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Soline Guillon

Viele Neuanfänge - eine Konstante: Noch einmal von vorne anzufangen gehört für die Musikerin zum Leben dazu.

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Soline Guillon. Foto: lamechky+
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Besançon, Lyon, Darmstadt, Jena und Jülich – noch einmal von vorn zu beginnen, gehört für Soline Guillon zum Leben dazu. Die musikalische Spielanweisung „da capo“ hat für die Organistin und Chorleiterin auch im Privatleben Bedeutung. „Ich habe vor 21 Jahren einen Wissenschaftler geheiratet, der berufsbedingt oft seine Stelle gewechselt hat“, berichtet die 42-Jährige. Und Soline Guillon zog mit, wenn ihr Mann seine Forschungen an anderer Stelle fortsetzte. Zuletzt führte der Weg nach Jülich, wo ihr Mann im Forschungszentrum ein Institut im Energiebereich leitet. Trotz aller Neuanfänge blieb neben der Familie auch immer eine ganz wichtige Konstante im Leben: die Musik.

„Ich konnte meinen Beruf immer ausüben. Für Musiker ist dies viel einfacher, da wir die Landessprache zunächst nicht beherrschen müssen“, berichtet Soline Guillon. Sie sprach bei ihrer Ankunft in Deutschland kein Wort Deutsch, integrierte sich dank der universalen Sprache der Musik aber unverzüglich und begleitete Gottesdienste in verschiedenen Evangelischen Gemeinden. Heute ist die 42-Jährige neben ihrer Tätigkeit als Organistin und Chorleiterin in der evangelischen Kirche Jülich auch als Korrepetitorin der Musikschule Jülich aktiv und begleitet Kinder und Jugendliche bei Konzerten oder Prüfungsvorspielen. Darüber hinaus arbeitet sie als Privatlehrerin und gibt Orgel- und Klavierunterricht.

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„In meiner Familie war niemand musikalisch“, blickt sie auf ihr sechstes Lebensjahr zurück. Damals lebte die ursprünglich aus China geflüchtete Familie nach Stationen in Kambodscha und Vietnam in Frankreich. Es war der Zeitpunkt, an dem die Musik Einzug in das Leben von Soline Guillon erhielt, über den Umweg der Flimmerkiste. Denn im französischen Fernsehen lief sonntags eine Sendung, in der Kinder Klavier spielten oder sangen. „Das möchte ich auch können“, dachte sich die Sechsjährige. Ihre Familie besaß zwar nicht viel Geld, aber das französische Schulsystem bot hervorragende Fördermöglichkeiten und die Schülerin besuchte parallel zur regulären Schule ein Konservatorium.

„Meine Eltern haben mich so gut wie möglich unterstützt, aber ihnen war wichtig, dass ich später die Wahl habe“, erklärt sie, warum Sie neben dem Konservatorium auch noch ihr Abitur machte. Sie studierte anschließend in der Schweiz und auch in den USA, als sie ihren Ehemann auf seinem früh eingeschlagenen wissenschaftlichen Weg begleitete. „Ich bin ein Mensch, der nicht gerne redet. Das ist nicht mein Ding“, sagt die Organistin, die Musik als ihre Sprache bezeichnet. „Mit Musik kann ich mich ausdrücken, mit Musik kann ich Menschen im Gottesdienst und bei Konzerten berühren. Wenn Wörter das Herz nicht erreichen, erreicht man es mit Musik.“

Obwohl sie nicht christlich aufgezogen wurde, entdeckte die Musikern ihren Glauben. „Glaube hat man oder nicht, man kann ihn im Laufe des Lebens entdecken. Die Religion, die man auswählt, hängt von den Leuten ab, die man trifft“, beschreibt sie ihren Weg. Und sie habe stets wunderbare Leute bei ihrem Ankommen in Deutschland in den Gemeinden getroffen. Auch zuvor, startend in einer Pfarrei in Frankreich, wo das Flüchtlingskind regelmäßig Orgel übte – und mit 17 die Gottesdienste begleitete.

„Musik und Wissenschaft haben gemeinsam, dass man das ganze Leben lang neugierig bleibt. Wir suchen immer etwas Neues, wollen uns weiterentwickeln“, blickt Soline Guillon auf die zurückliegenden Stationen mit ihrem Mann zurück, der zusätzlich auch Musik studiert hat. Es gebe immer etwas zu entdecken, neue Stücke und Komponisten, aber auch neue Aufgaben. In Jülich ließ sich die Musikerin für Chorleitung und Gesang ausbilden, stieß damit ganz neue Türen auf. Jülich ist übrigens nach der Kindheit in Frankreich der Ort, an dem sie bisher die längste Zeit ihres Lebens verbracht hat. An der Rur wurden ihre beiden Kinder eingeschult. „Sollten wir noch einmal umziehen, sind die Kinder schon aus dem Haus“, mutmaßt die 42-Jährige. Es freut sie, dass sowohl Vater als auch Mutter ihre Begeisterung für die Musik an Tochter und Sohn weitergegeben haben. Soline Guillon: „Ich glaube, dass alle Menschen eine besondere Gabe besitzen. Ich wünsche mir, dass alle Kinder die Chance haben, diese Gabe zu entdecken, zu entwickeln und zu entfalten. Denn so dienen wir einander in der Gesellschaft.“

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Stephan Johnen
Kein Muttkrat, aber im Besitz einer Landkarte. Misanthrop aus Leidenschaft, der im Kampf für Gerechtigkeit aus Prinzip gerne auch mal gegen Windmühlen anreitet. Ist sich für keinen blöden Spruch zu schade. Besucht gerne Kinderveranstaltungen, weil es da Schokino-Kuchen gibt, kann sich aber auch mit Opern arrangieren.

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