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Gedenken an die Pogromnacht

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Die katholische Pfarre Heilig Geist und die evangelische Kirchengemeinde Jülich sowie die Jülicher Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz e. V. laden auch 2021 zum gemeinsamen Gedenken an die Reichspogromnacht ein. Es findet am Dienstag, 9. November, um 18.30 Uhr am Standort der letzten Jülicher Synagoge in der Straße „An der Synagoge“ statt.
Von dort wird gemeinsam zum Mahnmal auf dem Propst-Bechte-Platz gegangen.

Dazu erklärt die Jülicher Gesellschaft: „Der ‚Hass auf die Juden‘ war eine der Konstanten der Nazi-Politik. Schon im Februar und im März 1933 gab es unorganisierte Attacken auf Juden. Die Karstadt AG entließ zum 1. April 1933 alle jüdischen Mitarbeiter. Zwei Monate, nachdem Paul Hindenburg die Weimarer Republik den Nazis ausgeliefert und den ‚Gefreiten‘ Hitler zum Kanzler gemacht hatte, rief die NSDAP erfolgreich zum Boykott der jüdischen Geschäfte auf. Ausgerechnet am Schabbat 1. April 1933 wurden etliche (viele ohnehin wegen des Schabbats geschlossene) ‚jüdische‘ Geschäfte boykottiert. Auf den Plakaten des Partei-Mobs konnte man lesen: ‚Deutsche! Wehrt euch! Kauft nicht bei(m) Juden! – Die Juden sind unser Unglück! – Meidet jüdische Ärzte! – Geht nicht zu jüdischen Rechtsanwälten‘.

Die NSDAP brach den Boykott am Abend ab: Noch war das Regime nicht so gefestigt, obwohl das Ermächtigungsgesetz schon wesentliche Sicherungen des Rechtsstaats durchbrochen hatte. Im deutschen Reich war kein offener Widerstand erkennbar. Allerdings mussten die Nazis auch zur Kenntnis nehmen, dass die deutsche Bevölkerung passiv bis ablehnend den Boykott zur Kenntnis nahm. Anders die Institutionen: Etwa Otto Dibelius, evangelischer Generalsuperintendent, erklärte in einen Rundfunkansprache vom 4. April 1933: ‚Man kann nicht verkennen, dass bei allen zersetzenden Erscheinungen der modernen Zivilisation das Judentum eine führende Rolle spielt.‘ Der Münchner Kardinal Bertrams verweigerte eine negative Stellungnahme der Bischofskonferenz mit dem Hinweis, die Juden könnten sich selbst helfen. Die Institutionen arrangierten sich mit der Macht. Im Frühjahr 1933 hätte man sich noch wehren können – aber das überließ ‚man‘ den Juden.

Deshalb ist es deutlich: Neben die Erinnerung an den Zivilisationsbruch in Deutschland muss auch die Wachsamkeit stehen. Wir haben gerade in den letzten Monaten erlebt, wie gefährdet auch stabile Demokratien sind, wenn die Staatsmacht Gehorsam aus Solidarität einfordert oder die Institutionen missbraucht oder unter Druck setzen will, wie es etwa US- Präsident Donald Trump und sein Sturm aufs Kapitol taten. Demokratien sind inhaltlich offen. Deshalb ist es umso wichtiger, die Verfahrensregeln zu achten.

Dass der Antisemitismus auch in Deutschland wieder offensiver wird, erfordert eine gesellschaftliche Reaktion. Deshalb wollen wir am 9. November ein starkes Zeichen setzen.“

Veranstaltungsort

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