Fast jeder kennt sie und ein paar haben sie vielleicht auch schon einmal angerufen: die Telefonseelsorge. Die Gründe warum jemand den Kontakt zur Telefonseelsorge sucht sind dabei vielfältig: Manchmal gibt es einfach keinen alternativen Ansprechpartner, manchmal gibt es ein Thema, das einfach für den Anrufenden mit zu viel Scham belegt ist. Für alle haben die ehrenamtlichen Mitarbeitenden ein offenes Ohr. Wichtig hierbei sei auch die Anonymität sowohl des Anrufenden als auch des Mitarbeitenden, so Myga Hünewinckell, stellvertretende Leiterin der TelefonSeelsorge Düren-Heinsberg-Jülich. Diese diene dem Schutz beider Seiten, weshalb man großen Wert darauflegen würde.
Seit 45 Jahren gibt es die TelefonSeelsorge Düren-Heinsberg-Jülich nun bereits. Zur Feier des Jubiläumsjahres haben drei sehr verschiedene Veranstaltungen an drei verschiedenen Orten des Einzugsgebietes stattgefunden: Ein Gottesdienst, ein Fachvortrag und ein Filmabend. Alle drei waren erfolgreich und wurden gut angenommen. Wir hatten uns mit Absicht entschieden drei ganz verschiedene Angebote zu machen. Unsere Arbeit ist ja auch sehr facettenreich“, so Hünewinckell.
Streng genommen ist die TelefonSeelsorge Düren-Heinsberg-Jülich kein Verein, dies treffe nur auf die deutschlandweite Initiative zu. Die Trägerschaft und damit Leitung ist hier durch den Kirchenkreis Jülich und das Bistum Aachen in Form eines Kuratoriums geregelt, eine Ökumene also mit wechselndem Vorsitz. Zusätzlich gibt es einen Beirat, der sich aus ehrenamtlichen Mitarbeitenden und den beiden Leitungskräften zusammensetzt. Als Engagierter muss man aber nicht Mitglied eines Glaubens oder einer Kirche angehören. Es zähle mehr der christliche Gedanke. Auch das Angebot steht allen offen, einzig die Sprache kann ein limitierender Faktor sein: Die TelefonSeelsorge findet in erster Linie auf Deutsch statt. In Ausnahmefällen versuche man den Menschen auch auf Englisch zu helfen, aber generell gäbe es für internationale Hilfesuchende auch andere Stellen. Diese werden auf der Webseite aufgeführt.
Der Kontakt zur TelefonSeelsorge ist nicht nur telefonisch möglich wie der Name vermuten lässt, sondern auch per Mail, Chat oder im persönlichen Gespräch, wenn gewünscht. Seit kurzem gibt es auch eine App der „Krisenkompass“, der genutzt werden kann, um einzuschätzen, ob man Suizid gefährdet ist und welche Schritte man dagegen einleiten sollte. Über 10000 Kontakte kamen so über die verschiedenen Wege beispielhaft und nur für den Bereich Düren-Heinsberg-Jülich im Jahr 2024 zusammen. Wenig überraschend sind die Anrufenden eher älter als die via Chat oder Mail Kontakt Suchenden.
Ein prozentual oft vorkommendes Thema sei die Einsamkeit, weshalb diese 2024 besonders in den Fokus gestellt wurde und zum Beispiel Inhalt des jährlichen Schulungswochenendes war. Überhaupt wird Schulung und Supervision sehr großgeschrieben. Ein ganzes Jahr dauert die Ausbildung zum Mitarbeitenden, etwa 160 Fortbildungsstunden insgesamt. Aber auch danach hört das Angebot zur Weiterbildung und die Ausbildung nicht auf. Es gibt Schulungswochenenden und monatliche Supervision. „Es ist für beide Seiten eine gute Sache. Die Persönlichkeitsbildung, die man bei uns erfahren kann, müsste man ansonsten durch teures Coaching erwerben,“ so Myga Hünewinckell.
Zwischenzitat
„Die immer wieder spürbare Hoffnung der Menschen, dass ihre Einsamkeit durch Kontakte mit der TelefonSeelsorge überwunden wird, lässt sich leider nicht erfüllen.“ Zitat Jahresbericht der TelefonSeelsorge Düren-Heinsberg-Jülich 2024
45 ehrenamtliche Mitarbeitende hat die TelefonSeelsorge Düren-Heinsberg-Jülich zurzeit. Eine davon ist Edith. Sie habe bewusst nach einer Möglichkeit gesucht ehrenamtlich mit Sinn tätig werden zu können. Das Angebot der TelefonSeelsorge habe ihr dabei am meisten zugesagt. Sie möge einfach Menschen. Seit zwei Jahren arbeitet sie nun schon im Team und ist begeistert. Ja, die Telefonate seien manchmal auch belastend, aber dafür gäbe es die Möglichkeiten des Austausches und der Supervision. Dort lerne man sehr gut sich abzugrenzen, so dass man die Themen und Probleme der Anrufenden nicht mit nach Hause nähme. Das klappe gut. Insgesamt sehe sie es als Geschenk. Die Menschen ließen sie schließlich in ihr Leben und vertrauten ihr viel an. Die Zeit, die sie investieren müsse, würde dabei nicht so arg ins Gewicht fallen. Ja, die Stundenanzahl klinge erst einmal viel, aber man könne sich das in Absprache wirklich sehr gut einteilen, so schwärmt Edith im Gespräch. Die 160 Stunden im Jahr seien ein Richtwert, so ergänzt Myga Hünewinckell. „Was ich mir wünschen würde? Die Erkenntnis, was ich als Ehrenamtliche davon haben kann, bei uns zu arbeiten. Es ist ein Invest, aber auch ein gleichzeitiger Schatz. Das würde ich mir wirklich wünschen, dass das sichtbar werden würde“, so Hünewinckell weiter. Wo würde man sonst so gehört und gesehen? Wenn ab Januar das neue Ausbildungsangebot für ehrenamtliche Mitarbeitende startet, gibt es noch Platz. Interessierte können sich an Myga Hünewinckell als Verantwortliche wenden. Mitbringen müsse man vor allem die Bereitschaft zur Selbstreflektion und die Bereitschaft, die Zeit zu investieren. Natürlich müsse man außerdem bereit sein Kontakt zu Menschen zu haben und offen für das christliche Denken sein. Nicht jeder sei geeignet, das kläre man dann aber in einem persönlichen Gespräch.
Wenn Sie die TelefonSeelsorge mit einer Spende unterstützen möchten, nutzen Sie bitte folgende Bankverbindung: Bistum Aachen, Pax Bank Aachen, DE64 3706 0193 1000 1000 10, GENODED1PAX, Verwendungszweck: TelefonSeelsorge Düren-Heinsberg-Jülich.
Sollten Sie im trüben und lichtarmen November Redebedarf haben oder suizidale Gedanken haben, scheuen Sie sich nicht und kontaktieren die TelefonSeelsorge per Telefon unter 0800 1110111 oder 0800 1110222. Alternativ können Sie auch einen Chat beginnen über die Webseite www.telefonseelsorge-dueren.de. Dort finden Sie auch die Möglichkeit per Mail Kontakt aufzunehmen.
Infokasten KrisenKompass App:
Der KrisenKompass ist eine App, die dank ihrer Funktionsweise eine Art Notfallkoffer für Krisensituationen darstellt. Mit verschiedenen Funktionsweisen wie Tagebuchfunktion und persönlichen Archiven, um positive Gedanken oder beispielsweise Fotos, Erinnerungen oder Lieder zu speichern, kann ein ganz persönliches Rüstzeug für schlechte Momente gepackt werden. Darüber hinaus gibt es Materialien, die in Krisensituationen hilfreich sind, Hinweise zu beruhigenden Techniken, sowie direkte Kontaktmöglichkeiten zur TelefonSeelsorge® und anderen professionellen Anlaufstellen. Das Angebot des KrisenKompasses ist als App jederzeit in Griffweite auf dem Handy und damit immer dabei, wenn es nötig wird.
Licht und Hoffnung nicht nur in „finsteren“ Zeiten
45 Jahre gibt es bereits die TelefonSeelsorge Düren-Heinsberg-Jülich
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