
Die Schlosskapelle in Jülich, seit 1979 Schauplatz der beliebten „Jülicher Schlosskonzerte“, erlebt einen Generationswechsel an der Spitze des dazugehörigen Vereins. Bereits Anfang 2025 hat Guido von Büren das Amt des ersten Vorsitzenden von Dr. Rudolf Weitz übernommen und damit die Weichen für einen vorsichtigen, aber spürbaren Kurswechsel gestellt. Die Herausforderung sei es die Beständigkeit der seit über vierzig Jahren stattfindenden Reihe zu bewahren, sich aber gleichzeitig an die allgemeinen Bedingungen der heutigen Zeit etwas anzupassen. Der Vorstand besteht nun neben Guido von Büren aus Susanne Trinkaus, Prof. Hans-Otto Horch, Dr. Gerhard Pirug und Dr. Rudolf Weitz, der nun das Amt des Schatzmeisters übernommen hat.
Die Geschichte der Jülicher Schlosskonzerte ist eng mit dem kulturellen Engagement der Stadt verbunden. Von 1979 bis 2004 noch vom städtischen Kulturamt organisiert und finanziert, wurde 2004 der eigens dafür gegründete Förderverein ins Leben gerufen. Nötig wurde dieser Schritt wie so oft aufgrund der im Haushaltstopf der Stadt fehlenden Geldmittel. Im historischen Ambiente der Schlosskapelle wird und wurde aber ohne Unterbrechung ein abwechslungsreiches Programm von klassischer Kammermusik geboten. Zahlreiche renommierte Künstler und Ensembles aus dem In- und Ausland sind hier bereits aufgetreten. Die Saison umfasst dabei jährlich sechs Konzerte und reicht vom Ende der Sommerferien bis in den Mai des Folgejahres. Eine der Gründungsmitglieder, Susanne Trinkaus, ist auch heute noch eine verantwortliche Kraft im Vorstandsteam und prägt zusammen mit Hans-Otto Horch, ebenfalls eines der Gründungsmitglieder maßgeblich die musikalische Leitung der Schlosskonzerte. So wurde über die Jahre hinweg ein Programm von hoher Qualität sichergestellt und die Schlosskonzerte zu einer festen Größe im regionalen Kulturkalender gemacht.
Besonders bemerkenswert ist die außerordentlich hohe Abonnentenauslastung der Konzerte. Ein Großteil der Plätze in der Schlosskapelle, über 80%, ist via Abonnements dauerhaft belegt. Ein ungewöhnliches Phänomen in einer Zeit, in der spontane Ticketkäufe dominieren. Diese treue Abonnentenbasis zeugt von der tiefen Verwurzelung der Konzertreihe in der Gemeinschaft und der Wertschätzung des Publikums für die gebotene Qualität. Sicherlich hat es aber auch etwas mit dem moderaten Preis von 80,- für die sechs Konzerte zu tun. Eine kritische Frage, die man sich an der Stelle aber dennoch wohl gefallen lassen muss und zugleich eine der größten Herausforderungen für den neuen Vorsitzenden: Ist das System so zukunftsfähig? Finden auch neue Liebhaber der klassischen Musik ihren Weg zu den Konzerten, wenn ein Großteil der Plätze bereits vergeben ist und der Ticketverkauf primär über E-Mail abgewickelt wird. Ein Spontankauf ist so nur schwierig möglich.
Genau hier möchte Guido von Büren ansetzen. Sein erklärtes Ziel ist es, den Verein und die Konzertreihe zukunftsfest zu machen. Als erster wichtiger Schritt wurde bereits eine überarbeitete Internetpräsenz initiiert. Die neue Homepage wird im August live gehen und dort soll mittelfristig auch ein Online-Ticketshop integriert werden, der spontane Käufe ermöglicht. „Mehr als ärgerlich, wenn jemanden spontan die Lust auf klassische Musik überkommt, man aber keine Möglichkeit hat, schnell ein Ticket zu buchen. Umso ärgerlicher für uns als Verein, sollten dann Plätze leer bleiben“, erklärt von Büren die Notwendigkeit dieses Schrittes.
Die Kernziele des Vereins bleiben davon natürlich unberührt: Das kulturelle Angebot am Leben zu erhalten und Kammermusik von hoher Qualität bezahlbar anzubieten. Trinkaus und Horch werden weiterhin für die musikalische Leitung verantwortlich zeichnen, die anderen Vorstandsmitglieder könnten und würden aber auch eigene Impulse an das Duo weitergeben, so von Büren. Ein besonderes Highlight für ihn persönlich wird in der kommenden Spielzeit 2025/2026 das Abschlusskonzert mit Renaissancemusik am 26.04.2026 sein. Extra für diesen Anlass wird ein Ensemble aus Sittard Motetten aus der Zeit des Erbprinzen Karl Friedrich von Jülich-Kleve-Berg einstudieren, welche einst anlässlich der Geburt und des Todes desselben komponiert wurden. „Zum Üben wird das Ensemble mehrere Auftritte in den Niederlanden haben, bevor dann der Höhepunkt in der Schlosskapelle ansteht“, scherzt von Büren.
Eine weitere Neuerung in der Spielzeit 2025/2026 betrifft die Konzertzeiten: Die Konzerte werden zukünftig bereits um 18 Uhr beginnen. Dies habe, so von Büren, verschiedene praktische Gründe. Einer der Hauptgründe sei die schwierige Situation in der Vergangenheit gewesen, die Künstler nach den Konzerten noch angemessen zu verköstigen. „Es ist ja schade, wenn die Künstler nach dem Konzert nur noch auf ihr Hotelzimmer gehen können, einfach, weil keine Gastronomie mehr geöffnet hat“, erläutert der Vorsitzende. Diese Anpassung würde nicht nur den Künstlern entgegenkommen, sondern auch dem Publikum die Möglichkeit geben, den Abend nach dem Konzert noch entspannt ausklingen zu lassen.
Der Wechsel an der Spitze der Jülicher Schlosskonzerte verspricht eine spannende Weiterentwicklung. Guido von Büren tritt in große Fußstapfen, doch mit seinem Engagement scheint er bestens gerüstet, die traditionsreiche Reihe in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, ohne dabei ihre Seele auf der Strecke zu verlieren. Er könne sich zum Beispiel auch vorstellen, ergänzend eine Reihe Familienkonzerte zu etablieren. Dies habe an anderen Standorten schon vielversprechend geklappt und so könne man quasi selbst für den notwendigen Klassikfan-Nachwuchs sorgen, so Büren mit einem Schmunzeln im Gesicht.
Informationen zu Tickets und Preisen finden sich auf der Internetseite der Jülicher Schlosskonzerte. Noch müssen die Tickets via E-Mail bestellt werden. Los geht die Saison am 07. September mit einem Konzert des Trio Lézard. www.schlosskonzerte-juelich.de