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Kleine Wilde brauchen Hilfe

Im Kreistierheim Düren kümmern sich die Tierpfleger zurzeit intensiv um verwaiste und verletzte Wildtiere.

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Foto: Tierheim Düren
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Der Arbeitstag von Tierpflegerin Teresa Cieslik beginnt morgens um 6 Uhr bei ihr zuhause. Dann recken sich ihr aus einem Nest aus weichen Handtüchern mehrere weit geöffnete Vogelschnäbel entgegen. Die ausgebildete Pflegekraft füttert jedes einzelne Vogelbaby, bevor sie die Kleinen sorgsam einpackt und mit in das Dürener Tierheim nimmt, wo um Sieben ihre Schicht beginnt.

Zurzeit ist Jungtiersaison und täglich bekommen die Tierschützer im Kreistierheim in Düren Anrufe wegen Wildtieren in Not. In diesem Jahr haben Sie bereits rund 170 wilde Schützlinge aufgenommen, und jedes Jahr steigt deren Zahl deutlich an. „Kleine Eichhörnchen, junge Feldhasen und Kaninchen, Igel sowie zahlreiche Vogelküken und -kinder werden uns am häufigsten von Tierfreunden gebracht“, erzählt Christina Albert, die die Einrichtung am Burgauer Wald leitet.

Foto: Tierheim Düren
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Mit einem verletzten Haubentaucher, der kürzlich ausgewildert werden konnte, betreuten die Tierschützer einen eher seltenen Gast. Der gefiederte Patient fraß Garnelen und Sardellen und schmälerte mit seinem exquisiten Geschmack das Futterbudget des Vereins. Die stark angestiegene Anzahl der Wildtiere in der Aufzuchtsaison zu versorgen, ist für die Tierschützer ein enormer Kraftakt.  „Tierbabys sind sehr verletzlich und brauchen jede Menge Aufmerksamkeit, genau wie kleine Menschen“, sagt Christina Albert. Zur Verstärkung des Teams wurde deshalb Nicole Steffens eingestellt, die viel Erfahrung im Bereich der Wildtierpflege mitbringt. Die Tierpflegerin hat unter anderem drei junge Amseln in ihrer Obhut, die sie regelmäßig mit „Frostinsekten“ füttert. Christina Albert berichtet, dass die drei mitsamt ihres Nestes Opfer eines radikalen Heckenschnitts wurden, der zurzeit eigentlich verboten ist. Neben der Unachtsamkeit mancher Menschen sei andererseits voreilige Hilfe schuld daran, weshalb Wildtiere ihrer natürlichen Umgebung entrissen würden. Tierpflegehelfer Justin Sassnau betreut im Tierheim mehrere Feldhasenkinder. Alle zwei Stunden muss er die kleine Rasselbande füttern, auch nachts. „Die Menschen sehen ein einsames Feldhasenjunges und nehmen das Tier an sich. Das ist gut gemeint, aber meistens falsch.“ Christina Albert erklärt, dass Feldhasen ihren Nachwuchs in den Mulden von Feldern und Wiesen großziehen: „Die Kleinen werden bewusst dort zurückgelassen, einmal täglich kommt die Mutter und säugt ihren Nachwuchs. Bitte lassen Sie die Hasenkinder liegen und fassen Sie sie nicht an!“. Dies gilt laut Albert für fast alle Tierkinder, die man alleine antrifft. Ausnahmen seien noch nackte Vogelküken, augenscheinlich verletzte Tiere und Fälle, in denen die Elterntiere, nach längerem Beobachten aus größerer Entfernung, nicht zu ihrem Nachwuchs zurückkehren. Eingreifen solle man auch, wenn dem Tier Gefahr drohe. Die Tierheimleiterin berichtet, dass Tierfreunde ein Waldeulenkind vor aggressiven Krähen retteten: „Das war absolut richtig, die kleine Eule hätte sonst nicht überlebt“.

Christina Albert und ihr Team kümmern sich aufopferungsvoll um ihre wilden Schützlinge und mit jeder erfolgreichen Auswilderung wird ihre Mühe entlohnt. „Wir leisten einen wichtigen Beitrag zum Tier- und Naturschutz, das macht uns alle sehr glücklich. Besonders aber der Erhalt der unter Druck geratenen Artenvielfalt ist ein wichtiger Ansporn“, sagt die Heimleitung. Sorge bereitet ihr allerdings das Platzproblem, jedes noch freie Fleckchen im Tierheim sei momentan belegt mit Käfigen, Bettchen und Wärmelampen. „Unser Tierheim bietet bereits gute Voraussetzungen für die Wildtierversorgung. Wir haben professionelle Tierpfleger, ein geräumiges Gelände direkt am Wald und zwei Auswilderungsgehege. Was wir brauchen ist eine Wildtierstation, für die Aufzucht der Tierkinder, aber auch für die zahlreichen wilden Patienten, die wir regelmäßig aufnehmen.“

Foto: Tierheim Düren

In ihren Berufsjahren hat die Tierheimleiterin Schönes und Schlimmes gesehen. Ein grausam zugerichteter Igel fällt in die letzte Kategorie. Der Stachelträger wurde Opfer eines Mähroboters, sein Schnäuzchen war komplett zerstückelt, die Knopfaugen kaum noch zu erkennen. „Das Tier musste von seinem Leiden erlöst werden“, beklagt Albert. Die im Heim beschäftigte Tierärztin Dr. Dorothee Krings betont, dass Verletzungen dieser Art immer häufiger vorkommen. „Igel haben keine Chance gegen Mähroboter, Gartenbesitzer sollten die Geräte niemals nachts laufen lassen und am Tag nur unter Aufsicht“, appelliert Christina Albert daher eindringlich.

Kurz vor ihrem Schichtende kontrolliert Teresa Cieslik nochmals alle ihre wilden Schützlinge. Die betreuungsintensiven Vogelkinder packt sie wieder ein, um sie mit zu sich nach Hause zu nehmen. Zwischen 22 und 24 Uhr bekommen die Kleinen ein letztes Mal Futter, dann ist für ein paar Stunden Nachtruhe angesagt.

Viele Tipps rund um Wildtiere gibt der Tierschutzverein für den Kreis Düren auf seiner Webseite unter www.tierschutzverein-dueren.de. Über ein online-Formular können Tierfreunde den Verein mit einer Wildtierbabypatenschaft unterstützen. Das Formular gibt es auch im Tierheim oder auf telefonische Anfrage unter der Telefonnummer 0242199 855 10 per Post.


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