Start featured Ein Raum für die Zukunft

Ein Raum für die Zukunft

Moha, mit vollem Namen Dr. Mohamadou Diallo, wohnt und arbeitet in Jülich. Als etablierter und anerkannter Wissenschaftler am Institut für Energie- und Klimaforschung des Forschungszentrums leistet er in Jülich einen Beitrag für die Verbesserung des Erd-Klimas. Aufgewachsen ist er in Sinthiou Garba. Das ist eine kleine Stadt im Senegal. Hier ist er natürlich auch zur Schule gegangen. Aber das Gebäude, in dem er seine erste Bildung erfahren hat, ist in die Jahre gekommen. Ein Neubau ist dringend notwendig. Eine französische Organisation würde diesen finanzieren, sofern ein Eigenanteil von 25 Prozent zusammenkommt – hierzu fehlen noch 16 998 Euro. Peer Kling befragte Moha nach seinen eigenen Erfahrungen und Erlebnissen in seiner früheren Schule.

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Die Schule im Senegal braucht einen Neubau. Foto: Diallo
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Moha wurde 1991 im Alter von sechs Jahren in diese Schule aufgenommen, die er bis zu seinem zwölften Lebensjahr besuchte. Als ehemalige französische Kolonie (bis 1960) ist das senegalesische Schulsystem nach wie vor sehr stark an das französische Vorbild gekoppelt. Die Schulen sind in jeder Hinsicht gemischt. Es gibt keine reine Mädchen- und keine Jungenschulen. Ebenso verhält es sich mit den Religionen, obwohl sich über 90 Prozent der Bewohner zum sunnitischen Islam bekennt. Das Christentum gelangte mit den portugiesischen Entdeckern in den Senegal.

Um den sozialen Frieden zu wahren, beschränkten sich die französischen Missionierungsbemühungen während der Kolonialzeit auf die noch nicht islamisierten Völker des Senegal. Das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen im Senegal war und ist immer noch von gegenseitiger Toleranz geprägt.

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Moha, der in einer muslimischen Familie aufgewachsen ist, war neugierig auf die christliche Kirche, die sein Freund regelmäßig besuchte. „Ich bin immer gerne mitgegangen. Das war für niemanden ein Problem. In der Schule hatten wir keinen Religionsunterricht. Im Senegal stehen die Gastfreundschaft, die Nachbarschaft und überhaupt die Freundschaft an erster Stelle. Dann erst kommt die Religion. – Senegal ist Party“, ergänzt er und lacht herzlich, wobei seine schneeweißen Zähne zum Vorschein kommen und im wahrsten Sinne des Wortes einen blendenden Kontrast zur Hautfarbe abgeben.

Vor mir steht ein gutaussehender junger Mann, der es dann später in Frankreich bis zum Doktor der Physik geschafft hat und sich jetzt als Wissenschaftler im Forschungszentrum um ein weltweit besseres Klima kümmert.

In seiner Schulzeit gab es in seiner Schule zwei Klassenräume für rund 50 Schülerinnen und Schüler im Alter von sechs bis 18 Jahren, die in zwei Gruppen zusammengefasst wurden. Die Schule hatte einen guten Ruf. Die Leistungen, festgehalten in den Abschlussnoten, gehörten mit zu den besten. Nach gut 20 Jahren ist die Schülerzahl um das Sechszehnfache angestiegen. Heute teilen sich 800 Schülerinnen und Schüler drei Toiletten. Die Möbel sind verschlissen und größtenteils unbrauchbar. Nur die früh Ankommenden erhalten einen Sitzplatz oder einen Tisch zum Arbeiten. Die Examenskandidaten erhalten Vorrang. Die Raumnot erfordert einen improvisierten Schichtbetrieb der Klassen, der nunmehr auch die Samstage voll mit einbezieht. Zwar garantiert die 2001 eingeführte Verfassung den Zugang zur Bildung für alle Kinder, und die Schule ist bis zum Alter von 16 Jahren verpflichtend und kostenlos, aber die Bevölkerung besteht immer noch zu 44 Prozent aus Analphabeten. Das senegalesische Arbeitsministerium beklagt, dass das öffentliche Schulsystem nicht in der Lage sei, die Zahl der vielen Kinder zu bewältigen, die jedes Jahr neu aufgenommen werden müssen.

Den sieben Kilometer langen Schulweg legte Moha täglich zu Fuß zurück. Dafür gingen am Tag insgesamt zwei Stunden ins Land. An ein Fahrrad war nicht zu denken. Busse gab es nicht. Andere Schüler benötigten zwei Stunden für die Strecke von zu Hause bis zur Schule. Im Senegal gibt es wilde und domestizierte Esel. Manche Schüler ritten auf Eseln zum Unterricht.

Im Senegal gibt es eine Vielzahl von Sprachen. Die verbreitetste ist Wolof. In der Schule wurden Wolof und auch Französisch gesprochen, zuweilen eine lustige Mischung aus beiden Sprachen. Mohas Eltern sprachen zu Hause zudem Pulaar. Moha spricht heute außerdem perfekt Englisch.

Wer das Vorhaben von Dr. Diallo unterstützen möchte, findet das Spendenprojekt unter http://fnd.us/FundRaisingForBuildingSchool? Eine Spendenquittung kann per Mail bei [email protected] erbeten werden.

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Peer Kling
Peer Kling, typisches "KFA-Kind", nicht aus der Retorte, aber in der zweiten Volksschulklasse nach Jülich zugezogen, weil der Vater die Stelle als der erste Öffentlichkeitsarbeiter "auf dem Atom" bekam. Peer interessiert sich für fast alles, insbesondere für Kunst, Kino, Katzen, Küche, Komik, Chemie, Chor und Theater. Jährlich eine kleine Urlaubsreise mit M & M, mit Motorrad und Martin.

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