 1970 statt. Der Vorstand bestand 6:1 aus den HERREN Dr. Wald, Ahrens, Kedim, Galikine, Dr. Fischer und dem Stadtdirektor Schröder. Nicht allen ist so eine eindrucksvolle Kletterwand auf der Merscher Höhe vergönnt, wie dem Letztgenannten. Aber das einzige Gründungsmitglied, von dem ich sicher weiß, dass es wohl auf ist, ist FRAU Maya Röth-Karmat, in Jülich weltbekannt und selbst mit rotem Punkt ausgestattet, um noch einmal auf die Landkarte zu sprechen zu kommen. Hätte sie gerne interviewt, weilt aber gerade in den USA, Frau von Welt eben. Bis das Vereinsregister auf Vordermann gebracht wurde, floss noch zwei Jahre lang Rurwasser den Rhein runter. 110 Mitglieder aus 20 Nationen, damals. Heute ganz ähnlich: 147 aus 22. Der enge Bezug zur KFA, damals war das FZJ noch „kernig“, äußerte sich durch das aktive Engagement der Ehefrauen führender KFA-Köpfe im Club: Beckurts, Kielhorn, Theenhaus, Slemeyer, Wolf, v. Klitzing, Grünberg.
Meinen ersten Kontakt zum ICJ bekam ich durch Arno Wintermans, die Hilfsbereitschaft in Person. R.I.P., lieber Arno. Als „Fliegender Holländer“ berichtete er in Diavorträgen von „seinem“ Südamerika. Anfangs traf man sich im alten Rathaus, hiernach in der alten Ingenieurschule (später Fachhochschule), im Roncalli-Haus bis schließlich das  Gästehaus des Forschungszentrums zur ständigen Adresse wurde. Hier kommt man dienstags um 10 Uhr zusammen, mit Programm oder als zwangloses Treffen. Die übrigen Programmpunkte, auch an anderen Wochentagen, sind im Internet auf Anhieb leicht zu finden. Im Juni: Der Literaturkreis Deutsch liest und spricht über: „Mehr Zeit mit Horst“ von Ingeborg Seltmann. Auch die english short story group hat ein straffes Programm. Am Erdbeertag finden die verschiedensten Rezepte den Weg in den Gaumen. Beim Scrapbooking werden Souvenirs mit Fotos und Papier gestaltet. Bei der Tour de France fiebert der ganze Club mit. Mit einem leckeren Eis geht es zu Beginn der Ferien in die Sommerpause. Die Events im Kinderprogramm für die „Krümelmonster“ folgen dem Kalender: Karneval, Ostern, Sommer, St.Martin, Weihnachten. Weihnachtsmann Dietmar ist überaus beliebt, nicht nur wegen der Kekse. Viermal im Jahr stellt das Forschungszentrum seinen Reisebus mit 49 Sitzplätzen zur Verfügung. Maastricht, Amsterdam, Brüssel, Koblenz mit der Festung Ehrenbreitstein. Auch Gäste sind willkommen. Mitglieder zahlen aber weniger. „Wie werde ich Mitglied?“ frage ich Sandrine. „Ganz einfach, formlose E-mail an [email protected]. Der Jahresbeitrag beträgt 24 Euro für Einzelpersonen und 36 Euro für Familien.“

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