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Haltung zeigen gegenüber Leben und Sterben

Felix Grützner bot einen würdigen Auftakt eines Veranstaltungsprogramms der Hospizbewegung Düren-Jülich e.V., die in diesem Jahr „30 Jahre qualifiziertes Ehrenamt“ feiert. Künstlerische Darbietungen stellen dabei das Thema „Leben“ in den Vordergrund.

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Lebenstänzer“ Grützner, schlüpfte in die Rolle eines Obdachlosen. Foto: Sonja Neukirchen
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Begleiten und trotzdem Distanz bewahren, sich auf den Weg machen und zurückbleiben, durchs Leben tanzen und dann wieder zu Boden sinken – das waren nur einige Themen, die Tänzer und Philosoph Dr. Felix Grützner in einer Choreographie im KuBa künstlerisch umsetzte. In seinem Programm „Kein Ort das Haupt zu betten“ verschmolz Grützner Musik, Text und Tanz zu einer ästhetischen Gesamtkomposition.

„Lebenstänzer“ Grützner, der selbst im Ehrenamtsbereich rund um die Palliativversorgung engagiert ist, schlüpfte in die Rolle eines Obdachlosen, der zwischen den Ängsten und Befürchtungen eines alkoholvernebelten Kopfes und den wachen Gedanken eines Beobachters von der Straße hin und her schweift. Dabei zitierte er literarische und biblische Verse und ließ unter anderem Klänge von Franz Schubert und Johann Sebastian Bach einspielen. Seine Idee sei es gewesen, einen Beobachter zu schaffen, der alles von außen betrachte, erklärt Grützner sein Konzept.

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In dieser Rolle des Obdachlosen ließ Grützner das Publikum Anteil nehmen an dessen inneren Erleben, auf seiner Reise, wo er viele Engel sah: kurz vor dem Tod seiner Mutter, aber auch bei seinem eigenen Besuch im Krankenhaus: weiße, grüne und blaue Engel, nahm er dort war. „Krankenhaus, das ist kein Ort für mich“, spürte der Mann von der Straße deutlich. Dennoch spürte er auch, dass dort Engel für ihn sorgten. Die Blauen, die sprächen nicht, machten aber alles sauber. Die Grünen fragten ihn, ob er etwas brauche und die Weißen, die verrichteten ihr Werk, wenn keiner der oberen zusah. Er sehnt sich nach Nähe, aber nur „ab und zu mal, nicht zu nah, aber da.“ Dann steht er am Bahnhof und resümiert über diejenigen, die abfahren, und die anderen, die bleiben müssen und auch Hilfe benötigen.

Das Programm hatte das Publikum bewegt: „Sehr ästhetisch, sehr bewegend. Ein schwieriges Thema mit Choreografie und gut passenden Liedern und Texten dargestellt“, fasste Alexandra Platz ihre Eindrücke zusammen. „Ich fand es beeindruckend, wie unser Ehrenamt dargestellt wurde“, fand auch Marie-Luise Herpers. „Nicht nur Trauer, sondern auch Freude am Leben. Ernsthaftigkeit ohne das Triefende“, so hatte Christa Hoppermans die Vorstellung wahrgenommen.

Gerda Graf (v.l.) mit Dr. Hans-Heinrich Krause und Dr. Detlev Struck. Foto: Sonja Neukirchen

Bei der Eröffnungsrede hatte der erste Vorsitzende der Hospizbewegung, Dr. Detlef Struck, zusammen mit Vorstandsmitglied Gerda Graf herzlich die Anwesenden begrüßt – darunter viele Ehrenamtler. Ein besonderer Gruß galt auch dem Ehrenvorsitzenden Dr. Hans-Heinrich Krause, einem „Urgestein der Hospizbewegung“, wie Struck kommentierte. Er selbst sei erst drei Jahre dabei, aber es seien „bewegte Jahre“ gewesen. Graf hatte zusammen mit Krause und Pastor Anton Straeten in Düren vor 30 Jahren mit 70 Menschen den ersten Hospiz-Verein gegründet.
„Haltung zeigen, dem Leben und dem Sterben gegenüber“, darum sei es in dem Programm auch gegangen, so Graf. Wichtig sei es in der Hospizbegleitung, nichts überzustülpen, sondern abzuwarten, was der Sterbende möchte, und vor allem „gemeinsam aushalten.“ Sie wünscht sich von den Betroffenen, sich früher zu melden, als das bisher oft geschehe, denn dann könne man noch besser auch die Angehörigen stützen.


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