Pasqualini fasziniert. Er ist der Mann, von dem es heißt, er habe Jülich zu seiner zweiten Stadtgründung verholfen. Es ist ein Markenname geworden. Der Vorname Alessandro ist heute nur noch schmückendes Beiwerk und wird kaum genutzt. Auf dem Reißbrett entwarf Pasqualini Mitte des 16. Jahrhunderts im Auftrag von Herzog Wilhelm, dem V., mit Beinamen der Reiche, die italienische Idealstadt, zu der Jülich wachsen sollte, und die bis heute ein Maßstab ist.
María Jesús Ortiz de Fernandez, die international aktive chilenische Künstlerin mit Wohn- und Arbeitssitz auf der benachbarten Burg Engelsdorf, hat sich schon vor fast zehn Jahren von dem italienischen Baumeister begeistern und inspirieren lassen. Sie las über ihn, erforschte ihn, bis in ihr der Mensch Pasqualini Gestalt und Gesicht annahm – auch wenn weder Physiognomie noch Details der Lebensgeschichte des italienischen Baumeisters aus Bologna bekannt sind. Wie nähert sich eine Künstlerin der Darstellung eines Menschen an, über den man so wenig weiß? Einerseits durch die Forschung und durch Beobachtung. Oft ist Maria Fernandez wegen künstlerischer Projekte in Bologna gewesen. „Ich gehe alleine spazieren, wenn ich dort in der Werkstatt arbeite und gucke mir die Menschen an. Sie haben so interessante Züge“, sagt sie schmunzelnd.

Aus diesen Charakterköpfen hat sie ihrem Pasqualini die Züge gegeben. „Alessandro sollte ein Charaktermensch sein.“ Schließlich habe er mit Herzog Wilhelm V. über die Stadtgestaltung diskutiert. Aufrecht und durchaus selbstbewusst sieht die Künstlerin den Baumeister, und das spiegelt sich sowohl in den Gesichtszügen als auch in dem Aufbau der Skulptur selbst wieder. Es sind die inneren Werte, die Maria Fernandez zu Form und Figur bewegten.
Wenn die Künstlerin von Pasqualini spricht, dann blitzen die Augen, und unweigerlich sieht sich das Gegenüber in philosophisch-wissenschaftliche Erörterungen eingebunden. Es geht um Geometrie, Baukunst, eine Stadt zu gestalten, die nicht nur Steine sind, sondern ein Habitat – ein Organismus.
Schließlich gibt die chilenische Künstlerin Hintergründiges preis zum Baumeister als Sinnbild für Forschung und Geschichte – die zwei Eckpole der Stadt Jülich.

Ein „kleiner“ Pasqualini für zu Hause
So inspiriert entstand die erste Kleinplastik von „Pasqualini“; 35 Zentimeter hoch, 6 Kilogramm schwer, in Bronze gegossen. Die Skulptur stellt den Charakter des Baumeisters als kreative Person dar. Auf seiner rechten Hand trägt er sein Werk nahe an seinem Herzen. Dort leuchtet der Stern seines Meisterzeichens. Aus einem Kubus wächst Pasqualini empor, präsentiert seine Pläne den Jülichern mit selbstbewusst gerecktem Kinn und visionärem Blick in die Ferne. Die Begeisterung und das Interesse waren so groß, dass Maria Fernandez eine limitierte Edition von 260 Exemplaren erstellte. Eine nummerierte und signierte Serie entstand. Eine Neuauflage ist jetzt exklusiv zum Pasqualini-Zeitsprung Festival nachgegossen worden. Zum Preis von 1650 Euro können sie bei der Künstlerin selbst erworben werden. Kontakt über www.art-engelsdorf.de.