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Freundekreis Stadtarchiv

Dem „Gedächtnis der Stadt“ auf die Sprünge helfen im Dienst der Ewigkeit

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Stadtarchiv Jülich | Foto: HERZOG
Stadtarchiv Jülich | Foto: HERZOG
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Es ist ein Wettrennen zwischen den Akten und den Fakten: Mit jedem Tag schwillt das Langzeitgedächtnis einer Stadt an und fordert unbarmherzig Raum und Zeit – kein Stadtarchiv der Welt wird jemals kleiner, jedes Archiv ist ständig im Wachstum, was in der Natur der Sache liegt. Was damit proportional ansteigt, ist der Platzbedarf und die personelle Ressource des eigentlichen Archivierungsvorganges. Der Jülicher Stadtarchivar Dr. Horst Dinstühler versucht deshalb bereits seit Anbeginn seiner Dienstzeit in Jülich einen offensichtlich unmöglichen, aber unvermeidbaren Spagat: Da immer mehr Objekte zu archivieren sind, müssen auch immer neue Räumlichkeiten dafür gesucht und gefunden werden. Das eigentliche Stadtarchiv im Kulturhaus am Hexenturm ist bereits vor Jahren an seine Kapazitäten gestoßen und musste Teile auslagern in mittlerweile bis zu sieben „Außenstellen“. Das hat zur Folge, dass der Stadtarchivar viel kostbare Zeit dafür aufwendet, um durch sein weit verstreutes Archiv zu sausen als sich den eigentlichen Pflichten eines Archivars zu widmen: dem Sammeln, Aufbereiten, Nutzbarmachen und Publizieren von Dokumenten, die es entweder wert sind, für die Ewigkeit aufbewahrt zu werden oder zu deren Aufbewahrung die Stadt einfach per Gesetz verpflichtet ist. Dieses Dilemma vor Augen, hat sich bereits vor zehn Jahren eine zunächst kleine, dann aber schnell auf 30 Mitglieder angewachsene Gruppe zu einem Förderverein zusammengeschlossen: dem „Freundekreis Stadtarchiv Jülich e.V.“. Oberstes Ziel: eine Lobby für das „Gedächtnis der Stadt“ schaffen, in der Bevölkerung und bei politischen Entscheidungsträgern auf die Bedeutsamkeit dieses Archivs hinweisen, durch Spendengelder und Mitgliedsbeiträge Anschaffungen ermöglichen, Anträge stellen,
Dokumente digitalisieren – „also alles, was so ein Förderverein eben machen kann“, so Wolfgang Gunia, neben Winfried Cremerius als Vereinsvorsitzendem ebenfalls aktiv im „Dienste der Ewigkeit“. Cremerius, der seit 2008 jeden Mittwochvormittag fleißig hilft, Teile des Bestandes von alten Fotonegativen bis zu farbigen Papierpostkarten zu digitalisieren, ist stets mit Engagement dabei. „Wir haben so viele Schätze in unserem Archiv, die es wert sind, aufbewahrt, erschlossen, erhalten, zugänglich gemacht, publiziert und für die Forschung bereitgestellt zu werden.“ Gunia
ergänzt: „Wir haben in den vergangenen Jahren vor allem dazu beigetragen, das Problembewusstsein zu schaffen, den Archivar bei Antragstellungen zur Optimierung seiner Arbeit zu unterstützen.“ Als ehemaliger Gymnasiallehrer für Deutsch und Geschichte ist ihm das Interesse an der greifbaren Historie der Stadt quasi eingeimpft, derweil Winfried Cremerius „als Ur-Jülicher an alle Bürger appelliert, mit der Unterstützung des Vereins als Jülicher etwas für Jülich zu tun.“

Stolz ist der Förderverein darauf, daran mitgewirkt zu haben, dass das Stadtarchiv demnächst in seine neuen Räumlichkeiten in der ehemaligen Realschule umziehen kann. Alle Archivalien können dann in zuvor dafür teilweise noch zu präparierende Räumlichkeiten auf insgesamt 500
Quadratmetern aufbewahrt und manchmal für eine Bearbeitung sogar erst zugänglich gemacht werden. Dr. Dinstühler wird sich seinen wissenschaftlichen Arbeiten somit verstärkt widmen können. Auch die Besucher des Stadtarchivs mit ihren Anfragen nach alten Dokumenten zur Familienforschung oder für eine Vereinsjubiläumszeitschrift können etwas komfortabler als unter den jetzigen Bedingungen recherchieren.

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Doch auch wenn der Freundekreis ein Etappenziel erreicht hat: zur Optimierung auch der personellen Voraussetzungen wollen sie in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein dafür schaffen, dass ein nutzerfreundliches Stadtarchiv zu den Pflichtaufgaben einer Kommune gehört. Dabei geht es nicht nur um die Aufbewahrung von Bau- und Personalakten,  Zeitungen und Urkunden, sondern auch um Digitalisierung und nachhaltige Nutzbarkeit der Objekte. Zahlreiche Dokumente befinden sich mittlerweile auf Mikrofilmen. Das Lesegerät ist allerdings nicht mehr einsatzbereit – Ersatzteile werden nicht mehr produziert – und schon hat der Freundekreis ein neues Ziel: Klinken putzen und Spendengelder sammeln für die Anschaffung eines neuen Lesegerätes. Auch Mitgliedsbeiträge werden für Neuanschaffungen genutzt. Der Erwerb historisch wertvoller Foto- oder Ansichtssammlungen verstorbener Jülicher konnte beispielsweise so erst ermöglicht werden. Der „Freundekreis Stadtarchiv Jülich“ ist in seinem Bestreben um Förderung des Stadtarchivs für jede Hilfe dankbar. Wer sich ebenfalls engagieren oder den Verein mit einer Spende oder Mitgliedsbeitrag unterstützen möchte, kann sich an Winfried Cremerius unter 02461-8917 wenden.


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