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Jülich feiert sich als Eisenbahner-Stadt

Ein Gastbeitrag von Klaus Wölfle vom Eisenbahn-Amateur-Klub Jülich zum Jubiläumsreigen der Eisenbahn in Jülich.

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Kreisbahnhof JKB Eroeffnungszug. Foto: Slg Florian Hollaender
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Vor 150 Jahren erhielt Jülich seine ersten drei Eisenbahnlinien, vor 111 Jahren wurde die Jülicher Kreisbahn-Strecke vollendet, und vor 30 Jahren übernahm der Kreis Düren die Jülicher Bahnstrecken in eigene Regie und baute einen modernen Nahverkehr auf. Wer die Vergangenheit kennt, kann Gegenwart und Zukunft besser verstehen. Deshalb kommt auch der historische Rückblick nicht zu kurz. Zahlreiche alte Fotos und Filmclips werden zum Jubiläum gezeigt, alte und neue Bücher ebenfalls, und wenn nichts schiefgeht, wird auch das brandneue EAKJ-Buch „150 Jahre Eisenbahnen im Jülicher Land“ zu erwerben sein, das von da an selbstverständlich ebenso im Buchhandel erhältlich ist.

Denn in den letzten 150 Jahren ist unglaublich viel passiert, und vieles sogar schon davor, als Jülich mehrere Jahrzehnte lang intensiv um seinen Eisenbahnanschluss kämpfte. Und selbst als am 1. Oktober 1873 endlich die ersten drei Strecken nach Düren, Stolberg und Mönchengladbach ihren regulären Betrieb aufnahmen, war der Kampf noch lange nicht zu Ende. Jülich wollte nämlich am liebsten Direktverbindungen nach Aachen, Roermond und Köln.

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Das Aachener Projekt klappte auch wenige Jahre später, diese Bahn fuhr 98 Jahre lang über Kirchberg, Aldenhoven und Hoengen, bis sie stillgelegt und zu einem Radweg wurde. Eine Bahn nach Roermond war schon schwieriger, weil in Hückelhoven Kohle gefunden wurde. Die musste die Bahn natürlich „mitnehmen“, was aber zu einer Endstation im wenig bekannten Grenzort Dalheim führte. Immerhin hatte damit auch Linnich seinen Bahnanschluss bekommen, fast wäre dabei sogar noch eine innerstädtische Straßenbahn entstanden, die als Verlängerung der Aachen-Hoengener Überland-Tram über Jülich nach Linnich geführt worden wäre.

Nur mit Köln war es immer wieder schwierig. Warum, steht im Buch, und was vor, in und nach den Weltkriegen alles geschah, ebenfalls. So gab es zum Beispiel in den 1960ern einen speziellen Ausflugs-Sonderzug namens „Klingender Rheinländer“, der mehrmals von Linnich und Jülich startete und die Menschen zu Zielen an Ahr, Rhein und Mosel brachte. Besonders für Vereins-Feiern war er sehr beliebt, die Lokalzeitung berichtete von einer spontanen Polonäse, die sich auf der Rückfahrt feiernd durch die 9 Waggons des Zuges zog. Auch in den Sonderzügen 1969–71 zu den drei Meisterschafts-Spielen des SC Jülich 1910 soll sehr gute Stimmung geherrscht haben. Wesentlich gesitteter hingegen dürften um 1980 die Liegewagen-Sonderfahrten von Jülich nach Rom und Lourdes verlaufen sein, wenngleich auch dort herrliche Erlebnisse die Mitfahrer nachhaltig beeindruckten.

Der Festreigen
„Für die anstehende 150-Jahr-Feier am 23. und 24. September freut sich der EAKJ auf zahlreiche Gäste und viele interessante Begegnungen“ lautet die Einladung an Interessierte. Der Eisenbahn-Amateur-Klub Jülich e.V. (EAKJ) lädt deshalb ein zu einem großen Eisenbahnfest im (Kultur-) Bahnhof Jülich – natürlich mit reichhaltigem Programm, denn Jülich war ja durch sein Bundesbahn-Ausbesserungswerk eine alte Eisenbahner-Stadt. Und so werden nun beim Fest ein halbes Dutzend Modellbahn-Anlagen in verschiedenen Maßstäben in Betrieb sein, eigene und fremde, digitale und analoge. Alte und neue Züge verschiedenster Epochen werden über die Gleise schnurren – ein kleines Wunderland auf Zeit.

Wer sich davon begeistern lässt, kann sich bei mehreren professionellen Händlern direkt mit Loks, Waggons, Modellhäuschen und Bastelmaterial eindecken. Auch auf dem alten Bahnsteig unmittelbar neben dem Gebäude wird eine kleine Bahn kreisen – mit echtem Dampf betrieben und für Kinder zum Mitfahren. Ebenso werden dort ferngesteuerte Lkws in Aktion sein. Ein Lokführerstands-Simulator wird erfahrungsgemäß vor allem jüngere Menschen anziehen; wer es lieber gemütlich mag, kann sich eine Pommes kaufen und im KuBa-Biergarten niederlassen – oder sich bei schlechtem Wetter in die frühere Bahnhofsgaststätte zurückziehen, wo es Kaffee und Jülicher Kuchen zu genießen gibt.

Wer direkt am Puls der Zeit sein möchte, findet einen Infostand der Rurtalbahn sowie am Samstag außerdem einen Stand von „go.Rheinland“ – das ist die für den Raum Köln / Aachen zuständige Nahverkehrs-Planungsorganisation. Dort ist man zum Beispiel recht „nah dran“ an den aktuellen Plänen für den Lückenschluss Linnich–Baal oder für die „Revierbahn“ Aachen–Jülich–Bedburg. Auch an der „Bördebahn“ Düren–Zülpich–Euskirchen plant man noch den letzten Feinschliff, wobei sie just am 15. September stolz auf den 250. Tag seit Einführung des Stundentakts zurückblicken konnte.


Mehr zum Thema
Im Rahmen der historischen Betätigung des EAKJ entstand ein 2-minütiges Kurzvideo, das man sich schon heute anschauen kann. Man sieht dort historische Filmausschnitte und Bilder zur Mobilität in Jülich aus Beständen des Stadtarchivs und des EAKJ; dieses Video ist Teil eines Projekts namens „UrbanSpaces“ zur Zwischenkriegszeit. Die zugehörige Ausstellung im Pulvermagazin der Zitadelle hat der EAKJ jüngst mit einigen zeitlich passenden Modell-Lokomotiven und anderen Leihgaben unterstützt.


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