Start Magazin Geschichte/n Mahnung, sich nicht dem Leid und Schmerz zu entziehen

Mahnung, sich nicht dem Leid und Schmerz zu entziehen

Zum Volkstrauertag als Gedenktag zur Mahnung zur Versöhnung, zur Verständigung und zum Frieden trafen sich Vertretungen der Stadt, der Katholischen und Evangelischen Kirche, des Gymnasiums Zitadelle sowie der Freiwilligen Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks (THW), des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), des Malteser Hilfsdienstes (MHD), der Bundeswehr, des Sozialverbandes Vdk und des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf der Jülicher Kriegsgräberstätte.

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Gedenken auf dem Ehrenfriedhof zum Volkstrauertag. Foto: Arne Schenk
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„Die Herstellung, Bewahrung und Verteidigung des Friedens ist die höchste Kunst. Menschenwürdiges Leben ist nur in Frieden und Freiheit möglich. Dies ist unsere Aufgabe, heute, morgen und übermorgen“, betonte der stellvertretende Bürgermeister Christian Klems auf dem Jülicher Ehrenfriedhof zum Volkstrauertag. Wenn es ein Vermächtnis der Toten an die Lebenden gebe, dann sei es dies.

Der Krieg, der über Jahrzehnte nur noch in der Familienerinnerung überdauerte und ansonsten wie die Kreuze vor Ort zu Stein erstarrt zu sein schien, sei plötzlich wieder eine sehr reale Bedrohung. Dies unterstrich Elke Wenzel, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Jülich, indem sie den ukrainischen Schriftsteller Serhij Schadan (Serhiy Zhadan) zitierte. Dieser bemerkte kurz nach Kriegsanfang, die Europäer sollten sich keine Illusionen machen, dass der russische Angriffskrieg ein lokaler Konflikt sei, der tags darauf zu Ende sein würde. Dies sei der 3. Weltkrieg.

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Darüber hinaus mahnte sie, sich dem unfassbaren Leid und Schmerz all derjenigen, die von Krieg und Gewalt betroffen seien und ihnen nicht entkommen können – darunter die von der Hamas Überfallenen in Israel über die im Gaza-Streifen Verhungernden bis zu den vor Bomben fliehenden im Libanon, nicht zu entziehen. Anhand eines Fotos von einem ukrainischen Soldatenfriedhof mit einer schier unfassbaren Menge an wehenden Fahnen – eine für jeden gefallenen Soldaten – habe sie überwältigt und erschüttert, obgleich es nur ein Foto sei. „Schlagartig wurde mir klar, dass in der Ukraine der Schmerz nicht versteinert ist und nicht verblasst, sondern immer wieder frisch und lebendig ist.“

Pfarrerin Elke Wenzel stellte die Bezüge zur Gegenwart her. Foto: Arne Schenk

Unter Gott – egal ob er Allah, Jahweh oder, wie Jesus es gesagt hat, Abba (Vater) heißt – seien wir alle seine Kinder, erklärte Pfarrer Hans-Otto von Danwitz von der katholischen Pfarrei Heilig Geist und stimmte mit den Anwesenden das Vaterunser an. Damit beschwor er die Gleichheit aller Menschen so, als nehme der die Verteidigung von Werten wie Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Respekt und Toleranz aus einem Zitat wieder, das Christian Klems zuvor von dem Präsidenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Wolfgang Schneiderhahn übernommen hatte.

In diesem Zitat sprach Klems ebenso an, das „nie wieder“ auch heiße, dem Hass heute entschlossener den je entgegenzutreten, sich rechtem Gedankengut zu widersetzen und Zivilcourage zeigen und so für den Frieden einzustehen. Da die Überlebenden des Zweiten Weltkrieges und der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten nach und nach verstummen, sei es wichtig, dass sich die junge Generation für die Erinnerung an das Grauen des Krieges einsetzt und sie wachhält. Dieser Hoffnung kam die Schülervertretung des Gymnasiums Zitadelle nach. Clara Ebert und Maurice Dorn rezitierten Bertold Brechts Gedicht „An die Nachgeborenen“.

Anschließend legten Vertretungen der Bundeswehr, des Sozialverbandes Vdk, des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und der Stadt Jülich Kränze an der Kriegsgräberstätte an der Linnicher Straße ab. Die melancholischen Trompetenklängen von Linus Leibold sorgten dafür, dass die eindringlichen Worte der Rednerinnen und Redner einen Nachhall in den Köpfen fand und noch eine Zeitlang weitertrugen.


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