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Marie-Luise Herpers

Von finsteren Gedanken und Hoffnungsschimmern. Wie Schriftstellerei und Sterbebegleitung zusammenpassen.

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Marie-Luise Herpers. Foto: La Mechky Plus
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„Nur Urlaub ist nichts für mich“, stellt Marie-Luise Herpers lachend fest. So schön der Ruhestand auch ist, immer nur an die Nordsee zu fahren, ist dann doch zu wenig Abwechslung. Also schreibt die 71-Jährige eben Bücher. Und begleitet Sterbende auf ihrem letzten Weg. Was sich so finster anhört, sorgt aus Sicht von Marie-Luise Herpers allerdings auch für Licht auf der anderen Seite.

26 Jahre lang hat die gelernte Verwaltungsfachangestellte beim Jülicher Unternehmen Lamers im Büro gearbeitet, zunächst – wie viele berufstätige Mütter – in Teilzeit. Schließlich waren da noch die beiden Söhne. Nachdem die zwei erwachsen und ausgezogen waren, stieg „Ise“ Herpers, wie sie am liebsten genannt wird, wieder voll ins Berufsleben ein und „wuppte“ noch gute zwölf Jahre lang das Chefsekretariat. „Das hat mir immer viel Spaß gemacht. Ich hatte auch ein gutes Verhältnis zu meinem Chef“, erinnert sie sich sichtlich gerne zurück.

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Mit dem Ruhestand kam die Frage „Was fängt man nur mit so viel Freizeit an?“. Das Engagement im Jülicher Turnverein, dem Herpers fast 40 Jahre lang angehörte, war da irgendwie zu wenig. Über eine „liebe Freundin“ kam ein erster Kontakt mit dem Altenheim St. Hildegard zustande. Immer dienstags hat sie auf der Demenzstation gemeinsam mit den Bewohnern gesungen. „Das war mein Ding“, strahlt Marie-Luise Herpers, „der Erinnerung der alten Leute mit Liedern aus ihrer Kindheit wieder auf die Sprünge zu helfen.“ Beim Singen sollte es allerdings nicht bleiben. Dieselbe Freundin brachte Herpers auf die Idee der Sterbebegleitung. Ihre Umgebung reagierte mit viel Skepsis: „Was willst du dir da antun?“ Sie habe das einfach versuchen wollen, meint die mittlerweile erfahrene Sterbebegleiterin. Sicher sei das kein einfaches Ehrenamt, und vor allem am Anfang hätten durchaus viele Fragezeichen die Entscheidung begleitet. Aber mit ihrem Bauchgefühl für diesen Weg lag sie richtig, weiß Herpers heute. Ein einjähriger Kurs durch die Hospizbewegung Düren-Jülich bereitete auf die Aufgabe vor, die sie nun seit neun Jahren als „bereichernd, wertvoll und sehr berührend“ empfindet.

Zwischenzeitlich, so etwa „acht bis neun Jahre“ lang, hat sie auch das Projekt „Hospiz macht Schule“ federführend betreut. Einmal in der Woche ist sie gemeinsam mit anderen Ehrenamtlern in Grundschulen der Region zu Gast gewesen, wo sie Kindern das schwierige Thema Tod nach einem „festen Konzept“ nahegebracht hat. Auch das eine schöne Aufgabe, die sie gerne wahrgenommen habe, jetzt aber „nur“ noch aus der zweiten Reihe betreut. Man könne eben nicht alles machen, so die simple Erkenntnis im Lauf der Jahre, die unter anderem dazu geführt hat, dass sie das Singen im Chor Akzente aufgegeben hat.

Und schließlich ist da noch „die Sache mit den Büchern“, wie Milli von Römer – so ihr Autoren-Pseudonym – schmunzelnd berichtet. Angefangen hat „die Schreiberei“ mit regelmäßigen Besuchen im „sehr pikanten“ Kölner Scala-Theater. Mehr oder weniger aus einer Laune heraus nahm Marie-Luise Herpers mit den Theatermachern Kontakt auf und wollte auch „mal so’n Stück“ schreiben. Daraus wurde zwar letztlich nichts, aber die Kölner Bühne lud sie ein, gab Feedback und ermutigte sie dranzubleiben. Die Anregung von einem ihrer Söhne, „doch mal über Jülich zu schreiben“, brachte dann den Stein endgültig ins Rollen. Sechs Bücher später ist der „Spaß für die Familie“ inzwischen ein Selbstläufer, freut sich die Hobby-Autorin, die sich ganz dem Krimi-Genre verschrieben hat. Wobei so ganz stimmt das nicht. Auch Kinderbücher hat Herpers bereits geschrieben. Inzwischen ist der fünfte „Jülich-Mord“ fertig. Und spätestens zu Weihnachten wird „Der Tote vom Ellebachfließ“ garantiert für Spannung unter Jülichs Tannenbäumen sorgen.

Ihre Geschichten spielen immer in Jülich. Anregungen von Freunden und kleine Anekdoten landen sofort in Herpers Notizbuch und finden vielleicht später Eingang in einem der Kriminalfälle. „Wir wohnen gerne hier“, betont Herpers und spricht auch für Ehemann Manfred, der übrigens immer als „Mordopfer“ fürs Foto auf dem Einband herhalten muss. „Und wenn der eine oder andere Spaß an meinen Büchern hat und beim Spaziergang durch die Stadt etwas aus den Geschichten wiedererkennt, dann ist das doch toll“, sinniert die überzeugte Jülicherin, schiebt aber gleich hinterher, dass das Schreiben auf jeden Fall Hobby bleibt. Ein bisschen Zeit für die beiden Enkelkinder muss schließlich auch noch bleiben, findet die 71-jährige „Krimi-Oma“.

Der neue Jülich-Mord „Der Tote vom Ellebachfließ – Tödliche Karambolage“ ist ab sofort für den Preis von 11,50 Euro im Buchhandel erhältlich.


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