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Herzensanliegen: Lebendige Erinnerungskultur

Es kommt Bewegung in das Thema „Stolpersteine für Jülich“. Im Januar sind der Rotary Club Herzogtum Jülich und das Gymnasium Haus Overbach in die Öffentlichkeit gegangen und haben bekannt gemacht, dass sie sich gemeinsam des Themas annehmen wollen.

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Künstler Gunter Demnig verlegt einen Stolperstein
Künstler Gunter Demnig verlegt einen Stolperstein. Foto: Rudolf Kastner | PuKBSuS / Archiv
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Rotary-Präsident Rudolf Hannot schildert es als Ergebnis eines längeren Prozesses. „Der Erfolg hat viele Väter“, sagt er. Seinen Club sieht er in der Verantwortung für Organisation und Finanzierung des Projektes „Stolpersteine“. Mit Künstler Gunter Demnig, der 1992 das wohl „größte dezentrale Mahnmal der Welt“ mit über 100.000 Steinen initiierte, wie in Wikipedia nachzulesen ist, hätten die Rotarier bereits bei der Verlegung der Stolpersteine in Linnich im Januar 2024 Kontakt aufgenommen. Für Dezember sei bereits ein Termin für Jülich „geblockt“. Davor steht noch die notwendige Antragstellung bei der Stiftung Spuren, die im April erfolgen solle. Gut sei, wenn die Unterstützung der Stadt vorliege.
Der kann sich der Rotary Club gewiss sein. Im jüngsten Haupt- und Finanzausschuss haben die Fraktionsmitglieder aller Parteien dem SPD-Antrag einhellig zugestimmt, das Vorhaben zu unterstützen. Im Kulturausschuss wurde dieses Bekenntnis erneuert – und mehr.

Die Rotarier hatten zugesichert, neben den 130 Euro, die pro Stein für die Verlegung anfallen, das Rahmenprogramm und gegebenenfalls anfallende Kosten für die Einladung von Angehörigen zu übernehmen und im weiteren Verlauf auch für die Pflege- und Folgekosten aufzukommen. Bürgermeister Axel Fuchs sieht hier aber die Stadt in der Verantwortung. „Es ist natürlich auch im eigenen Interesse, dass es unser Eigentum ist“, und um das wolle man sich auch kümmern. Klar machte er auch, wer sich einbringen wolle, könne das tun. Das zielte auf den Vorschlag ab, Patenschaften für die Pflege der Stolpersteine zu vergeben. Hier geht es vor allem um das zu erwartende Angebot durch Schulen.

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Rudolf Hannot betont, dass es ein integratives Projekt sein soll, das niemand ausschließe. Aus diesem Grund hat es im April ein erstes Netzwerktreffen mit Lehrkräften und der Schülerschaft im Stadtarchiv gegeben. Hier laufen die Fäden bei Stadtarchivarin Susanne Richter zusammen. Gerade dieser Netzwerkgedanke wird von Guido von Büren, dem Vorsitzenden des Jülicher Geschichtsvereins, besonders begrüßt. „Die Auseinandersetzung ist ein Wert an sich, und das ist ein guter Ansatz für lebendige Erinnerungskultur.“

Hintergrund:
„Stolpersteine“ erinnern an das Schicksal der Menschen, die während des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. So hat es der Künstler Gunter Demnig festgelegt, der 1992 mit der Verlegung von Stolpersteinen begonnen hat. Das sind Menschen jüdischen Glaubens, aber auch solche, die wegen ihrer politischen Überzeugung oder sexuellen Ausrichtung deportiert wurden – oder als „unerwünschte Subjekte“. Zweiter Punkt: Sie werden dort verlegt, wo diese Menschen ihren letzten freiwillig gewählten Wohnort hatten. Im Kulturausschuss wurde auf Vorschlag der SPD festgelegt, dass auf die Verlegung eines Stolpersteins verzichtet werden solle, wenn ein Widerspruch von Hinterbliebenen vorliege. Und: Hinterbliebene sollten, soweit möglich, ausfindig gemacht und informiert werden.“

Zum Interview mit Stadtarchivarin Susanne Richter, die von Amts wegen und fachlich das Projekt koordiniert.


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1 KOMMENTAR

  1. Gute Nachrichten. Hatte da vor 5 Jahren schon mal angefragt und da wurde das Thema vehement abgewimmelt. Man wolle so etwas in Jülich nicht. Gut, das ein Umdenken stattgefunden hat.

    Man könnte übrigens zur Pflege der Steine einen Verein Gründen. Gibt es an vielen Stellen in Deutschland. Die Mitglieder putzen ehrenamtlich die Steine in regelmäßigen Abständen. So würden der Stadt keine Kosten im Nachhinein entstehen.

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