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Duft-Geschichte(n) zwischen Fiktion und Fakten

Eine Duft-Lesung von und mit Dr. Ina Knobloch anlässlich des Welttag des Parfüms.

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Promovierte mit Faible für Parfüm und Prosa: Dr. Ina Knobloch. Foto. Andrea Eßer
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Trotz fast schon tropischer Temperaturen im Lesesaal der Stadtbücherei fand die Lesung von Dr. Ina Knobloch vor nahezu ausverkauften Reihen statt. Birgit Kasberg, die Leiterin der Stadtbücherei Jülich und ihr Team hatten sich eine Lesung anlässlich des Welttag des Parfüms gewünscht und was passt da besser als ein Buch beziehungsweise eine Buchreihe zum Thema Parfümerie und Duft. Die historischen Vorbilder der beiden bisher erschienenen Bücher der Frankfurter Autorin stammen aus Italien, lebten und arbeiteten aber in Köln, ganz in der Nähe also. Der Erfinder des Eau de Cologne schuf dort vor etwa 300 Jahren den Grundstein für eines der bekanntesten Parfümhäuser weltweit. Nein, die Rede ist nicht vom vor allem in Deutschland bekannten Haus 4711.

Es geht um die Parfümerie Farina, verortet gegenüber des Jülich Platzes in Köln, die seit nun mehr über 300 Jahren immer noch am gleichen Ort (auch wenn der mittlerweile etwas anders heißt) und in heute achter Generation im Familienbesitz und -führung ist. Als Vertreter des Hauses war am Freitag diese achte Generation in Person von Johann Maria Farina vertreten, um die Autorin Ina Knobloch mit Fachwissen rund um die Naturduftstoffe und historische Daten rund um seinen gleichnamigen Vorfahren und gleichzeitigen Antagonisten des Buches zur unterstützen. Deshalb gab es immer nach einem unterhaltsamen Häppchen aus dem Buch „Farina – Der Parfümeur von Köln“ auch eine kurze Duftprobe passend zum Text -von Bergamotte über Moschus zu Kakao und Amra war alles dabei.

Foto: Andrea Eßer
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So war schon nach recht kurzer Zeit der ganze Saal erfüllt von den verschiedenen Düften, während sich in den Köpfen alles um eben jenen jungen ersten Giovanni Maria Farina drehte. Dieser hatte 1709 zu Ehren einer Angebeteten das so von ihm genannte Aqua Mirabilis, das erste leichte und erfrischende Duftwässerchen, erfunden. Zu jener Zeit eine absolute Neuerung, trug man eher schwere tragende Düfte, um die Tatsache zu überdecken, dass Waschen eher zu nicht zu einem angesagten Tun der Zeit gehörte. Für den jungen Farina eine schwierige Sache war er doch mit der sogenannten perfekten Nase ausgestattet. Laut dem heutigen Namensträger allerdings eher keine zwingende Eigenschaft für einen guten Parfümeur, entstünden Düfte doch eher im Kopf und der Fantasie und müssten dann in die Wirklichkeit übersetzt werden, wozu heutzutage eher Chemie Kenntnisse praktisch bis vonnöten wären, so Johann Maria Farina. Die neunte Generation des Hauses steht übrigens auch schon in den Startlöchern, nach langer Zeit wird wieder eine Frau die Geschäfte der Zukunft des Hauses Farina führen. Seine Tochter habe ihr Chemie Studium fast abgeschlossen, so erzählt der momentane Geschäftsführer.

Dr. Ina Knobloch erzählt in ihren Büchern die Geschichte des Ahnen und Gründers, basierend auf den wahren Fakten, recherchiert vor allem im Archiv der Farinas, aber eben auch ergänzt durch fiktive Handlungen und Figuren. „Sonst wäre es ja ein Sachbuch und unter Umständen auch ein bisschen langweilig“, so die Autorin verschmitzt. Langweilig muten die Erzählfragmente in der Lesung kein bisschen an, eher im Gegenteil. Alles in allem auf jeden Fall ein gelungener Abend, der sowohl Lust auf die Romane als auch auf einen Besuch im Museum Farina in Köln macht.

Bücherei-Leiterin Birgit Kasberg(l) und Autorin Ina Knobloch rahmen den Parfümeur-Nachfragen Johann Maria Farina (M) ein Foto: Andrea Eßer

Alle Bücher von Dr. Ina Knobloch sind sowohl im Buchhandel erhältlich als auch in der Jülicher Stadtbücherei zum Ausleihen.
Die Lesung war Teil des vom Deutschen Literaturfond ins Leben gerufenen Programms 1000 (Wieder)Begegnungen mit Autorinnen und Autoren nach Corona. Eine Förderung, die gerade auch für kleineren Institutionen mit nicht so großem finanziellen Spielraum wie Stadtbüchereien ein Segen sind.

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Andrea Eßer
In Jülich geboren und dann nach der Schule ab in den Süden zum Studium der Wortjonglage. Nach einer abwechslungsreichen Lehrzeit mit den Prominenten dieser Welt, überwog das Heimweh nach dem schönen Rheinland und Jülich im Speziellen. Deckname Lottofee, liebt ihre Familie, Süßigkeiten, Kaffee, alles Geschriebene und Torsten Sträter. Anfällig für sämtliche Suchtmittel (nur die legalen natürlich). Hat schon mal eine Ehrenurkunde gewonnen und ihre erste Zeitung bereits mit zehn Jahren herausgegeben. Hauptberuflich strenger Händchenhalter eines Haufens vornehmlich junger Männer. Der Tag hat notorisch zu wenige Stunden für alle Pläne und kreativen Vorhaben, die meiste Zeit etwas verwirrt.

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