In vielen Beteiligungsrunden konnten die Menschen der Herzogstadt mitentscheiden, wie sich das Bild ihrer Innenstadt verändern sollte. Hintergrund: Was dient den Jülicherinnen und Jülichern im alltäglichen Leben, was der Vereinswelt, was den Veranstaltungsangeboten – und auch den Gästen, die die Einkaufsstadt besuchen und historische Sehenswürdigkeiten erleben möchten. Unter dem Fachbegriff Integriertes Handlungskonzept – kurz InHK – schreitet diese Entwicklung voran. Abgeschlossen ist sie noch nicht. Ein Gespräch mit Bernd Niedermeier, Stadtplaner und Landschaftsarchitekt vom begleitenden Planungsbüro MWM.
Erklären Sie bitte ganz einfach: Was ist ein InHK?
Sie kennen das Wortspiel mit den drei Worten: Ist – soll – weg? Das heißt: Der Ist-Zustand wird zunächst bewertet, anschließend der Soll-Zustand definiert und schließlich der Weg beschrieben, wie wir zu diesem Soll-Zustand kommen. Und: Mit welchen Maßnahmen erreichen wir den Soll-Zustand? Das muss in einem InHK festgelegt werden.
Ist „weg“ auch im Sinne zu verstehen: Was muss weg, um Platz für Neues zu schaffen?
Genau. Das ist diese erste Deutung. Es muss etwas verändert werden. Man ist ja mit dem Bestand nicht zufrieden.
Apropos: Was sind für Sie die wichtigsten Veränderungen durch das InHK? Am 18. September 2021 hat der HERZOG „Start besiegelt“ getitelt.

Die wichtigste Veränderung ist, dass die Stadt den Mut hatte, gleich mit dem Herzen der Stadt anzufangen. Der Marktplatz stand daher am Beginn des Umsetzungsprozesses. Das war das erste große Projekt. Wir haben gesagt: Wir wollen da, wo der größte Handlungsbedarf ausgemacht wurde und die größte Aufmerksamkeit besteht, das Signal setzen, was ein InHK bewirken kann. Die zentralen Fragestellungen waren: Was lässt sich an identitätsstiftender Freiraumqualität erzeugen? Was kann durch so einen städtebaulichen Impuls an privatem Engagement, an Investment ausgelöst werden? Man sieht sehr schön in Jülich, wie die Betriebe reagiert haben, was sich an neuer Außengastronomie angesiedelt hat. Das ist eine deutliche Belebung, von daher durchaus eine große Veränderung.
Wenn die Gäste beim Pasqualini Zeitsprung Festival in Jülich waren und gesehen haben, wie schön die Stadt ist – warum sollen sie denn wiederkommen? Was erwartet sie noch an Veränderungen?
Ziel ist ein stimmiges Gesamtkonzept in der Renaissancestadt. Wir werden jetzt mit dem Schlossplatz weitermachen, die umliegenden Straßen zum Marktplatz in Angriff nehmen inklusive der Kleinen Rurstraße, den Hexenturm einbinden und den Walramplatz. Da ist noch viel zu tun, damit das Gesamtgefüge dann stimmig ist. Es soll ja nicht hinter dem Highlight Marktplatz abreißen.
Jülich und InHK sind für Sie…
Eine Erfolgsgeschichte! (lacht) Man könnte sagen: Das InHK Jülich war ein sehr, sehr anspruchsvolles Ringen um die besten Lösungen. Diesen Prozess begleiten und die Umgestaltung der Innenstadt umsetzen zu dürfen, erfüllt uns schon mit Stolz. Jülich ist etwas Besonderes, allein mit seiner Geschichte als Herzogstadt, aber natürlich auch als moderne Forschungsstadt – da sind wir beim Leitbild. Es ist keine Stadt wie jede andere. Es freut uns schon sehr, dass wir am Herzstück mitarbeiten durften.