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Schweiss

– eine eher unwillkommene Hautausscheidung für die, bei denen sie mit Arbeit verbunden ist. Andere wiederum begrüßen sie freudig als die ihre körperliche Tätigkeit bestätigende Erfolgsbegleitung im Fitnessstudio. Wie so oft liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.

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Zeichnung: Daniel Grasmeier
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Immerhin hat die evolutionäre Reduktion unseres Haarkleides und die Ausbildung von Schweißdrüsen als Schutz vor körperlicher Überhitzung per Verdunstung auch zu dem beigetragen, was wir heute sind. Man stelle sich vor, bei den derzeitigen Temperaturen (natürlich nicht in klimatisierten Räumen) seine Körpertemperatur hechelnd wie des Menschen bester Freund auf Überlebensniveau erhalten zu müssen – mit Corona-Maske! Paff! Zusammenbruch des Kreislaufs wie bei schon mal in praller Sonne im Auto eingeschlossenen Hunden, Kindern, Schwiegermüttern oder Erbonkeln.

Schon erstaunlich, wie diese kleinen Drüsen die Entwicklung der Spezies Homo gefördert haben und somit auch die des Gehirns. Obwohl anscheinend bei vielen erstere besser funktionieren als letzteres. Glücklicherweise sondert schlechtes Denken keinen entsprechenden Geruch ab, sonst würden uns sicherlich noch mehr Leute stinken. Wobei zu bemerken ist, dass frischer Schweiß nicht „riecht“, sondern erst nach einiger Zeit, wenn er sich zu zersetzen beginnt. Da hilft nur noch waschen und kein Deodorant, das hat dann eher den Effekt wie Red Bull gegen Mundgeruch. Vernünftige Körperhygiene könnte locker 90 Prozent der Sprays und Roller ersetzen, momentan könnte man sogar ganz auf sie verzichten, da man seinen Mitmenschen sowieso nur mit Abstand begegnen soll, und meist nur der Dunst innerhalb des eigenen Mund- und Nasenschutzes riechbar ist… Aromatherapie der eigenen Art. Dankenswerterweise schalten die Nasenrezeptoren nach wenigen Minuten gleichbleibenden „Reizes“ selbsttätig ab.

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Seltsam überhaupt unsere heutige ablehnende Haltung gegenüber dieser lebenswichtigen und harmlosen Substanz: Bei so nebensächlichen und meist unnützen Betätigungen wie Sport wird sie zwar mit Gewalt hervorgerufen, doch bei der Arbeit ist sie verpönt – und jedenfalls muss sie unverzüglich beseitigt werden: per Erfrischungsgel, -lotion, -tuch und was die Werbung sonst so an chemischen Keulen anbietet, wo Wasser, Seife und Handtuch genügen. Ganz anders die Einstellung unserer Altvorderen. Moses (3,19) forderte noch: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.“ …was ich nie verstanden habe – das Getreide anbauen, ernten, mahlen, backen, alles schweißtreibend… Okee – aber das Ergebnis transpirierend essen? Deswegen hat der Volksmund später wohl behauptet: Das sind tüchtige Leute, die beim Arbeiten frieren und beim Essen schwitzen! In Schillers „Glocke“ der Anspruch: „Von der Stirne heiß rinnen muss der Schweiß…“ Und, lesen Sie es auch? Da wird nur am Kopf geschwitzt. Nicht in den Achseln oder überhaupt. Hesiod (9. Jh. v.Chr.) verlautet neutraler: „Vor die Tugend setzten den Schweiß die unsterblichen Götter“, was im Zuge der Werteverschiebung zu „vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt“ wurde. Und da heute der Erfolg die Götter ersetzt hat, lässt man andere schwitzen, um selbst Erfolg zu haben.

Womit wir wieder beim Sport wären: Wann haben Sie das letzte Mal einen Fußballfunktionär schwitzen sehen? Uli Hoeness, als es eng wurde? Das war doch nur (k)alter Sch(w)eiß… Da hat sich doch nur einer in den Dienst der (allerdings höchst eigenen) Sache gestellt, wo soll sich denn da ein Unrechts- und überhaupt Bewusstsein einfinden? All die anderen Unbelangten werden irgendwann nach Corona vollklimatisiert in Qatar ihren Erfolg feiern und höchstens beim Essen Transpirationsanflüge bekommen.

Und weil ich gerade dabei bin: Schaffen Sie es, Donalds (wäre es doch nur der Duck, selbst Dagobert ist mir sympathischer) Tweets ohne Zorn- oder Angstschweiß zu verfolgen? Ich als bekennender „Sauna-Untensitzer“ triefe jedenfalls nach jedem seiner Er- und Aufgüsse. Vielleicht liegt es an seiner Kopfbehaarung, dass da ständig Überhitztes ausgestoßen werden muss – heiße Luft, die jegliche Form von Klima anheizt, wie man an seinem Umgang mit Demonstrationen überhaupt und seinem Gebaren gegenüber Menschen, deren Präsident er auch (!) ist, derzeit mal wieder bestenfalls kopfschüttelnd erleben muss. Über eine menschlich natürliche Temperaturregelung scheint er nicht zu verfügen. Das Hecheln eines Hundes, der sich als verzogener und verzüchteter Terrier gleichzeitig für Wolf und Herr hält. Und… Oh… Es tropft mir von der Stirne kalt in die Tastatur – Entschuldigung – ich muss duschen gehen…


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