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Aus dem Tagebuch von Robert S.

Dienstag 08.02.2005

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Geschichte zum Lazarus Strohmanus / Foto: HERZOG
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Die Johanna von schräg gegenüber hat uns heute mal wieder sowas von genervt, das geht auf keine Kuhhaut. Hat die doch echt behauptet, der Lazarus Strohmanus wäre eigentlich eine Frau, weil so viele Sünden könnte kein Mann tragen, so viel können nur Frauen ertragen, denn die sind das viel eher gewöhnt. Der Uli hat ihr dann nur gesagt, dass sie keine Ahnung hätte, denn wenn der Lazarus eine Frau wäre, dann würde er ja Luzia oder so heißen, hätte ne Hakennase und würde im Hexenturm eingesperrt. Der Lazarus ist ein Mann, denn ein Mann flößt einem mehr Respekt ein, da er eine laute Stimme hat und kräftiger gebaut ist, was sich besonders beim Tragen der Sünden als vorteilhaft erweist. Und dann hat sie keine Argumente mehr gehabt, typisch, aber einen Beweis hat sie gefordert. Sie würde es uns erst glauben, wenn wir es ihr beweisen würden. Na ja, nichts leichter als das, hab ich mir gedacht und hab sie gefragt, was ich denn bekäme, wenn ich ihr den Beweis bringe. Wirst schon sehen, rief sie mir zu und lief nach Hause. Der Uli schaute mich an wie Pik sieben, und dann erklärte ich ihm meinen Plan. Ist doch ganz einfach, wir schnappen uns den Lazarus.

Wir verabredeten uns für den Abend, erzählten, wir würden zum Angeln nach Kirchberg fahren und fuhren zur Stadionbrücke und legten uns auf die Lauer. Fünf Minuten nach dem Feuerwerk sahen wir ihn dann angeschwommen kommen, doch der Fisch biss nicht an, unsere Haken griffen immer wieder, aber wir schafften es nicht, den Kerl zu bergen. Immer wieder riss der Stoff oder das Stroh, der Kerl war zu schwer. Ich versuchte ihn mit der Angel ans Land zu manövrieren und stand schon mit den Stiefeln im Wasser, aber der Kerl hatte sich wohl so richtig volllaufen lassen, bei dem Schicksal sei es ihm gegönnt, jedenfalls wog der jetzt locker das Dreifache. Ich fluchte und Uli fluchte, aber noch gaben wir nicht auf. Wir rannten die Rur runter und suchten eine geeignete Stelle, da wo vor zwei Wochen die alte knorrige Eiche in die Rur gekippt ist. Und als hätte ich es vorher gewusst, an ihr kam der Strohsack nicht vorbei. Ich kletterte den Stamm entlang und befreite den Strohmanus aus den Ästen, band das eine Ende des Seils um ihn und Uli zog ihn ans Ufer. Ich schaute siegessicher zu und genoss diesen Moment, doch als ich aufstand, als hätte der Teufel seine Finger im Spiel gehabt, verfing ich mich in einem Ast und plumpste in die eiskalte Rur. Uli lachte sich am Ufer kaputt und brauchte dann aber Gott sei Dank nur fünf Sekunden, bis er die Lage gepeilt hatte. Er löste das Seil vom Lazarus und warf es mir zu und zog mich so schnell er konnte ans Ufer. Mir war kalt, so kalt, kalt ist gar kein Ausdruck, so fühlt man sich wahrscheinlich, wenn man mit Pinguinen und Eisbären um die Wette schwimmt. Dann packten wir den Lazarus, entfernten seine Männlichkeit mit meinem Taschenmesser und fuhren schnell zurück in die Stadt.

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Morgen werde ich Johanna den Beweis bringen und dann bin ich gespannt. Wahrscheinlich wird sie die ganze Geschichte nicht glauben, so sind sie eben, aber wenigstens hatten Uli und ich ein cooles Abenteuer und ich hätte nicht gedacht, dass er so riesig ist….

Robert S.


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