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10 Jahre Craftbeer

Man nehme Hartnäckigkeit, füge Kreativität dazu, Geschäftssinn sowie eine Prise sympathische Verrücktheit und Liebe zur Geschichte – das sind die Zutaten, aus denen Walter Müller gemacht ist. Der gebürtige Amerikaner mit deutschen Wurzeln braut für sein Irish-American Pub Mc Müller‘s in Kofferen seit zehn Jahren 12 Biersorten in 12 Monaten.

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Bei Mc Müllers wird frisch und von Hand gebraut/ gezapft | Foto: HZG
Bei Mc Müllers wird frisch und von Hand gebraut/ gezapft | Foto: HZG
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Walter Müller verkostet | Foto: HZG
Walter Müller verkostet | Foto: Dorothée Schenk

Wenn der Pub sich zu Konzerten und Events Gäste in das 400-Seelen-Dorf einlädt, dann wirft sich Walter Müller gerne mal in Schale: Sein Gründerzeit-Outfit – inklusive Brille und Zylinder – ist eine Hommage an seinen Ururgroßvater Ludwig Spickernagel. Auch der Ahne war Gastwirt, Hotelier und Bierbrauer und zwar mit großem Erfolg. „Die Entscheidung zum Bierbrauen vor zehn Jahren in der Kombination, den Weg meiner Vorfahren zu gehen und dieses Gewerbe traditionell auszuführen, hat dazu geführt, dass innerhalb von 24 Monaten eine geschäftliche Wende eintrat“, sagt Müller.

Denn 2005 war ein geschäftlich schwieriges Jahr. 2006 fiel die Entscheidung zum Ausschank auch Fremdenzimmer anzubieten und das Glück wollte es, dass der studierte Maschinenbau-Ingenieur und Dipl. Kaufmann mit „Null-Ahnung vom Bierbrauen“ auf der Hogatec die Brauanlagen von Dr. Hermann Kretschmer entdeckte. Drei Monate später wurde die Anlage aufgebaut. Genau einen Tag hat Dr. Kretschmer Walter Müller ins Handwerk eingeführt und mit ihm Bier gebraut. „Den Rest musste ich mir autodidaktisch erarbeiten -mit einer telefonischen Hotline, über die ich die ersten ein zwei Jahre mit ihm in Kontakt war.“ Im Januar 2007 startete der Wahl-Kofferener mit der Zulassung vom deutschen Zoll und setzte den ersten Sud an.

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Am Besten läuft das helle Zwickelbier. Ein untergähriges, von der Technik her ein Export-Bier, also kräftiger, malziger. „Wenn 60 Prozent des deutschen Bierausstoßes Pilsener ist, dann brauche ich nicht dagegen anzustinken. Darum bin ich in einen Bereich ausgewichen, der nicht so ganz gängig ist.“ Der zweite „Zapfsieger“ ist der Guiness-Ersatz, das McMüllers Stout. Eigentlich war es der erste Sud, den Walter Müller ausprobiert hat, getragen von einer einfachen Erkenntnis: „Ich werde nicht Herr in meinem eigenen Haus sein, wenn Guiness die Hauptsorte Bier ist.“Am St. Patricks Day 2017 stellte der Neu-Brauer seine erste Rezeptur vom Stout vor. Ausgesprochen beliebt ist außerdem McMüller‘s Imperator. Diese Art von Bier haben die Londoner Brauer für Katharina die Große gebraut, weiß Müller, und wird darum Russian Imperial Stout genannt. „Das ist etwas leckeres, fast wie ein Aperitif. Das kann man trinken, wie man sonst einen Eiswein trinkt.“
Derzeit gärt der Sud für dieses Stout im Bottich. Walter Müller lässt sich das Bier der Zaren auf der Zunge zergehen, schmatzt ein bisschen, um den Geschmack zu testen. Im Moment ist der Sud ein bisschen milchig, weil noch viel Hefe drin schwimmt. Der Brauer nimmt die Spindel in die Hand, stippt sie in den Sud, um die Stammwürze zu prüfen. „Eigentlich ist er schon sehr weit, aber dieser Schaum muss weg…“ spinxt Walter Müller kritisch in das Fass. Am Ende wird das Bier 7 bis 7,5 Prozent Alkohol haben.

In Vorbereitung ist auch das, Winterbier: Es gibt zwei Varianten: Eine mit Nelke, Honig und Zimt und eine mit Anis. Weiter im Angebot: Weizen, Weizenbock, Maibock, den er auch als Kellerbock verkauft, dann noch der Lakritz-Stout. „Der ist ganz fein… selbst Leute, die kein Lakritz mögen, mögen dieses Bier.“ Ganz dezent im Hintergrund sei die Lakritznote. Auf 250 Liter Bier kommen nur 100 bis 200 Gramm Süßholz. „Kofferen ist die Entwicklungsbrauerei für alles“, sagt der Kreative, der stetig neue Rezepturen ausprobiert.

Mc Müllers Hopfen | Foto: HZG
Mc Müllers Hopfen | Foto: Dorothée Schenk

Denn inzwischen hat der Mann mit Unternehmergeist ein zweites Standbein in Fulda. „Es ist eine Miniatur von Kofferen“, erklärt Müller vor allem aber, steht dort die Wiege der Müller-Dynastie. Im Geburtshaus von Urahn Burckhard Müller, dem Begründer der Textilindustrie in Fulda, betreibt er ein Brauhaus mit Hotel. Dort ist auch sein freischaffender Brauer Thorsten Susemichel ansässig. Ihm bringt Müller den Sud der zwei gängigsten Sorten, lässt dort brauen und das Bier in Flaschen verfüllen. Das garantiert eine gleichbleibende Qualität. „Die Partnerschaft kommt mir sehr zugute“, sagt Müller. Das führt auch dazu, das Walter Müller 2018 ständig auf Bierfestivals vertreten sein wird. Unter anderem ist die Biermeile Berlin und ein Festival in Bremen im Fokus. Neu in 2018 ebenfalls ist die Befüllung in 0,33 Flaschen. Derzeit wird McMüller‘s Bier nur vom Fass gezapft und in Liter-Flaschen in Märkten verkauft.

Nach 10 Jahren plant Walter Müller nun eine Erweiterung. Sie dient nicht nur der Nachfrage, die stetig wächst und jetzt einen höheren Ausstoß ermögicht. Sie dient der Qualitätssteigerung und Verkürzung der Arbeitsschritte. Derzeit wird unten geschrotet, dann geht es die Treppe hoch zum Bottich. Wenn der Brauvorgang vorbei ist, muss der Treber ausgetrebert werden und wieder die Treppe heruntergeschleppt werden. Demnächst wird alles in einem Raum vonstatten gehen können.
„Als ich 1992 nach Deutschland kam, hatte ich zwei Koffer in der Hand und einen Traum, die alte Müller-Unternehmer-Dynastie Fulda irgendwie wieder aufleben zu lassen“, erzählt Walter Müller. Nicht mehr in so ganz großem Stil, aber nach seiner Art wollte er den Grundstein legen für ein erneutes Unternehmertum der Müller-Familie in Deutschland. Das war das Ziel bei der Gründung von McMüllers in den 90er Jahren. „Da hätte man viel in den Mund genommen, wenn man das damals gesagt hätte,“ sagt er schmunzelnd. „Im Nachhinein kann man sagen, es ist gelungen.“
 


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