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Am Niklasabend muss es sein

Jülich im Blick einer Fürstin

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Abb.: Thomas Rowlandson, Blick auf den Jülicher Marktplatz, Aquarell, 1791 (Original und Foto: Yale Canter for British Art, Paul Mellon Collection)
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Über Jahrhunderte bildete Jülich einen wichtigen Etappenort. Unzählige Reisende nutzten die Stadt mit ihrer Poststation für eine Rast. Hierzu zählte auch die Fürstin Pauline zur Lippe (1769–1820) im Jahr 1807. Früh verwitwet, setzte sie sich in den stürmischen Zeiten der Revolutions- und Befreiungskriege resolut und erfolgreich für das Überleben ihres kleinen Herrschaftsgebiets ein. 1807 reiste sie deshalb von Detmold nach Paris, um persönlich bei Kaiser Napoleon I. vorzusprechen. Mit der Gründung des Rheinbundes 1806 hatte sich das Heilige Römische Reich Deutscher Nation aufgelöst. Zahlreiche Herrschaften verschwanden von der Landkarte und gingen in größere Strukturen auf. Das Fürstentum Lippe war dem Rheinbund beigetreten, seine Eigenständigkeit war damit aber noch nicht gesichert. Streitigkeiten zwischen Lippe und dem benachbarten Fürstentum Schaumburg-Lippe machten die Unterredung mit Napoleon unumgänglich. Am 22. Oktober 1807 fand diese dann tatsächlich auf Schloss Fontainebleau statt.
Auf der Hinreise war Pauline zur Lippe am 12. Oktober 1807 durch Jülich gekommen. In ihrem Reisetagebuch hält sie dazu fest: „In zwey Stunden rollte der Wagen (von Köln) bis Bergheim, wo wir … schnell Pferde wechselten und nach Jülich weiter fuhren. Es ist ein freundliches Städtgen, heiter und angenehm mit einem großen Marktplatz, auf dem wir umhergiengen, und mit Festungswerken, an welchen stark gearbeitet wurde.“
Zu dieser Zeit arbeitete das französische Militär an einem Ausbau der Festung Jülich mit dem Brückenkopf auf dem linken Rurufer und einem Kranz von vorgeschobenen Vorwerken, sogenannten Lünetten, um die Stadt herum.
Auf ihrer Rückreise kam Pauline zur Lippe am 5. Dezember 1807 wieder durch Jülich: „… um 1 Uhr (kamen wir) nach Jülich … Wir verweilten eine Stunde, die Wirthin wollte uns (ü)bereden, dort zu übernachten, weil St. Nicolaus tag sey, wo alle Aeltern den Kindern flimmernde Bäume, Geschenke und Gaben austheilen; es wäre dann gar zu hübsch, hinter den Scheiben alle die Erleuchtungen der verschiedenen Häuser zu sehen, wann man die Straßen auf- und abgienge. … Auch sie wollte ihre Kinder beschenken … so kaufte ich mir ein Morgenkleid zu Ehren des heiligen Nicolaus und zum Andenken Jülichs. Nicht so vollkommen gelang es dem (mitreisenden Detmolder) Regierungsrath, er hatte Sämereyen und Kornarten, ungewöhnlich im Vaterlande, gesammlet und auch schon auf der Hinreise vorzügliche Zwiebeln hier auf dem Markte zu bemerken geglaubt. … mit dem Zwiebeleinkauf war es Ernst. Wir waren kaum in Jülich, so spazierte er auf den Markt, kaufte schnell und fand – es war Knoblauch und konnte des Wohlgeruchs wegen nicht mitgenommen werden!“

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Guido von Büren
Eine echte Muttkrat und mit unbändiger Leidenschaft für Geschichte und Geschichten, Kurator mit Heiligem Geist, manchmal auch Wilhelm V., Referent, Rezensent, Herausgeber und Schriftleiter von Publikationen, Mitarbeiter des Museums Zitadelle und weit über die Stadtgrenzen hinaus anerkannter Historiker, deswegen auch Vorsitzender der renommierten Wartburg-Gesellschaft

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