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Ben Brooks – Nachts werden wir erwachsen

„Ich bin jung und nur ein bisschen ängstlich.“

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Ben Brooks, Nachts werden wir erwachsen
Ben Brooks, Nachts werden wir erwachsen
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Ist das ein Buch für Jugendliche oder für Erwachsene? Ein Buch für die Facebook-Generation? Als Jugendroman ist es nicht erschienen, doch der 17-jährige Protagonist und der erst 20-jährige Autor legen es geradezu darauf an, als Jugendbuch gelesen zu werden.

Ben Brooks | | Foto: Charlotte Adlard
Ben Brooks | | Foto: Charlotte Adlard

Der 17-jährige Jasper ist ein blasierter Ignorant dessen Tun und Denken fast ausschließlich um Sex, Alkohol und Drogen kreisen. Er lebt in einer englischen Kleinstadt, weiße Mittelschicht, in der Jetztzeit. Jasper geht von Party zu Party, lernt für die Abschlussprüfung (meistens nicht), zieht sich Ketamin rein und hört Strawinskys „Feuervogel“, entjungfert die dicke Abby und bangt lange, dass sie schwanger geworden sein könnte. Sein un-

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erreichter Schwarm heißt Georgia Treely und seine beste Freundin und Vertraute Tenaya. Ganz nebenbei schreibt er an seinem ersten Roman.

„Wenn etwas super gelaufen ist, heißt das, ich hatte Sex, war betrunken und habe von einer Droge so viel genommen, dass alle Wirkungen auftraten, die ich in Sozialkunde gelernt habe.“

Bei aller Großkotzigkeit und Oberflächlichkeit, die man beim Lesen manchmal nur noch schwer ertragen kann, schleicht sich in seinen Drogendauerrausch Empathie und Verantwortung ein, wenn es um Tenaya geht. Hier trumpft er nicht mit markigen Sprüchen auf, hier zeigt er Ratlosigkeit, echte Zuwendung und (in Maßen) Verantwortlichkeit.

Ben Brooks ist ein außergewöhnliches Buch über die Orientierungslosigkeit und Wirren des Erwachsenwerdens gelungen, das mit einem anderen Ton auskommt, das es in sich hat, ohne tiefgründige Feststellungen zu polemisieren. Vielmehr ist es die beschriebene Nahaufnahme von ca. vier wöchigem Erleben, um der Monotonie einer verschwendeten Zeit zu entgehen.

Der Roman ließ mich nicht los, immer wieder habe ich ihn aus der Hand gelegt, weil mir das stete Kreisen um Alkohol, Sex und Drogen zu viel wurde. Andererseits entwickelt der Autor mit übermütigen und poetischen Sprachbildern, lakonischen Sätzen und dem Tempo der Handlung eine Sogwirkung, der ich mich nicht entziehen konnte.

Fazit: Lesen! Ein mitunter zynisches aber unterhaltsames Buch, bei dem das Lachen bitter klingen kann. Ein Buch, das polarisiert!

Manuela Hantschel


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