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Beteiligung im Zukunftslabor diskutiert

Beim Zukunftslabor 2023 ging es um die Nutzung des Gebiets zwischen den künftigen Tagebauseen. indeland setzt dabei auf Nachhaltigkeit und mehr Beteiligung, die Möglichkeiten und beachtenswerte Punkte wurden dabei diskutiert.

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Das könnte der baldige Indesee sein. Grafik: EwiG / HHVision
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Wie das Gebiet zwischen den künftigen Tagebauseen Inden und Hambach am besten genutzt werden kann und wie man die Menschen bei der Gestaltung der Zukunft ihrer Heimatregion noch besser einbinden kann, dazu tauschten sich jetzt rund 140 Fachleute beim zehnten Zukunftsforum indeland unter dem Titel „Regional denken, nachhaltig handeln“ im Seehaus 53 am Blausteinsee in Eschweiler aus.

„Die Haltung der Menschen hier ist von Zuversicht geprägt“, erklärte indeland-Geschäftsführer Jens Bröker, der die Mentalität der Menschen im indeland als eine wesentliche Stärke der Region sieht. Die Bürgerinnen und Bürger erwarteten rund um den künftigen Indesee einen attraktiven Freizeitraum, den sie bereits nach wenigen Jahren nutzen können.

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Bürgermeisterin Nadine Leonhardt aus Eschweiler warf die Frage auf, auf welche Stimmen und Stimmungen aus der Bevölkerung man beim Thema Bürgerbeteiligung hören solle: „Sind es die, die am lautesten sind oder die die meisten sind oder die am besten gebildet sind?“ Für Leonhardt stellt sich hier die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit. Es gehe darum, alle Bevölkerungsschichten zu mobilisieren. „Die Gruppe, die man vergisst, zieht am Ende nicht mit und dann heißt es wieder, Bürgerbeteiligung sei nur ein Feigenblatt“, sagte bei der Diskussionsrunde des Zukunftslabors. Partizipation sei auch eine Herausforderung für die Kommunen, so Leonhardt, denn diese müssten auch die personellen Ressourcen bereitstellen und über die finanziellen Mittel verfügen, um diese Projekte umzusetzen.

Der Bürgerbeteiligungsexperte Prof. Dr. Roland Roth berichtete, dass sich in Deutschland bereits mehr als 100 Kommunen Beteiligungsleitlinien gegeben hätten. Er erläuterte, dass es rund 300 unterschiedliche Formate für Beteiligungsmöglichkeiten gebe, von denen sich viele auch für eine Umsetzung im indeland eigneten. So regte er etwa an, im indeland „Budgets für Bürgerinnen und Bürger“ einzusetzen, um damit Initiativen aus der Bevölkerung zu unterstützen. Bei diesem Beteiligungsansatz können bestimmte Gruppen wie Anwohner eines Bezirks bei ihrer Kommune Gestaltungs­vorschläge in Höhe dieses Budgets machen, die dann in ihrem direkten Umfeld umgesetzt werden. Auch mit der Aufstellung von Bürgerhaushalten gebe es viele gute Erfahrungen. Sie übertragen den Ansatz der Budgets auf die kommunale Ebene. Roth empfahl, mit Beteiligungsformaten besonders Kinder, Jugendliche und Frauen anzusprechen sowie auch Zielgruppen wie Migrantinnen und Migranten, die in der Region ein neues Zuhause gefunden haben. Es sei wichtig, die Menschen „aufsuchend“ abzuholen.

indeland-Geschäftsführer Jens Bröker hatte bereits in seiner Begrüßung festgestellt, dass Nachhaltigkeit und positive wirtschaftliche Entwicklung keine Gegensätze seien, sondern sich im Gegenteil gegenseitig bedingen. Marlies Dieckmann vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, erläuterte in ihrer Rede den hohen Stellenwert, den das Thema Nachhaltigkeit bereits heute im indeland hat. Besonders positiv stellte sie die Konzepte und Beratungsleistungen der Faktor X Agentur der indeland GmbH zum ressourcenschonenden Bauen sowie die Erarbeitung einer regionalen Nachhaltigkeitsstrategie für das indeland im Projekt inReNa 2023 heraus. Dieckmann ordnete diese Aktivitäten auch in den größeren Zusammenhang der Förderprogramme und Strategien des Landes NRW ein.

Einen Einblick in eine von der indeland GmbH in Auftrag gegebenen Studie zum Raum zwischen den beiden Seen stellte Dr. Wolfgang Wackerl vor, der die Studie mit seinem Planungsbüro erarbeitet: „Orte wie Schophoven haben dem Tagebau bislang den Rücken zugewandt. Nun werden aus den Rückseiten die Vorderseiten.“ Zu den Ideen, die in dem Zwischenstand der Studie genannt werden, gehört etwa Querverbindungen wie einen Radweg zu schaffen, einen Ableger des Forschungszentrums Jülich am Indesee-Ufer zu errichten und im „Zwischenraum“ neue Anbaumethoden für die Landwirtschaft zu erproben.

Die Studie sieht auch viel Potenzial für neue Gewerbeflächen, etwa bei den heutigen RWE-Betriebsanlagen im Westen des Tagebaus Hambach. Diese und weitere Ansätze wird die indeland GmbH am 23. Juni im Rahmen eines Workshops bei der Projektwoche „tu! Hambach“ in Kooperation mit der Neuland Hambach GmbH allen Interessierten vorstellen und ihre Anregungen dazu aufnehmen. Michael Eyll-Vetter, Leiter Entwicklung Braunkohle bei der RWE Power AG, versprach: „Erste Zwischennutzungen wie Wanderwege in den Terrassierungen werden bereits 2035 fertig sein.“ Der Indesee werde bereits nach zehn Jahren zu 50 Prozent gefüllt sein.

In seinem Ausblick zum Schluss der Veranstaltung stellte indeland-Geschäftsführer Jens Bröker sechs Stärken heraus, die aus seiner Sicht das Potenzial der Region rund um den Tagebau Inden ausmachen. Besonders wichtig ist ihm neben einer soliden Planung und den verlässlichen Partnern in der Region das gemeinsame Bild der Zukunft, das es im indeland gibt. Dieser regionale Konsens sei trotz vieler unterschiedlicher Ansätze, wie man das Ziel erreichen könne, das wichtigste Gut für die künftige Arbeit der indeland GmbH.


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