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Da hat das Netz ein Loch

Da ging wieder mal ein Ruck durch Deutschland: Ein 20-Jähriger ist in der Lage, von hochrangigen Politikern Daten zu sammeln und sie über viele Netzwerke zu verteilen – private Bilder, Kontakte, Chatverläufe. Ein Kinderspiel offenbar. Der HERZOG hat nachgefragt.

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Grafik:Adobe Stock
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Hat denn der Hacker-Angriff einen Einfluss auf das Verhalten unserer Politiker in Kommune, Bund und Land gehabt? Gibt es einen Habeck-Effekt, also Rückzug aus den Netzwerken? Und: wie bereiten Schulen das Thema „Medienkompetenz“ eigentlich auf?

Um es vorweg zu nehmen: Die CDU- und SPD-Lokalpolitikerspitzen in Jülich sind nicht auf Facebook und Twitter präsent, FDP- und Grünen-Vertreter, die einen Account haben, sind eher sporadisch unterwegs. CDU-Parteichef Frank Rademachers erklärt: „Mich persönlich bestärkt der aktuelle ,Doxingvorfall‘ darin, mich weiterhin von Twitter und Facebook fern zu halten.“ So hält es es auch SPD-Fraktionschef Harald Garding. Allerdings spannt er den Bogen weiter und räumt ein, dass seine persönlichen Daten mangels technischen Know Hows vermutlich „nicht optimal gesichert seien“. Mehr Wert legt Garding auf sein Mail-Passwort, da er vor Jahren zu den Betroffenen gehört hat, deren Yahoo-Account gehackt worden war.

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Landespolitikerin Patricia Peill hat sich selbst noch mehr Achtsamkeit mit den Daten verordnet und für Facebook und alle sozialen Medienaccounts gilt: „Keine Veröffentlichung persönlichkeitsbedrückender Photos, keine Adressen oder sensible Dateien in Clouds. Verwundert bin ich über eine aktuelle Studie, in der auf die Frage ,Für wieviel Euro würden sie all ihre persönlichen Daten verkaufen?‘ die Antwort lautetet ,im Durchschnitt für 5 Euro.‘ Da braucht es politisches Handeln und eine Aufklärungskampagne, um den möglichen Folgen solche einer Transparenz und Manipulierbarkeit mehr Beachtung zu verleihen.“ Die Bundestagsabgeordneten des Kreises Düren, Thomas Rachel und Oliver Kriescher, sind sich bewusst, dass es keine Garantie gibt, Opfer eines Hackerangriffes zu werden. Rachel vertraut „auf die zuständigen Stellen, die Sicherheit im Internet zu erhalten. Die Cyberwelt darf weder ein rechtsfreier Raum noch ein Raum unzureichender Rechtsdurchsetzung sein.“ Als Betroffener des Doxing-Falles, auch wenn es sich um keine relevanten Daten handele, betont Oliver Kriescher: „Ich lasse mich von den Veröffentlichungen nicht einschüchtern.“ Selbstverständlich hätte er seine Passwörter geändert und kontrolliert, ob auch private Mailadressen betroffen sind. Ob eigene Passwörter im Darknet oder anderswo angeboten werden könnte man – Lesertipp! –unter https://sec.hpi.uni-potsdam.de/ilc/search?lang=de überprüfen.

Für die Generation „Smartphone“ ist die Nutzung modernen Medien Alltag – auch an den weiterführenden Schulen in Jülich. Die Sekundarschule hat seit diesem Schuljahr eine zweite IPad-Klasse eingerichtet. „Fit“ gemacht werden die Nutzer „durch die Heranführung an den Medienpass NRW im Informatikunterricht und durch ,normalen Unterrichtseinheiten‘ mit Handy- und IPad-Nutzung in allen Fächern“, erklärt Schulleiterin Angelika Lafos auf Nachfrage. Im Gymnasium Zitadelle hat die Schülervertretung selbst das erste Handynutzungskonzept auf den Weg gebracht. „Die Umsetzung macht uns aktuell keine Probleme“, sagt Konrektor Stefan Rüping. Zusätzlich werde in der Ergänzungsstunden über mögliche Gefahren der Online-Welt aufgeklärt und für einen verantwortungsvollen Umgang sensibilisiert. Bei Pflegschaftsversammlungen oder Informationsabenden würden Eltern mit ins Boot geholt. Für die Klasse 7 wird es diesen Monat in Kooperation mit der Polizei eine Informationsveranstaltung zur Prävention von „Cybermobbing“ angeboten.

Breit aufgestellt ist Haus Overbach, wie Schulleiter Thorsten Vogelsang auf Nachfrage erklärt: Ausgebildete Medienscouts in der Schülerschaft, Medienkompetenz-Workshopsozialtraining für die Klassen 5, Lehrerfortbildungen und die Entwicklung eines Medienkonzeptes für die Schule ergänzen regelmäßige Elterninformationsabende zur Mediennutzung. „Alle Angebote zu nennen, würde den Rahmen sprengen.“ Sogar eine eigene Seite auf der Schul-Homepage des Mädchengymnasiums beschäftigt sich ausführlich mit dem Thema in der Erkenntnis „insbesondere Mädchen sind verstärkt Gefahren ausgesetzt“. Jährlich wird etwa der „Digital safety Day“ angeboten, eine Polizeisprechstunde in der Schule, in der Reihe „Elterngespräche“ geht es auch um „Fluch und Segen für die ‚Generation Handy’!“


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