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Von Pils und Pilzen

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Abb. Sopio Kiknavelidze
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Das Pils, der Pilz – nicht nur Zeichensetzung kann Leben retten. Ob etwas nützlich, eklig oder tödlich ist, in diesem Fall manchmal nur ein kleiner Buchstabe am Ende, der den Unterschied macht. Aber auch bei den Pilzen gibt es solche und solche: essbare, die Gesundheit gefährdende oder heilende, berauschende, tödliche, dekorierende, glückliche, lästige und einfach nur widerliche. Wie fängt man da nun an? Ich frage mich ja immer, wie das wohl abgelaufen ist. Ist irgendwann ein Mensch vor Unzeiten auf die Idee gekommen: Oh, sieht lustig aus? Das pflücke ich mal ab und stecke es mir in den Mund? Und nur die, die die leckeren nicht tödlichen Pilze erwischt hatten, konnten dann davon erzählen? So richtig Darwin-Style? Wie viele Menschenleben brauchte es wohl, bis das klar katalogisiert war, welche essbar sind? Und kommt daher der Ausspruch Glückspilz? Weil es mal wieder einer lebend und Pilz kauend aus dem Wald geschafft hatte? Und wieso ist ausgerechnet der Fliegenpilz als einer der doch giftigeren Sorten ein Symbol für dieses Glück? Ist das ironisch gemeint? Wahrscheinlich hängt es wohl eher mit der Optik zusammen. Ein roter Schirm mit weißen Punkten sieht halt etwas ansprechender aus als einfach das Schlamm- oder Cremebraun eines Champignons. Wussten Sie übrigens, dass man sich im Internet auch Pilzzuchtsets bestellen kann? Also für die Essbaren. Für die am Fuß kann man immer noch am Abend eines betriebvollen Sommertags barfuß durch die Freibadumkleide laufen. Aber lassen wir das…

Pilzzucht benötigt gar nicht mehr wie in der Vorstellung vieler einen stinkigen Bollen Mist. Pilze kann man zuhause auch zum Beispiel auf Kaffeesatz ziehen. Anleitungen und Kulturen gibt es online viele. Der Kaffee trinkende Champignonzüchter ist beim Thema Nachhaltigkeit also ganz vorne dabei.

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Meine absoluten Lieblingspilze sind wohl die vom Weihnachtsmarkt, lecker würzig und mit einer guten Sauce. Für mich ein absolutes Seelenessen. Und schon wieder Champignons… Dabei gibt es so viele leckere Sorten vom Pfifferling über den Austernpilz zum Steinpilz. Ob Sie die selbst sammeln möchten, hängt wahrscheinlich auch von Ihrem Selbstvertrauen ab. Oder war das Gottvertrauen? Möglicherweise haben Sie aber auch eine sehr geliebte Schwiegertochter. Hören Sie gern im Podcast nach, was es damit auf sich hat.

Bestimmt wussten Sie schon, dass Pilze eine eigene Gattung sind, näher mit Tieren als mit Pflanzen verwandt? Besonders gefällt mir die Aussage, dass „Pilze wegen ihrer sesshaften Lebensweise von der Antike bis in das späte 20. Jahrhundert dem Reich der Pflanzen zugeordnet wurden“ (vgl. Wikipedia). Klar, der kleine Pilz hat sich entschieden, sesshaft zu sein, nachdem er vorher auf fröhlicher Wanderschaft war. Unter Gebrauch der Haut des Fliegenpilzes könnte man das unter Umständen auch heute noch bewundern. Vorsicht Scherz. Liebe Kinder, macht das bitte nicht nach! Es gibt Pilze, die berauschende Wirkung haben, soweit so korrekt. Hier ist es wie mit allen Drogen aber so: Die Dosis macht das Gift. Das ist bei Pilzen besonders schwierig einzuschätzen – deshalb Finger weg von Drogen, nüsch? Außer Kaffee, der geht. Vielleicht aber auch nicht täglich literweise. Aber dann klappt‘s auch wieder mit dem Champignons-Anbau im Keller. Wegen des Kaffeesatzes, Sie erinnern sich?

Der Fliegenpilz als Glückssymbol auch im Videospiel zum Beispiel. Jeder kennt die lustigen Pilze aus Super Mario, die Leben oder andere Boni bringen, springt man auf sie drauf.

Schockierend für mich auch die Nachricht, dass man sich seinen eigenen Haarpilz züchten kann, lässt man die Haare an der Luft trocknen. Social Media hat mir diesen furchtbaren Verdacht gebracht. Eine kurze Internetrecherche und diverses Kopfkratzen später die Gewissheit: Da Pilze ein feuchtwarmes Klima lieben, ist das natürlich ein prima Nährboden. Es handelt sich dabei allerdings um einen Hautpilz, der die Kopfhaut befällt, nicht die Haare. Wirklich bedenklich sind aber eher schlecht oder nicht gereinigte Werkzeuge bei Friseur oder Barbershop, die als Überträger gelten. Tipp Nummer eins also: Keine Friseure besuchen, die absolute Dumping-Preise aufrufen. Das bereuen Sie unter Umständen. Tipp Nummer zwei: Googlen Sie das nicht. Das bereuen Sie nämlich auf jeden Fall. Ürgs.

Pilze haben aber neben der Köstlichkeit noch andere durchaus positive Seiten. Penicillin beispielsweise, der Star unter den Pilzarten beziehungsweise ein Teil einer Pilzart, der bereits Ende des 19. Jahrhunderts erstmalig entdeckt und dann Anfang des 20. Jahrhunderts durch Alexander Fleming bekannt gemacht wurde und seither ungezählt vielen Menschen das Leben rettet(e).

Und auch ein gutes Bier könnte man ohne eine Pilzart, nämlich den Hefepilz, nicht genießen. Für den Braugang essentiell; ob zwingend erforderlich kann ich Ihnen nicht beantworten. Dann müssten Sie vielleicht einen Braukurs besuchen, wie es die Studierenden am Campus Jülich teilweise tun. Sicherlich könnten die mich abschließend erhellen. Möglicherweise ziehe ich nun los und gönne mir ein solches kühles Helles. Allerdings wohl eher ein Kölsch. Von Pils bekommt man so oft einen Pelz auf der Zunge, finde ich. In diesem Sinne: Prost!

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Andrea Eßer
In Jülich geboren und dann nach der Schule ab in den Süden zum Studium der Wortjonglage. Nach einer abwechslungsreichen Lehrzeit mit den Prominenten dieser Welt, überwog das Heimweh nach dem schönen Rheinland und Jülich im Speziellen. Deckname Lottofee, liebt ihre Familie, Süßigkeiten, Kaffee, alles Geschriebene und Torsten Sträter. Anfällig für sämtliche Suchtmittel (nur die legalen natürlich). Hat schon mal eine Ehrenurkunde gewonnen und ihre erste Zeitung bereits mit zehn Jahren herausgegeben. Hauptberuflich strenger Händchenhalter eines Haufens vornehmlich junger Männer. Der Tag hat notorisch zu wenige Stunden für alle Pläne und kreativen Vorhaben, die meiste Zeit etwas verwirrt.

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