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Pasqualini, wer?

Alessandro Pasqualini ist die neue Leitfigur der Stadt Jülich und Namensgeber des neuen Events Pasqualini-Zeitsprung Festival. Was ist eigentlich bekannt über den Städteplaner, und Architekten des 16. Jahrhunderts, der der Herzogstadt seine Form gegeben hat?

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Alessandro Pasqualini
Kopf der Statue von Alessandro Pasqualini. Foto: Volker Goebels
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Er hat die freie Sicht auf seinen Marktplatz, auf das, was die Jülicher „italienisches Flair“ nennen. Pasqualini, Vorname Alessandro, ist die zentrale Figur in der Stadtgeschichte Jülichs – er steht für die Architektur, aber auch für die Denkweise der Renaissance: Gutes Bewahren, neues Wagen.

Was ist eigentlich über diesen Mann wirklich bekannt, der das „Gesicht“ der Stadt Jülich so nachhaltig geprägt hat? Vorab: Es ist mehr unbekannt, als bekannt ist. Es gibt – anders als bei anderen bekannten Persönlichkeiten – keine zeitgenössischen Porträts, die Erkenntnisse über sein Aussehen, Größe oder Wuchs preisgeben. Es sind von Pasqualini keine persönlichen Briefe oder Schreiben erhalten, die den Menschen fassbar machen: Welche Sorgen hatte er, welche Nöte oder auch Glücksmomente? Manches lässt sich bei historischen Personen auch durch Rechnungen erfahren – auch hier gilt für Pasqualini: Fehlanzeige. Selbst seine Lebensdaten bleiben weitgehend im Dunkeln.

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Die Geschichtsschreibung weiß, dass Alessandro Pasqualini, Urvater einer Architekten-Dynastie, irgendwann vor September 1559 in Bielefeld gestorben ist – so steht es in Wikipedia geschrieben. Genau bekannt ist sein Geburtsdatum: Er ist am 5. Mai 1493 in Bologna geboren, in der Region Emilia-Romagna, die heute noch bekannt ist für Parmaschinken, Balsamico-Essig und Parmigiano-Reggiano.

Nach Bologna reiste Maria Fernandez für künstlerische Projekte. Wenn sie nicht schöpferisch tätig war, lernte sie Land und Leute kennen, beobachtete die Menschen. „Sie haben so interessante Züge“, war ihre Erkenntnis und diese „Charakterköpfe“ legte sie ihrer Skulptur des Pasqualini zugrunde. Jetzt, nach über 530 Jahren hat „der Unbekannte“ eine Körperform (wenn auch teilweise abstrakte) und eine Physiognomie.

Denn eins ist für die Künstlerin klar: Wer sich gegenüber einem Herrscher mit seinen Vorstellungen für eine „Idealstadt“ durchsetzen möchte, der braucht Standhaftigkeit, Selbstbewusstsein, Ideenreichtum und die Fähigkeit Visionen zu entwickeln, die in die Realität umgesetzt werden können. Ebendas zeigt die Bronzestatue von Maria Fernandez, die seit Mitte April über den Jülicher Marktplatz wacht.

Engel Köpfe Kapitell Zitadelle Jülich Pasqualini
In seine Kapitelle der Schlosskapelle der Zitadelle Jülich hat Alessandro Pasqualini Reliefs von Engelköpfe eingearbeitet. Foto: Förderverein Festung Zitadelle Jülich | Archiv PuKBSuS
Pasqualini soll seine Ausbildung in der Heimatstadt Bologna und in Rom genossen haben. Der Wahl-Jülicher Conrad Doose, der 2021 starb, gilt als absoluter Kenner von Alessandro Pasqualinis Schaffen. Er war der Überzeugung, dass Pasqualini bei Raffaelo Santo gelernt hat, jener Zeitgenosse Leonardo da Vincis und Michelangelos, der 1514 Dombaumeister von St. Peter in Rom wurde. Pasqualini könnte als 21-jähriger in Rom mit ihm gearbeitet haben. Bei aller Spekulation kann davon ausgegangen werden, dass Pasqualini wenigstens von wenn nicht bei Raffael gelernt hat. Einen Beweis spürte Conrad Doose in Jülich auf: Die Engelsköpfchen in den Kapitellen der Schlosskapelle waren für ihn der Beleg für die Nähe zu Raphael.

Gut ausgebildet machte sich Pasqualini auf den Weg über die Alpen, gab in den Niederlanden bei den Fürstenhäusern in Lüttich, Amsterdam und Hertogenbosch seine bauliche Visitenkarte ab – bis ihn Herzog Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg für seine damalige Residenzstadt engagierte. Am 15. Juni 1549 erreichte Pasqualini als Stadtbaumeister Jülich.

Viele sichtbare Spuren hat der Planer in Jülich hinterlassen, die in der Stadt eigentlich jedes Kind kennt: Die Stadtanlage mit den Sichtachsen und Bastionen vor dem Hintergrund der imposanten Zitadelle. Das Herzstück ist der Marktplatz. Hier behält Pasqualini die Übersicht, hat alles im Blick – vom alltäglichen Treiben bis zum Festreigen. Und er hat nach dem Wunsch von Künstlerin Maria Fernandez eine wichtige Aufgabe: „Die Jülicher sollen wahrnehmen, dass sie in einer unglaublich tollen Stadt wohnen, die von einem Baumeister der Renaissance geschaffen wurde.“ Sie sollen sich von seinem Geist inspirieren lassen.


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