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Der Offene Bücherschrank e.V.

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Der offene Bücherschrank | Foto: HERZOG
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Ich liebe es zu lesen. Man trifft mich eigentlich zu jeder Tages- und manchmal auch Nachtzeit mit einem Buch in Hand oder Tasche an. Schon als Kind musste mich meine Mutter an schönen Tagen mit sanfter Gewalt aus dem Haus treiben…meistens dennoch heimlich mit einem Buch bewaffnet. Bücher sind die besten Geschenke der Welt, zu jeder Gelegenheit, das ist zumindest meine Meinung. Lesen ist ein großartiger Zeitvertreib. Lesen bildet und vergrößert den Wortschatz mit beinahe jeder gelesenen Seite. Und ja, das gilt auch für die Seiten in Schundromanen. Hauptsache sinnvoll aneinander gereihte Buchstaben.

Bücherschrank beim Frauennetzwerk | Foto: HERZOG

Die Kehrseite der Medaille – und die gibt es ja bekanntlich immer?! Meine Familie und Freunde sehen meinem nächsten Umzug mit mehr als gemischten Gefühlen entgegen, denn Bücherkisten sind schwer oder zahlreich. In meinem Fall meistens auch noch Beides. Und damit hätten wir auch schon die Überleitung zu einer nicht mehr ganz neuen, in letzter Zeit aber immer populärer werdenden Idee. Der Stern titelte unlängst: „Meins, Deins, Unseres -Teilen ist das neue Haben“.

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Die Rede ist in diesem speziellen Fall von der Idee eines offenen Bücherschrankes. Wie erwähnt: Die Idee ist nicht neu. Den ersten Bücherschrank soll es seit 2003, also schon seit jetzt zehn Jahren, in Bonn im Haus der Sprache und Literatur geben. Jülich hat einen winzigen Tick länger gebraucht, dann aber gewaltig zugelegt. Gab es Anfang 2008 nur einen offenen Bücherschrank in den Räumen der Jülicher Tafel (Anmerkung der Autorin: Leider wurde dieser mittlerweile auf Wunsch des Vorstandes der Tafel auch wieder abgebaut), sind es zur Zeit an diversen Orten in der Stadt ganze zehn Stück. Seit 2010 gibt es auch einen Verein „Offener Bücherschrank e.V.“, passenderweise gegründet am Welttag des Buches. Sinn und Ziel der Sache ist es Bücher und damit auch Bildung sowie Kultur frei zugänglich zu halten, auf der Basis eines solidarischen Prinzips. Jeder darf sich Bücher aus den Schränken leihen oder diese gegen andere tauschen – egal aus welcher sozialen Schicht er kommt oder was sein Portemonnaie so hergibt. In meinen Augen eine mehr als feine Sache. Damit nicht alles im Chaos versinkt, viele Köche verderben ja bekanntlich den Brei, sorgt ein sogenannter Bücherpate pro Bücherschrank für Ordnung und hält auch ein Auge darauf, dass nichts Jugendgefährdendes oder anderweitig Anstößiges seinen Weg in den Tauschkreis findet.

Studienseminar | Foto: HERZOG

Meine Favoriten unter den Jülicher Schränken, vor allem was die Erreichbarkeit angeht, sind die Standorte in der Stadtverwaltung und bei Mode Friese, da diese in der Stadtmitte zu finden sind. Um noch mehr Menschen zu erreichen wäre deshalb ein offener, wetterfester Bücherschrank mitten in der Stadt der Traum der etwa 20 Mitglieder rund um die Vorsitzende Emily Willkomm-Laufs. Das Engagement der Vergangenheit sowie stetiges Verhandeln und Geld sammeln zahlen sich diesbezüglich dieses Jahr aus:

Am 23. April 2103, also wieder zum Welttag des Buches, soll auf dem Marienplatz ein immer zugänglicher offener Bücherschrank aufgestellt werden. Dieser hat die Form einer schon fast nostalgischen gelben Telefonzelle, die von Schülern der Jülicher Realschule zusammen mit einem Referendar mit Grafittis verschönert wurde. Die genaue Uhrzeit wird noch bekannt gegeben. Besucher und Buchspender sind natürlich herzlich willkomen.

Der bis jetzt größte Bücherschrank befindet sich im Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung in der Kurfürstenstraße. Er besteht aus drei leuchtend blauen Billy-Regalen. Das wahre Schmuckstück, eine kleine Bücheroase im Garten in der Sebastianusstraße, existiert leider nicht mehr. Der Garten musste aus privaten Gründen abgegeben werden. Aber auch da wird dem ideenreichen Verein sicher etwas Neues einfallen.

Eine Liste mit allen Jülicher Bücherschränken findet man im Internet unter www.offenerbuecherschrankev.de.

Und nicht vergessen: Misten Sie mal wieder Ihr Bücherregal aus – manchmal muss man sich einfach auch mal trennen können. Nicht nur Ihre nächsten Umzugshelfer werden es Ihnen danken.

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Andrea Eßer
In Jülich geboren und dann nach der Schule ab in den Süden zum Studium der Wortjonglage. Nach einer abwechslungsreichen Lehrzeit mit den Prominenten dieser Welt, überwog das Heimweh nach dem schönen Rheinland und Jülich im Speziellen. Deckname Lottofee, liebt ihre Familie, Süßigkeiten, Kaffee, alles Geschriebene und Torsten Sträter. Anfällig für sämtliche Suchtmittel (nur die legalen natürlich). Hat schon mal eine Ehrenurkunde gewonnen und ihre erste Zeitung bereits mit zehn Jahren herausgegeben. Hauptberuflich strenger Händchenhalter eines Haufens vornehmlich junger Männer. Der Tag hat notorisch zu wenige Stunden für alle Pläne und kreativen Vorhaben, die meiste Zeit etwas verwirrt.

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