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Menschen in Lohn und Brot vermitteln

Fast 35 Jahre setzt sich das Christliche Sozialwerk dafür ein, Menschen für den ersten Arbeitsmarkt zu befähigen.

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Der Vorsitzende Herbert Kaltenbach und Teamleiterin Martina Becker heißen Besucher in den neuen Büroräumen an der Römerstraße 20 willkommen. Das Sozialwerk ist jüngst dorthin umgezogen. Foto: Stephan Johnen
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Zwei Stunden sind in unserem eng getakteten Alltag nicht viel Zeit. Doch für pflegende Angehörige können zwei Stunden „Auszeit“ einen erheblichen Unterschied machen und ansonsten knapp bemessene Freiräume schaffen. Die Alten- und Familienhilfe des Christlichen Sozialwerks Jülich ermöglicht genau dies: Aktuell unterstützen 17 Mitarbeiterinnen über 100 Familien mit haushaltsnahen Dienstleistungen und in der Alltagsbegleitung von alten oder erkrankten Familienmitgliedern. Die „Alten- und Familienhilfe“ des Christlichen Sozialwerks zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit, wie der 1989 entstandene Verein mit vollständigem Namen heißt, ist eines der ältesten Projekte – und hat bis heute Bestand. Entstanden aus der ökumenischen Vorläufergesellschaft „CBG mbH“ (Christliche Beschäftigungsgesellschaft) hat sich das Sozialwerk seit jeher in ganz unterschiedlichen Maßnahmen und Projekten auf die Fahnen geschrieben, (junge) Menschen in Lohn und Brot zu vermitteln beziehungsweise sie so lange zu beschäftigen und zu qualifizieren, bis sie wieder eine regelmäßige Arbeit haben.

„Eines unserer größten Probleme als Verein ist, dass die Politik seit einiger Zeit leider nur noch sehr kurzfristig denkt“, beschreibt der Vorsitzende Herbert Kaltenbach das für einen kleinen Verein mit 60 Mitgliedern doch schwierige Unterfangen, regelmäßig neue Fördertöpfe anzuzapfen beziehungsweise die zum Teil komplizierten und recht bürokratischen Förderverfahren zu bewältigen. „Wir hatten sehr viele gute und erfolgreiche Projekte in unserer Geschichte, die alle entweder in der Förderung ausliefen oder aus rein ökonomischen Gründen an die billigsten Anbieter vergeben wurden“, fordert er mehr Verlässlichkeit von der Landes- und Bundespolitik anstatt der Auflage immer neuer Programme mit immer höheren Hürden. „Damals wie heute müssen wir jetzt etwas tun, um Menschen auf dem Weg in den ersten Arbeitsmarkt zu unterstützen“, ist der Vorsitzende überzeugt, dass ansonsten die Zahl der Bürgergeld-Empfänger deutlich steigen wird.

Unterstützung im Alltag: Martina Becker hilft einem Klienten bei der Zubereitung des Mittagessens. Foto: Sozialwerk
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Zu den aus Kostengründen eingestellten Projekten zählen in Jülich beispielsweise das Gebrauchtmöbel- und Haushaltswaren-Kaufhaus „MuM – Möbel und Mehr“, in dem bis zu acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu regulären Löhnen sowohl im Verkauf als auch in der Logistik tätig waren – bezuschusst über die Maßnahme „Bürgerarbeit“. Mit der „ausbildungsbegleitenden Hilfe“ wurden junge Auszubildende von Lehrkräften und Pädagogen mit Erfolg auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet. Eine Chance für junge Menschen, trotz nicht immer gradliniger Schullaufbahn in der Arbeitswelt Fuß zu fassen, war auch die Einrichtung des Garten- und Landschaftsbaus. Die „Alten- und Familienhilfe“ hat weiterhin Bestand, da alle Angestellten ihr Einkommen selbst erwirtschaften können – den pflegenden Angehörigen steht über die Pflegekassen finanziert ein Entlastungsbetrag von maximal 125 Euro im Monat zu. Das Sozialwerk ruft für die Dienstleistung 25 Euro pro Stunde auf.

„Wir bieten eine Unterstützung und aktivierende Begleitung im Haushalt, sind aber keine Reinigungskräfte und dürfen nicht pflegerisch aktiv werden“, spricht Teamleiterin Martina Becker auch bei den Klienten Klartext. Sie selbst führt immer die Erstgespräche mit den Angehörigen und teilt das Team ein. „Wir sind für das Wohl der Menschen da. Nach einiger Zeit sind unsere Mitarbeiterinnen vertraute Gesichter, über deren Besuch man sich freut und die herzlich empfangen werden“, sagt sie. Jährlich werden alle Mitarbeiterinnen geschult, um auch Menschen mit Demenz betreuen zu können. Eingestellt wird den Leitsätzen des Sozialwerks folgend auch, wer ein gesundheitliches Handicap hat oder längere Zeit arbeitslos war. „Die Integration klappt dank einer guten Einarbeitung und Unterstützung meist sehr gut“, weiß Herbert Kaltenbach zu berichten.

Als Vorstand aktiv sind (von links) Schriftführer Bernd Bößem, Vorsitzender Herbert Kaltenbach Dr. Thomas Kreßner, 1. stellv. Vorsitzender (M), Dieter Kagermeier, 2. stellv. Vorsitzender, und Schatzmeister Frank Liemich. Foto: privat

Freiwillige vor

In Jülich ist das Sozialwerk einer von fünf Trägervereinen, die das „Café Gemeinsam“ betreiben. Es stellt etwa für Wohnungslose, Nichtsesshafte und einsame Menschen einen sicheren Hafen dar, in dem sie beispielsweise duschen und ihre Wäsche waschen können oder eine warme Mahlzeit sowie weitere Unterstützung und Beratung erhalten. „Wir würden uns freuen, wenn weitere Bürgerinnen und Bürger unsere Ziele durch eine Mitgliedschaft unterstützen“, rührt Herbert Kaltenbach die Werbetrommel für das Sozialwerk. Herzlich willkommen sind auch sozial eingestellte junge Menschen, die Interesse an einer Mitarbeit im Vorstand zeigen.

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Stephan Johnen
Kein Muttkrat, aber im Besitz einer Landkarte. Misanthrop aus Leidenschaft, der im Kampf für Gerechtigkeit aus Prinzip gerne auch mal gegen Windmühlen anreitet. Ist sich für keinen blöden Spruch zu schade. Besucht gerne Kinderveranstaltungen, weil es da Schokino-Kuchen gibt, kann sich aber auch mit Opern arrangieren.

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