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Fackeln und Feuer im Film

In Peers Kino Kolumne dreht sich - wie alles im November-HERZOG - um Fackeln. Er ist Feuer und Flamme für Filme.

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Peer Kling. Foto: Gisa Stein
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„Feuer frei!“ Die Piraten halten die Fackeln an die Kanonen. Eine Breitseite trifft das Ziel. Ein Mast wird von einer Kanonenkugel getroffen und knickt ab. Mitglieder der Besatzung schwimmen hilflos in der See. „Peer, das ist ja „nur“ ein Film,“ pflegte mich meine Mutter zu trösten, als ich noch ein kleiner Junge war. Die vier Elemente, Feuer, Wasser, Erde, Luft, prägten Jahrhunderte lang das Verständnis unserer Vorfahren, wobei das Feuer wohl das spektakulärste war und ist. Die chemische Reaktion Feuer und auch seine nächste Nachbarin, die Explosion kommen häufig in Filmen vor. Die Lust an der Sensation ist wohl menschlich. Katastrophenfilme bringen hohe Zuschauerzahlen. Dabei verbinden sich wohl Angst und Schrecken mit dem Phänomen der Faszination am Flammen züngelnden Untergang. Die Vorsilbe Nitro kündigt Unheil an. Früher bestand das Filmmaterial aus Nitrocellulose. Ein anderes Wort dafür ist: Schießbaumwolle.

Cinema Paradiso zählt zu meinen Lieblingsfilmen. Ich hatte ihn 1997 open Aar im Zitadellen-Innenhof vorgeführt. Im Schein der Wachs-Fackeln kamen nach dem Film Zuschauer auf mich zu. Es sei mit ihr schönstes Filmerlebnis ever gewesen, meines auch. „Dieses Stück Filmgeschichte zeigt das Cinema als Erlebnisort und Hort der Träume und knüpft an die Idee des Kinos als ‚Kunst der Emotionen‘ an,“ frei zitiert nach FILMDIENST 24/1989, meiner Lieblingsfilmzeitschrift, deren Druckversion wegen unzureichender Nachfrage Ende 2017 mit einem Knall ohne Flammen platzte. Am Ende des Films geht „das Paradies“ in Flammen auf. „Scheiß Schießbaumwolle!“. Damals mussten die Spezialisten für Special Effects noch echt zündeln. Heute geht das digital.

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Feuer im Film kann aber auch eine gemütliche Atmosphäre verbreiten, wie etwa bei einem knisternden Lagerfeuer in kärglicher Gegend im Weste(r)n, bevor die Colts ans Rauchen kommen. Der zerbeulte Wasserkessel aus Blech verspricht heißen Tee oder „Cowboy-Kaffee“, wobei der „Prütt“ und der Kaffee eine Einheit bilden, „brrrr“, meint das „Hottehü“ nebendran stehend und wendet sich ab. Es knistert das „Flackerchen“, und es schlürft der Durchgefrorene Heißes, begleitet von einem „kontrollierten Schwelbrand“ in seiner Pfeife, die durch einen Zug an ihr, zu neuem Sauerstoff gelangt. Der Tabaksduft vermischt sich mit dem Geruch nach verbranntem Holz. In Kombination mit den wärmespendenden Flammen entsteht eine friedfertig genüssliche Wohlfühlatmosphäre. Ich bin und bleibe Feuer und Flamme für großes Kino.

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Peer Kling
Peer Kling, typisches "KFA-Kind", nicht aus der Retorte, aber in der zweiten Volksschulklasse nach Jülich zugezogen, weil der Vater die Stelle als der erste Öffentlichkeitsarbeiter "auf dem Atom" bekam. Peer interessiert sich für fast alles, insbesondere für Kunst, Kino, Katzen, Küche, Komik, Chemie, Chor und Theater. Jährlich eine kleine Urlaubsreise mit M & M, mit Motorrad und Martin.

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