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Meisterlich gefeiert

Das kann Jülich keiner mehr nehmen: Mit dem Verein SC Jülich 1910 ist ihr der Status als dreimaliger Deutscher Amateurfußballmeister in Folge auf ewig sicher – der Wettbewerb wird seit 1998 nicht mehr ausgespielt. Exakt 50 Jahre nach dem Gewinn der 1. Meisterschaft feierte sich der Verein mit seinem Trainer, seinen Spielern von damals und heute sowie deren Frauen im Jülicher Ratssaal.

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Vor 14.000 Menschen siegten die „Zehner“ im Endspiel gegen die Spielvereinigung Erkenschwick mit 2:1. „Begeisterte Jülicher Schlachtenbummler rissen im Uerdinger Stadion den Spielern die Trikots vom Leibe“ heißt es in der Sonderausgabe der Tageszeitung. Werner Marx und Willi Zander schossen die Zehner zur ersten Meisterschaft. Schon in der fünften Minute fiel das erste Tor aus rund 18 Metern Entfernung in das rechte obere Eck – so überliefern es die dokumentarischen Aufzeichnungen. Da wird von „Wirbeln“ berichtet, Lattenknallern und Pfostenschüssen Zanders, von reklamierten Handspielen, von Kapitän Heinz Hoss, dem „ebenso unauffälligen wie fleißigen Regisseur“.

Das 2:0 wurde so beschrieben: „Kosprd versetzte in der 28. Minute Anders, bediente Henseler, dieser lenkte das Leder weiter zu Hoss, der Oertel aus dem Tor lockte und weich in Richtung Tor schoss. Hier hatte Zander wieder einmal die richtige ,Nase‘ und drückte den Ball seelenruhig rein.“ Nach der Halbzeit gab es für Zander die Chance zum 3:0, letztlich gelang den Erkenschwickern aber der Anschlusstrefferzum Endstand 2:1. Nach dem Abpfiff gab es wohl kein Halten mehr, so dass DFB-Präsident Dr. Goesmann nur mit Mühe den Pokal überreichen konnte. „Packend bis zur letzen Sekunde!“ so zitierte Präsident Michael Lingnau aus einem Pressebericht das Fazit des Spiels.

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Dicht gedrängt standen die Jülicher an den Straßen um ihre Meisterspieler in Empfang zu nehmen. Ein Schild mit Gruß wurde eigens am Rathaus befestigt, mit blumengeschmückten VW-Käfer Cabrio rollten die Spieler ein. Michael Lingnau als stolzer aktueller Präsident des SC Jülich 1910/97 beziffert die Jubelmenge auf dem Marktplatz mit 10.000 Menschen, die skandierend und jubelnd den Einzug feierten – sogar die Kirchturmglocken sollen geläutet haben. Welch ein Spektakel!

Eine Ahnung dieser Momente erweckte Martin Luppen, Trainer der dreifachen Amateurmeister des SC Jülich 1910, zum 50. Jubiläum des Meistertitels zum Leben. Ganz tief in die Erinnerungskiste griff Luppen, erzählte von Heinz Osenberg, „der körperlich klein, spielerisch ein Riese“ war, vom modernen Spiel Peter Kosprds, das das Spiel der Bayern vorweg genommen hätte, von Pelzer, den er „den VW“ nannte, denn „er läuft und läuft und läuft“. Er erinnerte an den Obmann Joseph Krott, „ein Mann der immer nah an der Mannschaft war und auf den man sich verlassen konnte“, Günter Kuhn, „der Allgegenwärtige, der immer alles regelte“, Rainer Schilde, der Co-Trainer und im besten Sinne Berater und an Herrn Ross, dem nach Gehaltsverhandlungen ein Spieler gesagt haben soll: „Erzählen Sie uns doch keinen vom Pferd, Herr Ross…“ Luppen würdigte auch Karl Knipprath als Zehner-Chef, liebevoll „Knippes“ genannt, der ihn nach nur 15 Minuten Gespräch verpflichtet hätte: „Innerhalb von einer viertel Stunde hat der Mann einen Eindruck gewonnen und eine Entscheidung getroffen. Wo findet man das heute noch?“ Martin Luppen machte den Jülichern gleich noch eine Liebeserklärung, als er sagte: „Ich hab so einige Vereine trainiert, Fortuna Köln, Hertha BSC, Bonner SC aber meine sportliche Heimat ist Jülich 10. Hier bin ich zu Hause, hier gehöre ich hin.“

„Ich könnte Ihnen noch stundenlang zuhören“, sagte ein begeisterter Bürgermeister Axel Fuchs, bekennender Fußballfan, und sprach damit sicher den meisten Anwesenden aus der Seele. Aber die Meisterspieler waren natürlich auch zum Feiern zusammengekommen und hier bewahrheitete sich, was Trainer Luppen in seiner Ansprache gesagt hatte: „Die Mannschaft von Jülich 10 ohne Glas Bier in der Hand, ist schwer vorstellbar.“

Für die Zukunft ist eine Ausstellung zu den Amateurmeisterschaften geplant. Gesucht werden nun vom Stadtarchiv Jülich und dem Museum Zitadelle Jülich Erinnerungsstücke – das dürfen auch gedankliche Erinnerungsstücke sein, etwa Anekdoten oder Lebensläufe von Spielern. Vielleicht lässt sich Trainer Luppen ja erweichen und gibt den Zettel ab, auf dem er sich ganz zu Anfang seines Traineramtes notiert hatte: „Eindruck von der Mannschaft: Willensstark, ehrgeizig, leistungsbereit – Meisterschaft“.


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