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Was bewegt… Daubenrath?

Der HERZOG besucht derzeit alle Ortschaften und deren Ortsvorsteher und Ortsvorsteherin. Im Jahr 2021 startete die Stadt Jülich das so genannte Dorfentwicklungskonzept – ein Instrument, um Lösungen für die aktuellen Herausforderungen im „ländlichen Raum“ zu entwickeln. Gespannt warten auch Bürgerinnen und Bürger nach zwei Terminrunden mit der Stadtverwaltung auf die Ergebnisse. Den Anfang macht Daubenrath - der einzige Ort, an dem eine Frau an der Spitze steht.

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Schon am Ortseingang widmet sich Daubenrath dem Thema Verkehrsaufkommen. Foto: privat
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Antje Kappert ist seit 2020 Ortsvorsteherin in Daubenrath. Das ist mit weniger als 300 Einwohnern ein kleiner Ort in Randlage, südlich von Jülich und in direkter Nähe zum Forschungszentrum. Welche Themen bewegen die Menschen in Daubenrath gerade am meisten? „Das Thema Straße – und Verkehrssicherheit auf der Straße. Seit 40 Jahren lebe ich nun schon in Daubenrath, und so lange begleitet mich dieses Thema bereits.“

Man merke, dass die Straße Buckel habe, erläutert Kappert. „Keine Bürgersteige, der Straßenbelag ist streckenweise sehr angegriffen, ein reiner Flickenteppich“, benennt sie weitere Probleme. Aber eine Sanierung sei unter den Bürgern strittig. Was sich erstmal ungewöhnlich anhört, erklärt sich schnell durch die Lage: Daubenrath ist Zufahrtstraße sowohl für das Forschungszentrum, als auch für das Technologieunternehmen ETC. „Der schlechte Zustand der Straßen sorgt immerhin dafür, dass die Autofahrer hier nicht mit Tempo 70 durchbrettern“, so sähen es jedenfalls manche Bürger, erklärt Kappert die zögerliche Haltung zum Thema Straßensanierung. Ältere Mitbürger und Fahrradfahrer wären andererseits durch die Asphaltkanten stark gefährdet. Das Thema brauche eine Lösung.

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Dass keine Bürgersteige existierten, sei ebenfalls gefährlich. Gerade für die Kinder, die auf dem Weg zu Schulbus zwischen parkende Autos hüpfen müssten, um entgegenkommendem Verkehr auszuweichen. Eine etwaige Verkehrsberuhigung müsste allerdings „pflegeleicht“ sein: „Bei uns wird die Straße nicht von der Stadt gekehrt.“ Eine so genannte „Straßenmöblierung“, um den Verkehr zu verlangsamen, sei daher für die Menschen zu pflegeintensiv. Ein kurzer Draht zum Bauhof gewährleiste immerhin, dass Schlaglöcher schnell geschlossen würden. „Da ist die Zusammenarbeit super“, lobt sie.

Eine Straßensanierung in Daubenrath ist viel diskutiert. Foto: privat

Auch die Daubenrather Bürger hatten im Rahmen der DEK Veranstaltungen die Themen „Straßen“ und „Verkehrssicherheit“ oft als Probleme benannt. Hier ist eine Bodenwelle als Lösungsvorschlag zur Temporeduzierung in der Maßnahmenübersicht. Außerdem Stärken des Radtourismus, Carsharing und E-Auto-Ladesäulen als zukunftsweisende Maßnahmenvorschläge.
Kappert persönlich liegt im Zuge einer Straßensanierung ein Thema besonders am Herzen: „Es wäre schön, wenn man den Feldweg, eine Verlängerung des Christine-Reuter-Weges, asphaltieren würde.“ Es sei eine „Win-Win Situation“ wenn die Gemeinden Hambach und Jülich hier kooperierten, um eine Zubringer auch für Rurtalbahn, Hambach und Jülich zu schaffen. Dies erleichtere es Kindern, zum Bus und zur Gesamtschule zu kommen. Nicht zuletzt sei überhaupt eine bessere Verkehrsanbindung hilfreich. Jülich sei gerade dabei, Menschen aus den Dörfern der Randlage zu verlieren, die zum Einkaufen eher Richtung „Neue Mitte“ in Niederzier oder nach Huchem-Stammeln orientieren, da man dort vor den Geschäften auch parken könne.

Ein weiteres wichtiges Thema sei die Bürgerhalle. Diese dürfe nicht verloren gehen. Renovierungsarbeiten stünden an und es seien bereits Gespräche mit dem Heimatverein und der Stadt Jülich gelaufen. Doch irgendwie sei alles „recht zäh und schwierig“, beschreibt Kappert den Prozess. Bis letztes Jahr sei das noch die Schützenhalle gewesen. Doch der Verein habe sich aufgelöst und der Heimatverein habe die Halle nun übernommen. Eine weitere Herausforderung ist auch in Daubenrath der Generationenwechsel: Ältere Bürger verkauften ihre Häuser und neue Bürger kämen dazu, die im Dorf aber eher nicht aktiv würden, weiß Kappert. Der Sankt Martinszug und eine gemeinsame Nikolausbescherung hielten das Dorf noch zusammen. Aber viele Strukturen seien eben weggebrochen, auch durch Corona. Freizeitangebote würden ohnehin nicht mehr im Dorf wahrgenommen, beschreibt sie einen weiteren Trend. Die Bürgerhalle sei gerade deshalb so wichtig, findet die Ortsvorsteherin.

Ortsvorsteherin Antje Kappert. Foto: Sonja Neukirchen

Bezüglich des Dorfentwicklungskonzeptes, das die Stadt Jülich 2021 ins Leben gerufen hatte, ist Antje Kappert ist die Ortsvorsteherin eher kritisch: „Meine Erwartungen sind verhalten optimistisch. Daubenrath wird wahrgenommen von der Stadt und man fühlt sich nicht so als Anhängsel.“ Sie habe bei einer Ortsbegehung mit der Stadtverwaltung eine Mappe mit wichtigen Punkten mitgegeben, erinnert sich Kappert. Im Großen und Ganzen merke sie aber Resignation, wenn sie schon mal auf ihrer Hunde-Runde von Bürgern angesprochen würde. Es sei ja so vieles in Jülich sanierungsbedürftig. „Wo sollen die Gelder da herkommen für so ein kleines Dorf“? So sei die Wahrnehmung auch einiger Daubenrather. Dennoch ist Kappert sicher, dass ein echtes Interesse bei den Mitarbeitern der Stadt Jülich bestehe, die Dörfer stärker anzubinden.

Und was vermisst sie im Zuge des so genannten DEK in Jülich? „Manchmal wünsche ich mir bei Kleinigkeiten, dass man auch zügig eine Rückmeldung bekommt. „Für Planungen wünsche ich mir, dass da eine genauere Kenntnis über das Dorf da ist“, sagt sie. Nicht so sehr am „grünen Tisch zu planen“, sondern die Themen vor Ort besser kennen.

Der Herzog stellt Fragen
Was muss in den Ortschaften rund um Jülich passieren, damit sie auch in Zukunft attraktive Wohnorte bleiben – oder sich dazu entwickeln? Laut Statistischem Bundesamt wird bis Mitte 2030 die Anzahl der Menschen im Rentenalter um etwa 20% steigen. Der Verkehr als größter Verursacher von Treibhausgasen, erfordert ein Umdenken, gerade bei der Anbindung der Dörfer an die Stadt – Stichwort Mobilitätswende. Die Stadt Jülich möchte außerdem wachsen, und potenzielle Neubürger brauchen Wohnraum. Gerade zugezogene Städter beteiligen sich aber oft weniger am Vereins- und Gemeinschaftsleben der Dörfer. Dafür Lösungen zu entwickeln ist unter anderem Aufgabe von Dorfentwicklungskonzepten. Wo der Schuh am meisten drückt, möchte der HERZOG mit den Ortsvorstehern in einer Artikel-Serie klären.


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