Der richtige Dreh für die Rettungsgasse

Samstag, 8 Uhr morgens. Rund 100 Fahrzeuge aller Art fahren geordnet auf die A44n am Kreuz Jackerath. Mit dabei: Polizeiwagen, Löschfahrzeuge der Titzer Feuerwehr, Johanniter mit Rettungswagen und Notarzt. Zwar ist das Sieben Kilometer lange Teilstück noch nicht für den Verkehr freigegeben, aber StraßenNRW hat die Drehgenehmigung erteilt. Schließlich geht es ums (Über-)Leben: Einen Tag lang wird der Schulungs- und Lehrfilm „Rettungsgasse“ gedreht.

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„Das Thema brennt unter den Nägeln“, formuliert es Mirco Willrich vom VVR Verkehrs-Verlag Remagen, der gemeinsam mit dem Jülicher Fahrlehrer Maximilian Jankowski und Horst Hendrisch, Spezialist für Schulungsfilme im Verkehrsbereich, am Samstag auf der A44n am Kreuz Jackerath den bundesweit ersten Fachfilm zum Thema abdrehen wird. Über 200 freiwillige Statisten aus dem Jülicher Land werden mit am Set sein.

Warum der Film wichtig ist, zeigt ein kurzer Blick in die Medien: Die Rettungsgasse wird richtig gebildet und Menschen stellen Campingstühle und Tische auf den freigewordenen Streifen, der für die Einsatzfahrzeuge reserviert ist. Ein Taxifahrer parkt auf der Rettungsgasse, weil er bei Starkregen die Wassermassen bestaunt. Weil die Rettungsgasse „fehlt“, muss ein Polizist zum Unfallort laufen, Einsatzkräfte tragen ihre Utensilien weite Strecken über die Autobahn. Ein kurzer Ausschnitt aus einer Vielzahl von Fehlverhalten, die Menschenleben kosten können.

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Darum sollen schon in der Fahrschule Anfänger lernen, wie es richtig geht. „Bisher gibt es keine Anschauungsmaterial zum Thema“, erklärt Maximilian Jankowski. Aufgefallen war der Umstand in einem Gespräch mit Horst Hendrisch, der dann auch die Initiative übernahm. 30 Jahre Erfahrung wirft er in die Waagschale. Trotzdem ist für ihn dieses Projekt „etwas ganz außergewöhnliches!“ Wegen der Menge an Statisten und der großen Logistik. Vier Kameraleute, über 20 Kameras sowie zwei Drohnen werden im Einsatz sein. Darüber hinaus hat Hendrisch das Drehbuch geschrieben.

Erste Szene: Zwei Unfallfahrzeuge mit „Verletzten“ sind zu sehen. „Sie sind professionell geschminkt. Es wird so sein, dass der Zuschauer im ersten Moment betroffen ist“, erläuterte Hendrisch. Außerdem qualmt es. Klar: Da ist Not am Mann! „Der Zuschauer muss ungeduldig werden.“ Natürlich wird auch das Thema „Gaffer“ aufgenommen. Hier kommt StraßenNRW mit seinem Sichtschutz zum Einsatz. Zwei Meter hoch und bis zu 100 Meter lang ist der „Gafferschutz“. Lebensecht gehört auch die Szene dazu, wie ein Polizist zur späteren Identifizierung „Gaffer“ fotografierte. Schließlich handelt es sich nicht um ein Kavaliersdelikt.

Damit das Stück gelingt, werden zwei Leitplankenstücke ausgespart, so dass die 100 Fahrzeuge „in einer großen Null“, wie es Maximilian Jankowski beschreibt, beidseitig über die gesperrte Autobahn fahren können. Auch diese Voraussetzung zu schaffen, war eine der vielen Aufgaben, die der Jülicher zu lösen hatte. Er war für die komplexe Organisation am Set, die vorbereitenden Gespräche mit den Rettungsdiensten und Polizei, bis zur Akquise der freiwilligen Statisten, deren Verpflegung am Drehtag und so profanen Bedingungen wie einen Toilettenwagen zuständig. Der Jülicher ist früher selbst lange im Rettungsdienst aktiv gewesen und weiß, dass jede Minute zählt. Seit er auf die Seite der Fahrlehrer gewechselt hat, trägt ihn ein doppeltes Interesse.

In zwei Monaten soll der Film fertig sein, der bundesweit zum Einsatz kommen wird. Schön für die Freiwilligen am Set: Es wird eine frei verfügbare Version fürs Netz geben. Die Schirmherrschaft des Projekts hat Patricia Peill, Landtagsabgeordnete für den Dürener Nordkreis, übernommen.

Wer gerne noch dabei sein möchte, kann auch kurzfristig noch einen Platz in der Rettungsgasse „buchen“ unter [email protected].

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